Neues Fährepaar übernimmt nach 23 Jahren

Rotseewärterin: «Viele Leute träumen von einer solchen Aufgabe»

Sie übernehmen ab dem 25. März den Fährbetrieb: das neue Rotseewärterpaar Otmar Baumann und Bernadette Burger neben dem Bootshaus.

(Bild: bic)

Sie pflegen eine tiefe Verbundenheit mit dem kleinen Luzerner See. Für das neue Fährepaar Bernadette Burger und Otmar Baumann geht deshalb ein lange gehegter Traum in Erfüllung. Doch es wartet viel mehr auf die beiden, als nur mit dem Boot von Ufer zu Ufer des Rotsees zu fahren.

Es ist bitterkalt und es weht eine eisige Bise an diesem Winternachmittag. An den Ästen, die ins Wasser hängen, haben sich grosse Tropfen aus Eis gebildet. Nicht einmal ein Wasservogel und schon gar keine Menschenseele ist zu sehen. Man hört nur das leise Plätschern der Wellen. Die Natur befindet sich tief im Winterschlaf. Die Ruhe am Rotsee in Ebikon ist beinahe gespenstisch.

Begleitet werden wir auf unserem Spaziergang von Bernadette Burger und Otmar Baumann. Die beiden sind seit Anfang März als neues Rotseewärterpaar für die Pflege des Naturschutzgebietes und den beliebten Fährbetrieb verantwortlich. Dafür sind sie ins kleine Wärterhäuschen mit Bootshaus direkt am Ufer gezogen. Zehn Meter hinter der Luzerner Stadtgrenze auf Ebikoner Boden.

«Wir können es kaum erwarten, endlich mit der Fähre in See zu stechen», sagen die beiden mit leuchtenden Augen. Los geht’s jeweils am Palmsonntag, der dieses Jahr auf den 25. März fällt.

Die beiden sind komplett aus dem Häuschen, als wir dem Ufer des Rotsees entlang gehen. «Schau mal, Otmar!», ruft Bernadette Burger, «sogar auf der Erde haben sich Eiskristalle gebildet!» Während er mit dem Smartphone die Kristalle fotografiert, fragt Otmar Baumann zurück: «Wann laufen wir endlich wieder einmal um den See, Beny?» 

Tiefe Verbundenheit

«Wir haben keine Sekunde gezögert, uns zu bewerben, als wir die Stellenausschreibung gesehen haben», sagt Bernadette Burger. Mit dem Rotsee pflegt die 60-Jährige eine enge Verbundenheit.

Als Chefin der Verwaltung des Gymnasiums St. Klemens verbringt sie ihre Tage seit 13 Jahren am Rotsee. Wegen ihrer neuen Aufgabe hat sie nun ihr Pensum entsprechend reduziert. «Wir sind aber auch privat schon seit geraumer Zeit oft am Rotsee unterwegs und besuchen regelmässig die Ruderregatta», sagt Burger.

Ist für die nächsten Jahre das Zuhause des neuen «Fähripaares»: das Wärterhäuschen am Ufer des Rotsees.
Ist für die nächsten Jahre das Zuhause des neuen «Fähripaares»: das Wärterhäuschen am Ufer des Rotsees.

(Bild: bic)

«Durch meine Funktion im ‹Klemi› bin ich nicht nur mit dem Rotsee, sondern auch mit vielen Menschen aus der Umgebung in Kontakt gekommen.» Sie spüre eine grosse Herzlichkeit und Lockerheit bei den Quartierbewohnern, sagt Burger. Das mache die Aufgabe als Rotseewärterin zusätzlich attraktiv und sie könne diesen Menschen so etwas zurückgeben.

Ständig bleiben die beiden stehen, als wir dem See entlang gehen. Sie entdecken immer wieder etwas in der Natur. Obwohl alles tief und starr gefroren ist. Sie kommen nicht aus dem Schwärmen heraus. Man merkt sofort, hier fühlen sie sich zuhause, für den Rotsee schlägt ihr Herz.

Mit viel Freude und Respekt

Das neue «Fähripaar» tritt in grosse Fussstapfen. Seine Vorgängerin Erika Burkard hatte die Aufgabe als Rotseewärterin während 23 Jahren inne. Für ihre Arbeit wurde sie letztes Jahr sogar als «Rüüdige Lozärnerin» ausgezeichnet (zentralplus berichtete).

Folglich gehen Burger und Baumann ihre neue Herausforderung mit einer gesunden Portion Respekt, aber auch voller Freude und Tatendrang an, wie Otmar Baumann erklärt.

Der 63-jährige Architekt hat sein Pensum bei einem Möbelhaus ebenfalls gekürzt, um dem Rotsee künftig genügend Zeit widmen zu können. Entsprechend freut er sich insbesondere auf die Zeit nach seiner Pensionierung.

«Es ist ein Lottosechser, direkt am Ufer zu hausen.»

Otmar Baumann

Auch seine Ferien gehen dieses Jahr vollständig für die neue Aufgabe drauf. «Ich werde mich diesen Sommer einen Monat lang komplett an den Rotsee zurückziehen», freut er sich. Er wolle sich wie ein Senn auf der Alp fühlen, sagt Baumann schmunzelnd. Man spürt: Baumann und seine Partnerin wollen eine Art Symbiose mit dem Rotsee eingehen.

Viele verschiedene Aufgaben

«Obwohl in der Öffentlichkeit vor allem die Rotseefähre bekannt ist, bringt unser neues Amt aber noch viele weitere Aufgaben mit sich», sagt Bernadette Burger. So müssen sie und ihr Partner künftig mitunter das Ufer auf Sauberkeit kontrollieren und wenn nötig auch das Bade- und Grillverbot durchsetzen. Denn ausserhalb der Rotseebadi ist das Baden im Naturschutzgebiet nicht erlaubt.

Angestellt ist das neue Wärterpaar vom Quartierverein «Maihof». Dieser hat den Rotsee gepachtet und ist somit für dessen Unterhalt und den Fährbetrieb verantwortlich. Zudem vergibt er die Fischereipatente.

Als Entschädigung für ihre Tätigkeit können Burger und Baumann zu tiefer Miete im Wärterhäuschen wohnen. «Dies macht das Ehrenamt im Kern aus. Es ist ein Lottosechser, direkt am Ufer zu hausen», sagt Otmar Baumann. Weiter können die beiden die Hälfte der Einnahmen der Rotseefähre behalten.

«Viele unserer Freunde haben gesagt, dass diese Aufgabe zu uns passt.»

Bernadette Burger

Schiffe, Boote und Wasser sind quasi eine Passion des neuen Fähripaares. Burger hat während 15 Jahren auf Schiffen auf dem Vierwaldstättersee gearbeitet.

«Ich bin sehr affin für Seen und Wasser und habe seit geraumer Zeit die Bootsführerprüfung», sagt sie stolz. Zusammen mit Bekannten hat Burger ein Boot auf dem Vierwaldstättersee, mit dem das neue Fähripaar im Sommer regelmässig unterwegs ist.

Über 30 Bewerbungen

Der Job des Rotseewärters scheint begehrt zu sein. Burger und Baumann haben sich gegen mehr als 30 Mitbewerber durchgesetzt. «Hier ist uns sicher unsere Verbundenheit mit dem Rotsee und den Menschen entgegengekommen», so Burger. «Denn viele Leute träumen von einer solchen Aufgabe.»

Der Quartierverein habe wohl gemerkt, dass sie wissen, um was es hier eigentlich geht, und dass ihnen der Rotsee mit all seinen Facetten auch persönlich viel bedeutet. «Auch viele unserer Freunde haben gesagt, dass diese Aufgabe zu uns passt», sagt sie lachend.

Insbesondere einige junge Bewerber hätten indes eine völlig falsche Vorstellung des Ehrenamtes gehabt. «Ein bisschen easy und ab und zu ein Fest im Wärterhäuschen war die Vorstellung vieler Leute, die neben ihrer Arbeit etwas Kleines machen wollten», will das neue Fähripaar von den Verantwortlichen erfahren haben.

«Für uns ist der Rotsee aber viel zu wichtig, um uns nur so nebenbei mit ihm zu beschäftigen», sagen Otmar Baumann und Bernadette Burger noch kurz. Und schon sind sie mit ihren Gedanken wieder irgendwo in der Natur verschwunden.

Am Palmsonntag geht's los: Die Rotseefähre ist bei trockenem Wetter täglich in Betrieb.
Am Palmsonntag geht’s los: Die Rotseefähre ist bei trockenem Wetter täglich in Betrieb.

(Bild: bic)

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