Vier Luzerner Clubs starten Offensive zur Belebung

«Rue de Sauvage»: Baselstrasse soll wieder wild werden

Die Luzerner Baselstrasse in der Nacht. (Bild: zvg/Hugofilm)

Die Baselstrasse ist in aller Munde, seit schweizweit der Dokfilm «Rue de Blamage» läuft. Doch die Strasse hat mehr zu bieten als scheiternde Existenzen. Deshalb lancieren vier Kulturlokale die Aktion «Rue de Sauvage». Aus ihrer Sicht wurde es in der Strasse zu ruhig.

Die ganze Schweiz schaut momentan auf die Baselstrasse. Der Dokumentarfilm «Rue de Blamage» von Regisseur Aldo Gugolz läuft mit grossem Erfolg in den Schweizer Kinos (zentralplus berichtete). Man staunt über zugelaufene Putzsklaven, leidet mit Strassenmusiker Daniele Martin und lacht über allerlei Skurrilitäten im Film.

Der Film zeichnet ein packendes Bild der Strasse, in der die halbe Welt zu Hause ist und ihren Platz findet. Was man weniger sieht, sind die kulturellen Bemühungen in der Strasse, die über die Jahre immer mehr Früchte tragen und das Nachtleben bereichern.

Das Scheinwerferlicht nutzen

Vier Protagonisten nutzen deshalb das Scheinwerferlicht und lancieren die neue Aktion «Rue de Sauvage» – zu deutsch: wilde Strasse. Damit wollen sie die Strasse beleben und nehmen provokativ den Filmtitel auf die Schippe. «Die Baselstrasse ist alles andere als eine Blamage», schreiben die vier Kultur-Lokale El Barrio (Ex-Bar Berlin), Gewerbehalle, Kaffee Kind und Klub Kegelbahn.

Das grosse «B» an der Lädelistrasse 6 bleibt. Aus der Bar Berlin wurde El Barrio.

Das grosse «B» an der Lädelistrasse 6 bleibt. Aus der Bar Berlin wurde El Barrio.

(Bild: jav)

Sie alle liegen an der Baselstrasse oder knapp daneben – und geben sich nicht zufrieden mit gängigen Beschreibungen wie «Betonschlucht», «Schlauch», «Untergrund» oder gar dem der «gefährlichsten Strasse der Schweiz», wie der «Blick» einst zu wissen meinte.

Gegen die Tristesse

Ihr Ziel ist es, das bunte und wilde Leben der Strasse zu zeigen, wie es sich Wochenende für Wochenende abspielt. Jeden ersten Donnerstag im Monat lancieren sie deshalb neu eine gemeinsame Veranstaltung, um die Baselstrasse zu feiern und wieder mehr in die Köpfe der Luzerner zu bringen.

«Die Baselstrasse ist weniger in als noch vor zwei Jahren.»

Barbara Glenz, Gewerbehalle

Sie wollen dem Bild der Tristesse, das der Film vermittelt, etwas entgegenhalten: «Im Dokumentarfilm ist die Baselstrasse in erster Linie Heimat gescheiterter Existenzen am Rande der Gesellschaft. Aber da gibt es noch viel mehr zu entdecken», schreiben sie auf ihrem Flyer.

Jeder kann Teil davon werden

Am 4. Mai findet bereits die erste Runde der «Sauvage» statt. Es beginnt mit einer Apéro-Party im Kaffee Kind, geht mit einem Töggeliturnier im El Barrio weiter, danach wartet ein Nachtessen in der Gewerbehalle und es dauert bis in die Nacht hinein mit Konzerten und Partys in den Lokalen.

Doch die vier Clubs wollen nicht unter sich bleiben und rufen jeden dazu auf, «Teil des Programms zu werden und die Strasse zu beleben». Ob Kochen, Lesungen oder Strassenkonzerte – fast alles soll möglich sein.

Auf Facebook rufen die Clubs zum Mitmachen auf:

 

Weitere Lokale wie die Metzgerhalle, der Club Madeleine, das Mexikanerrestaurant Crazy Cactus oder kleine Lädeli aller Art sollen dazustossen. «Wir starten zu viert, weil wir einfach mal anfangen wollten», sagt Mitorganisatorin Barbara Glenz von der Gerwerbehalle, doch man wolle auch die anderen ins Boot holen. Raphael Märki, Betreiber der Kegelbahn und des Kaffee Kind, ergänzt: «Es geht uns um die ganze Baselstrasse, nicht um die vier Lokale.»

Idee schon vor dem Film

Die Kulturtäter spielen auf den Filmtitel «Rue de Blamage» an, weil es gut passt und er derzeit in aller Munde ist – ein kluger PR-Schachzug. Doch sie sehen die Aktion nicht als Kritik am Film, sondern vielmehr als Ergänzung.

«Das Leben hat sich mehr Richtung Neustadt verlagert.»

Raphael Märki, Kegelbahn und Kaffee Kind

Denn die Idee zur gemeinsamen Offensive hatten sie schon, bevor sie vom Film wussten. Zwar ist in der Baselstrasse immer noch einiges los – aber weniger als auch schon. «Wir haben gemerkt, dass es auf der Strasse seit letztem Sommer ruhiger ist, das Leben hat sich wieder mehr Richtung Neustadt verlagert», sagt Raphael Märki.

Dass es heute weniger wild zu und her gehe, hätten auch andere Clubs und Urgesteine der Strasse wie etwa der Grillstand vor dem Kegelbahn-Club bestätigt. «Aber niemand weiss, wieso das so ist», sagt Märki. Es sei im Vergleich viel weniger als etwa in der Zürcher Langstrasse.

Die Strasse wieder schmackhaft machen

Dasselbe gilt für die Gewerbehalle: «Die Baselstrasse ist weniger in als noch vor zwei Jahren», sagt Barbara Glenz. Nun will sie den Leuten die Baselstrasse wieder schmackhaft machen. «Hier gibt’s auf 200 Metern so viele coole Sachen wie nirgends in Luzern.»

Über dem Keller der Gewerbehalle befinden sich drei weitere Stockwerke desselben Lokals.

Über dem Keller der Gewerbehalle befinden sich drei weitere Stockwerke desselben Lokals.

(Bild: zvg)

«Wir wollen ein Zeichen setzen und die Strasse wieder mehr aufleben lassen», sagt Märki. Er will jetzt nicht mehr länger zuwarten, sondern loslegen. Märki ist sicher, dass weitere Lokale dazustossen werden.

Eben erst haben sie mit Werbung für die neue Idee begonnen. «Ich gehe jetzt durch die Strasse, erzähle es allen und animiere sie, mitzumachen», sagt Glenz. Und Märki ergänzt: «Wir sind gewappnet für crazy Ideen.»

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