Befürchtete Waldrodungen durch Gondelbahnprojekt bleiben aus

Rigi Bahnen AG nimmt Kritikern den Wind aus den Segeln

Die Rigi Bahnen versichern, für die geplante Gondelbahn sei keine neue Schneise im Chilewald nötig. Dennoch: Die geplanten Stützen werden das Landschaftsbild prägen. (Bild: Fabian Duss)

Dank mehreren Projektoptimierungen vermochten die Rigi Bahnen die Kritik an ihrem Gondelbahnprojekt zu entschärfen. Am Mittwochabend bestanden sie einen ersten Stimmungstest. Auf dem Weg zur Bahnerneuerung lauern aber noch zahlreiche Stolpersteine.

Drei Jahre bleiben der Rigi Bahnen AG noch, um ihre Luftseilbahn von Weggis nach Rigi Kaltbad zu erneuern. Dann endet die bereits verlängerte Konzession für ihre Bahn. Während die Uhr erbarmungslos tickt, plant das Bahnunternehmen den Ersatz. Künftig soll es eine Gondelbahn mit 21 Kabinen richten.

An und auf der Rigi gefällt das manchen nicht. Zu gross sei der Eingriff ins Landschaftsbild, monieren Kritiker. Ausserdem stören sie sich an der höheren Transportkapazität: Die geplante Gondelbahn soll nämlich 800 Personen pro Stunde auf die Rigi transportieren können – 160 mehr als die heutige Pendelbahn. Die Rigi Bahnen möchten die Gondelbahn gar so gestalten, dass dereinst ein Kapazitätsausbau auf 1200 Personen pro Stunde möglich wäre.

Am Mittwochabend informierten die Rigi Bahnen in der rappelvollen Mehrzweckhalle von Weggis über den aktuellen Planungsstand. Im Vorfeld hatte ihr schärfster und lautester Kritiker erneut seine Geschütze in Stellung gebracht. In der Lokalzeitung warnte der auf der Rigi wohnhafte Kulturwissenschaftler René Stettler vor «massivem Baumschlag» im Weggiser Chilewald, beachtlichen Lärmemissionen und zusätzlichen Naturgefahren am sensiblen Rigi-Südhang. Stettler warf dem Bahnunternehmen vor, Fakten zu verschleiern.

Elf statt 16 Masten

Am Mittwochabend hielt sich Stettler zurück, was wohl nicht zuletzt der Tatsache geschuldet war, dass die Rigi Bahnen ihm und weiteren Kritikern mit einem soliden Auftritt den Wind aus den Segeln genommen hatten. In den letzten Monaten konnten sie das Projekt weiter optimieren. Statt der einst 16 Stützen sind nun noch deren elf geplant.

Die Tage der Pendelbahn von Weggis nach Rigi Kaltbad sind Ende September 2022 gezählt. Der Druck auf die Rigi Bahnen steigt, termingerecht einen Ersatz dafür zu realisieren. (Bild: Fabian Duss)

Der technische Leiter der Rigi Bahnen Jörg Lustenberger hielt allerdings fest, der technische Spielraum sei damit ausgereizt. Er beschönigte nicht, dass einige Stützen durchaus landschaftsprägend sind: Der grösste Masten zwischen Müseralp und Steigle zum Beispiel soll 75 Meter hoch werden. Es ist der Preis für eine waldschonende, hohe Streckenführung. Im Chilewald ist derweil eine 38 Meter hohe Stütze geplant. Dazu sei jedoch nur eine geringfügige Rodung für die Fundamente nötig, erklärte Lustenberger und schlug Behauptungen, wonach eine neue Schneise in den Wald geschlagen werde, in den Wind.

Mitsprache- und Vetomöglichkeiten für Bürger und Verbände

Trotz einer Reihe von Konjunktiven liess auch die Aussage des Vizepräsidenten des Rigi-Bahnen-Verwaltungsrats Urs Wullschleger aufhorchen: «Sollte die Gondelbahn wegen des künftig möglichen Kapazitätsausbaus nicht realisiert werden können, können wir uns vorstellen, alles nur auf 800 Personen pro Stunde auszulegen.» Überdies wäre für einen allfälligen Kapazitätsausbau ohnehin ein erneutes Plangenehmigungsverfahren beim Bundesamt für Verkehr nötig, sagte er.

Wullschlegers Worte illustrierten, dass sich die Rigi Bahnen sehr wohl bewusst sind, wie viele Stolpersteine auf dem Weg zur neuen Gondelbahn liegen und auf wen sie in den nächsten Monaten angewiesen sind: Auf die Weggiser Bevölkerung und die einspracheberechtigten Verbände. Diese Akteure verfügen faktisch über ein Vetorecht. Einerseits können sie juristisch gegen das Projekt oder die dafür notwendigen raumplanerischen Anpassungen vorgehen. Andererseits kommt die entsprechende Ortsplanungsrevision voraussichtlich im Verlauf des nächsten Jahres an die Urne. Einen Plan B haben die Rigi Bahnen nicht, wie ihre Vertreter am Mittwochabend erläuterten.

Projekt mitten im Schutzgebiet

Mit Spannung wird deshalb das Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission erwartet, das sich offenbar etwas verzögert. Deren Beurteilung hat wegweisenden Charakter und dürfte insbesondere von den Schutzverbänden genauestens gelesen werden. Die gesamte Rigi-Kette ist Teil des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN), weshalb es eine Reihe von Schutz- und Erhaltungszielen zu beachten gilt.

Offenbar haben diverse Amtsstellen bereits ein erstes Mal Stellung zum konkretisierten Projekt genommen, wie Jörg Lustenberger berichtete. «Weder vom Bundesamt für Umwelt noch vom Luzerner Raumplanungsamt, der kantonalen Dienststelle für Landwirtschaft und Wald oder der Gemeinde Weggis haben wir bislang negative Rückmeldungen erhalten», betonte er.

Applaus für Projektbefürworter

Kritische Voten blieben am Mittwochabend dennoch nicht aus. So hatten beispielsweise Vertreter der Vereinigung Pro Rigi noch nicht verdaut, dass eine von ihr ins Spiel gebrachte neuartige Pendelbahnvariante verworfen worden war. Kritisiert – und von den Bahnverantwortlichen nicht bestritten – wurde auch, dass die geplante Gondelbahn windanfälliger wäre als die heutige Seilbahn und dadurch wohl häufiger abgestellt werden müsste.

Thematisiert wurde auch die Forderung nach einer Besucherobergrenze auf der Rigi, welche die Rigi Bahnen nach wie vor kategorisch ablehnen und für nicht umsetzbar halten.

Die kritischen, teils engagiert vorgetragenen Voten vermochten aber nicht darüber hinwegzutäuschen, dass das Gondelbahnprojekt durchaus beträchtlichen Rückhalt in der Bevölkerung geniesst. Den ausgiebigsten Applaus erhielten nämlich mehrere dem Projekt wohlgesinnte Votanten. Zumindest den Stimmungstest am Mittwochabend haben die Rigi Bahnen erfolgreich bestanden.

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