Luzerner Stadtrat über das neue Quartier

Rösslimatt: Viel Grün, günstige Wohnungen und eine Zwischennutzung

Von oben sieht’s dezent aus, das Projekt auf dem Rösslimatt-Areal. Zuerst soll der längliche Bau vorne an den Gleisen realisiert werden.

(Bild: zvg)

Die Pläne für das neue Quartier auf der Luzerner Rösslimatt werden immer konkreter. Der Stadtrat zeigt nun auf, wie er das Areal im Sinne von Ökologie, Langsamverkehr und bezahlbarem Wohnbau entwickeln will. Damit erfüllt er viele Forderungen der Linken.

Wenn der Durchgangsbahnhof Luzern (DBL) dereinst realisiert wird, kann ein Gebiet so gross wie die Luzerner Altstadt einer neuen Nutzung zugeführt werden (zentralplus berichtete). Unabhängig davon wird bereits seit Jahren ein grosses Bürogebäude bei der Rösslimatt geplant, das zu einem grossen Teil von der Hochschule Luzern bezogen wird. In gut fünf Jahren soll der Riegelbau stehen, in einer zweiten Etappe entstehen auf dem Areal zudem mehrere Wohnbauten (zentralplus berichtete).

Doch die Lage und die Ausmasse des Gebäudes haben die SP und die Grünen auf den Plan gerufen. Die Parteien befürchten, dass das künftige Wohn- und Arbeitsquartier durch den gut 200 Meter langen Bau mit dem Namen «Perron» zweigeteilt wird.

Gebäudedurchgänge und eine öffentliche Dachterrasse?

In einen Vorstoss mit dem Titel «Belebtes Quartier statt toter Business District auf der Rösslimatt» hatten sie deshalb gefordert, dass der Riegelbau durchlässig sein müsse. So könne sich die Bevölkerung möglichst ungehindert zwischen den einzelnen Plätzen des neuen Stadtteils bewegen. Dies im Sinne einer «Stadt der kurzen Wege». Zudem fordern die beiden Linksparteien, dass «vielfältige und bevölkerungsnahe Erdgeschossnutzungen» zwingend möglich sein müssen.

Geht es nach den beiden Parteien, soll es weiter eine öffentliche Dachterrasse geben. Zudem wünschen sie sich möglichst wenig versiegelte, mit Asphalt bedeckte Oberflächen. Dies im Sinne des Stadtklimas und zur Förderung der Biodiversität.

Loggia soll Wohn- und Arbeitsbereich verbinden

Nun liegt die Antwort des Stadtrates vor. Sie ist mehrheitlich im Sinne von links-grün. Denn gemäss dem rechtsgültigen Gestaltungsplan seien bereits «Öffnungselemente» festgelegt worden, um «die geforderte Verbindung und Durchlässigkeit zum Quartier und zu den allfällig weiteren frei werdenden Flächen zu schaffen», schreibt die Regierung.

«Sollte das Gleisfeld aufgehoben werden, wird die Gleisloggia zu einem öffentlichen Durchgang geöffnet, der die beiden neuen Quartiere verbindet.»

Luzerner Stadtrat

Ein wichtiges Element sei die sogenannte zweigeschossige «Gleisloggia» in der Mitte des Gebäudes. Diese wird sechs Meter hoch und 15 Meter breit sein. Der Stadtrat hält allerdings fest, dass sie in einer ersten Phase nur als Sichtfenster in Richtung Bahnhof und Neustadt realisiert und somit zu Beginn noch nicht durchquert werden kann. Dies, weil mindestens bis zum Bau des Tiefbahnhofes das aktuelle Gleisfeld weiter existieren wird.

«Sollte das Gleisfeld aufgehoben werden, wird die Gleisloggia zu einem öffentlichen Durchgang geöffnet, der die beiden neuen Quartiere verbindet», verspricht der Stadtrat. «Dieses Vorgehen wird in der Baubewilligung gesichert.» Sollte das Gleisfeld verschwinden, seien später sogar noch weitere Erschliessungsmassnahmen möglich (siehe Plan). Die SBB als Bauherrin habe grundsätzlich die Bereitschaft für die Realisierung signalisiert.

Neue städtische Parklandschaft

Auch im Parterre aller geplanter Häuser geht der Stadtrat im Sinne von links-grün vor. «In den Erdgeschossen der Baubereiche A und B sind entlang der Arkaden sowie am Platz der Passarelle mehrheitlich publikumsorientierte Nutzungen anzusiedeln», nimmt er Bezug auf die Bauvorschriften im Gestaltungsplan des Areals. Von der Forderung nach einer Dachterrasse will der Stadtrat aber absehen, da der Platz für Grünflächen, Photovoltaik- und weitere Anlagen genutzt werden soll.

Und wie sieht es in Sachen Versiegelung aus? «Für die notwendige Erschliessung werden im neuen Quartier Flächen versiegelt, aber gemäss Freiraumkonzept entsteht mit dem Rösslimatthain eine Parklandschaft und in den Innenhöfen werden grosse Grünflächen geschaffen. Entlang der Erschliessungsstrassen werden Bäume gepflanzt», schreibt der Stadtrat dazu. Ausserdem werde festgelegt, dass der Anteil der versiegelten Flächen auf ein Minimum beschränkt wird.

Bis zu einem Drittel gemeinnützige Wohnungen

Und noch etwas dürfte die Linke freuen: Im Sinne der sozialräumlichen Durchmischung wird die Stadt die SBB zu einem Mindestanteil von gemeinnützigen Wohnungen verpflichten. SP und Grüne hatten im Vorstoss moniert, dass in der ersten Bauetappe «null Gemeinnützigkeit» vorgesehen sein. Aktuell schwebt dem Stadtrat aber vor, ein Drittel der künftigen Wohnfläche gemeinnützig zu gestalten.

Dies entspricht dem Anteil, der zur Erreichung des Zieles notwendig ist, das von der 2012 angenommenen Initiative «Für zahlbaren Wohnraum» festgelegt wird. Auch im Leistungsauftrag des Bundes an die SBB ist diese Zahl festgelegt. Die Erstellung der preisgünstigen Wohnungen ist für die zweite Bauphase vorgesehen.

Zwischennutzungen bis der Tiefbahnhof fertig ist

Bis der Durchgangsbahnhof gebaut und mit ihm die Quartierentwicklung abgeschlossen sind, werden noch viele Jahre ins Land ziehen. Der Stadtrat und die SBB sind deshalb offen, dass einige Flächen des Areals bis dahin zwischen genutzt werden können. Insbesondere rund um das rosarote Gebäude an der Güterstrasse 7, das in der jüngsten Vergangenheit wegen Besetzungen in den Fokus der Öffentlichkeit geraten war.

«Die SBB kann sich dabei vorstellen, diese Flächen unbürokratisch interessierten Nutzergruppen zur Verfügung zu stellen, die die Nutzungen selbst verwalten und betreiben», hält der Stadtrat dazu fest. Auch damit kommt er einer zentralen Forderung von links-grün entgegen.

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