Zuger Kantonsarzt erklärt Modell

Rudolf Hauri: «Die Corona-Ampel taugt nur bedingt zur Information der Bevölkerung»

Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri in seinem Büro. (Bild: Fabrizio Vignali)

Als einziger Kanton verwendet der Kanton Luzern die Corona-Ampel zur Information der Bevölkerung. Das ist nicht unbedingt im Sinne des Erfinders, wie der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri erklärt.

Die Corona-Ampel ist auf den ersten Blick bestechend einfach: Eine Farbe – Grün, Gelb, Orange, Rot – zeigt an, wie sich die Infektionen entwickeln. Dazu stützt sich das System auf die 7-Tages-Inzidenz pro 100'000 Einwohner sowie die Veränderung der Fallzahlen über jeweils 7 Tage.

Der Kanton Luzern hat die Ampel fix in sein Corona-Reporting eingebaut: Neben der Funktion als Instrument für den Kantonalen Führungsstab dient das Alarmkonzept auch der Luzerner Bevölkerung als Orientierungshilfe.

Für den Laien nicht immer leicht nachvollziehbar

Doch besonders Laien verwirrt die Ampel manchmal: Weshalb springt sie jetzt schon wieder auf Rot, wenn doch die Fallzahlen tief sind (zentralplus berichtete)? Oder: Weshalb zeigt sie Orange, wenn doch die Lage wie kurz vor Weihnachten so dramatisch sein soll (zentralplus berichtete)?

Entwickelt wurde die Corona-Ampel im Kanton Zug. Wir haben bei Kantonsarzt Rudolf Hauri, einem der Erfinder, nachgefragt, ob sich das Warnmodell in den vergangenen Monaten bewährt hat und wieso Zug es nicht öffentlich aufschaltet.

zentralplus: Rudolf Hauri, welche Alarmstufe gilt derzeit im Kanton Zug?

Rudolf Hauri: Seit dem 27. Februar gilt im Kanton Zug die Alarmstufe Rot.

zentralplus: Bei der Lageeinschätzung auf der Website verweist der Kanton Zug nicht auf sein eigenes Alarmkonzept. Wieso?

Hauri: Das Alarmkonzept wurde für den internen Gebrauch entwickelt, die jeweilige Alarmstufe wurde nie aktiv öffentlich kommuniziert.

zentralplus: Der Kanton Luzern hat die Ampel prominent auf seinen Informationsseiten platziert – sie soll nicht nur dem Führungsstab, sondern auch der Bevölkerung als Orientierungshilfe dienen.

Hauri: Der Kanton Zug hat das Alarmkonzept im Sommer 2020 für den internen Gebrauch entwickelt, um die jeweils aktuelle Situation rasch anhand objektiver Kriterien einschätzen zu können. Das Konzept wurde in der «Schweizerischen Ärztezeitung» publiziert, eine laufende Veröffentlichung der Alarmstufen wurde nie ins Auge gefasst. Das Ampelsystem ist auch nur ein Aspekt einer umfassenden Lageeinschätzung – andere Faktoren wie die Situation in den Spitälern, die Lage beim Contact Tracing oder der Fortschritt beim Impfprogramm sind ebenfalls Teil dieser umfassenden Situationsanalyse.

«Für die Information der Bevölkerung taugt das Alarmkonzept nur bedingt, da es nur schwer möglich ist, die gesamte Situation anhand einer Ampelfarbe darzustellen.»

zentralplus: Wissen Sie, welche Kantone ausser Luzern ebenfalls mithilfe des Alarmkonzepts informieren?

Hauri: Nein, dies ist uns nicht bekannt.

zentralplus: Hat sich das Warnsystem aus Ihrer Sicht bewährt?

Hauri: Im internen Gebrauch hat es sich als aussagekräftiges und hilfreiches Hilfsmittel bewiesen, das eine täglich aktuelle und objektive Einschätzung des Infektionsgeschehens ermöglicht. Für die Information der Bevölkerung taugt es nur bedingt, da es nur schwer möglich ist, die gesamte Situation anhand einer Ampelfarbe darzustellen. Der Kanton Zug publiziert deshalb auf seiner Website wöchentlich eine Lageeinschätzung des Kantonsarztes, welche die Situation umfassender beschreibt und neben den reinen Fallzahlen auch die Lage im Gesundheitswesen und im Contact Tracing miteinbezieht.

zentralplus: Gibt es allenfalls Bestrebungen, das Alarmkonzept zu erweitern, etwa indem zusätzliche Faktoren wie Hospitalisierungen oder der R-Faktor einfliessen?

Hauri: Das Modell ist exakt dafür erstellt worden, das Infektionsgeschehen abzubilden. Es wurde im Verlauf der zweiten Welle aufgrund der Erfahrungen verfeinert. Andere Faktoren wie die Hospitalisierungen oder die Lage beim Contact Tracing fliessen ebenfalls in die umfassende Lagebeurteilung des Kantons Zug ein. Eine Integration in das Ampelmodell ist deshalb nicht notwendig.

zentralplus: Wie schätzen Sie die Corona-Situation im Kanton Zug derzeit ein?

Hauri: Nach einem länger andauernden, kontinuierlichen Rückgang der Neuansteckungen sehen wir seit gut einer Woche wieder einen langsamen Anstieg, wohl auch aufgrund der ansteckenderen Virus-Mutationen. Dies zeigt klar, dass wir uns in einer sehr angespannten Situation befinden, insbesondere auch vor dem Hintergrund der beschlossenen Lockerungen. Gleichzeitig sind die Impfungen bei den besonders gefährdeten Gruppen weit fortgeschritten; in den Pflegeheimen sind sie komplett abgeschlossen. Auch die Lage im Spital ist derzeit ruhig.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Paul Bründler
    Paul Bründler, 05.03.2021, 16:53 Uhr

    Einfach aufhören mit dem Theater.
    Das Coronavirus wird uns erhalten bleiben, mutieren und relativ wenige, hauptsächlich alte Menschen werden daran sterben.
    Ob wir glauben etwas dagegen unternehmen zu können, ist dem Virus unter dem Strich herzlich egal (Kontrollillusion). Das zeigt die Empirie. Vergleichbare Länder mit und ohne Lockdowns haben absolut gleiche «Fallzahlen».
    Wir haben jetzt genug Schaden angerichtet.
    Einfach zurück zur Normalität.
    Danke! War nicht lustig! Zurücktreten!

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    • Profilfoto von Hans Peter Roth
      Hans Peter Roth, 07.03.2021, 02:57 Uhr

      Ein Satz ist richtig: «WIR haben jetzt genug Schaden angerichtet.»

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