Unfallprävention fordert Temporeduktion

Rückenwind für Luzerner Tempo-30-Begehren

Die Bernstrasse gehört zu den Verkehrs-Hotspots der Stadt Luzern. (Bild: giw)

Hauptverkehrsachsen im Tempo-30-Regime: Bis vor kurzem noch undenkbar, heute in und um Luzern explizit gefordert. Jetzt bekommt das Anliegen auch noch Rückendeckung von der Beratungsstelle für Unfallverhütung. Sie fordert, dass Tempo 30 innerorts zur Norm wird.

In einem Punkt ist man sich einig: Niemand will mehr Unfälle auf Schweizer Strassen sehen. Letztes Jahr wurden 187 Menschen bei Strassenverkehrsunfällen getötet, 3’639 wurden schwer verletzt. Bei der Frage, wie man diesem Problem entgegentreten soll, hört's dann schnell auf mit der Einigkeit. Und kaum eine diskutierte Massnahme spaltet derart tief wie die Idee, Tempo 30 auf Hauptverkehrsachsen einzuführen.

Was vor wenigen Jahren noch ein absolutes Tabu war, ist heute punktuell schon Realität. Mehrere Gemeinden im Kanton Luzern wollen derzeit auf ihren Hauptachsen Tempo 30 einführen (zentralplus berichtete). Sie erhalten nun Rückenwind von der nationalen Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU).

Mehr Tempo-30-Zonen, mehr Tempo-30-Strecken

Auf Bundesebene läuft derzeit die Vernehmlassung zur Revision des Strassenverkehrsrechts. Die Vernehmlassung läuft zwar noch bis Mitte Dezember, die BFU wendet sich in diesem Rahmen aber schon jetzt mit einem Appell an die Öffentlichkeit.

Gefordert wird nichts Geringeres als ein «Paradigmenwechsel in der Verkehrsplanung» – zu deutlich mehr Tempo-30-Regimen. «Der Fokus darf nicht ausschliesslich auf siedlungsorientierten Strassen liegen», heisst es in der Stellungnahme der BFU. «Vielmehr müssen – wo es die Verkehrssicherheit erfordert – auch Hauptverkehrsachsen einbezogen werden, die aber vortrittsberechtigt bleiben.» Dies im Gegensatz zu Tempo-30-Zonen, die speziell markiert und baulich verengt werden und in denen man die Fussgängerstreifen entfernen muss.

BFU: Zahl der Verletzten liesse sich halbieren

Diese Haltung ist auch für die BFU selbst ein Paradigmenwechsel – bisher hat sie stets das 50/30-Modell (50 auf Hauptstrassen, 30 auf Quartierstrassen) vertreten. Die neue Haltung wird mit dem Potenzial für mehr Verkehrssicherheit begründet. So sei etwa das Sterberisiko für Fussgänger bei einer Kollision mit 50 Kilometern pro Stunde sechsfach höher als bei 30 km/h.

Laut BFU werden auf Tempo-50-Strecken jährlich 1’900 Personen schwer verletzt. Diese Zahl liesse sich, durch eine «konsequente Einführung von Tempo 30», mindestens halbieren. Im Rahmen der Revision des Strassenverkehrsrechts würde sich nun die Gelegenheit bieten, um die Bestimmungen zur Einführung von Tempo-30-Anordnungen zu vereinfachen, so die Forderung des BFU.

TCS warnt vor falschem Sicherheitsgefühl

Die Stadt Luzern pocht aus Sicherheitsgründen auf die Einführung von Tempo 30 – jedoch explizit keine Tempo-30-Zone – auf der Bernstrasse. Da es sich um eine Kantonsstrasse handelt, fällt sie in den Zuständigkeitsbereich des Kantons. Dieser sieht die Notwendigkeit zu handeln, will dies aber erst in ein paar Jahren angehen (zentralplus berichtete).

«Insbesondere Fussgänger wähnen sich auf solchen Abschnitten in einer falschen Sicherheit. Schwere Unfälle sind vorprogrammiert, das darf nicht sein.»

Alexander Stadelmann, Geschäftsführer TCS-Sektion Waldstätte

Ob Tempo-30-Strecken tatsächlich der grosse Wurf in Sachen Unfallprävention sind, bezweifelt der TCS. «Tempo-30-Zonen in Quartieren machen absolut Sinn und sind unbestritten. Nicht so Tempo-30-Strecken. Dabei handelt  es sich um Strassenabschnitte auf Hauptverkehrsachsen, auf denen lediglich die Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h auf 30 km/h angepasst wird. Bauliche Massnahmen finden keine statt», sagt Alexander Stadelmann, Geschäftsführer TCS-Sektion Waldstätte, gegenüber zentralplus. «Insbesondere Fussgänger wähnen sich auf solchen Abschnitten in einer falschen Sicherheit. Schwere Unfälle sind vorprogrammiert, das darf nicht sein.»

Zudem befürchtet Alexander Stadelmann, dass Tempo-30-Strecken unweigerlich zu mehr Schleichverkehr in den Quartierstrassen führen wird. 

Tatsache ist, dass auf verkehrsberuhigten Quartierstrassen heute noch zu oft am Tempolimit gekratzt wird: Gemäss einer Messung der BFU hielten sich über die Hälfte der Motorfahrzeuge nicht ans vorgegebene Tempolimit (zentralplus berichtete).

Die Vernehmlassung zur Revision des Strassenverkehrsrechts läuft noch bis am 12. Dezember. Wie sich Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga zur Forderung nach mehr Tempo 30 äussern wird, bleibt abzuwarten.

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5 Kommentare
  • Profilfoto von Rabbit
    Rabbit, 19.11.2020, 18:24 Uhr

    @Andy Bürkler: Sehr konstruktive Begründung – ganz typisch für einen Ewiggestrigen. Logik und Wissenschaft werden ausgeblendet, Hauptsache das höchstsensible Autoliebhaberherz wird nicht verletzt.

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  • Profilfoto von Andy Bürkler
    Andy Bürkler, 19.11.2020, 16:49 Uhr

    Ja, ja, immer härter! Immer fieser! Macht uns fertig!!!!!
    Die linksgrünen Sadisten sind fast am Ziel und die Leute klatschen noch dazu!
    Die meisten Linken gehören zum Psychiater, nicht in die Politik.

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    • Profilfoto von Der Psychologe
      Der Psychologe, 19.11.2020, 17:23 Uhr

      @Andy Bürkler: Spannend scheint mir ihre Wortwahl in diesem Zusammenhang. Es kann Anzeichen geben dass Sie in Ihrer wutbürgerlichen Äusserung, selber sadistische Begehren pflegen. Ist immer schwierig wenn die Sache aus dem Ruder läuft und nicht sachlich diskutiert wird. Sie schiessen sich einfach Mal drauf los, weil Sie anscheinend Wut angestaut haben. Mein Tipp: lassen sie sadistischen Druck bei einer SM Fachperson ab 😉

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    • Profilfoto von Melchior
      Melchior, 19.11.2020, 17:56 Uhr

      An Kuriosität kaum zu übertreffen, Ihr Kommentar. Politiker verschiedenster Gemeinden tun, wofür sie gewählt wurden, nämlich die Interessen Ihrer jeweiligen Bevölkerung vertreten – keine nur «linksgrüne», städtische Bevölkerung übrigens, sondern auch jene aus z. B. aus Malters, Schongau und Adligenswil, letztere seit diesem Jahr mit SVP-Gemeindepräsident – und Sie jammern hier rum, als gäbe es ganz bösartige Anti-Autofahrer-Verschwörung, eine die es auf Sie persönlich abgesehen hat wohl gar. Sie existiert aber nicht, diese Verschwörung. Die Anwohner der betroffenen Strassen und Quartiere haben ganz einfach andere Probleme als Sie, Probleme und Risiken, für die SIE sich aber halt leider nicht interessieren. (…Wer «quält» hier wen? Nicht, wenn schon, die Autoflut die ansässige Bevölkerung? Würden Sie sich für die Leute vor Ort interessieren, so würden Sie vielleicht merken, dass man auch Sie – natürlich, es wäre genauso kindisch überzogen! – einen Sadisten schimpfen könnte! )

      Ist es möglich, dass Sie sich etwas gar zu sehr um sich selbst drehen? Und haben Sie sich allenfalls in eine kleine, gar simple «LINKSGRÜN IST BÖSE!» Paranoia manövriert? …Sie können sich gerne selber Hilfe zukommen lassen, aber gesamt Linksgrün zum Psychiater zu schicken, das steht Ihnen nicht zu.

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    • Profilfoto von Rudolf
      Rudolf, 21.11.2020, 06:03 Uhr

      Die Redaktion hätte Ihre Beleidigungen und Sie seit 2 Tagen löschen müssen.

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