Bruno Emmenegger, der kauzige Kommissar der Luzerner Polizei, ist zurück. Der Luzerner Autor Ulrich Thalmann schickt seinen bärbeissigen Polizisten für seinen dritten Fall ins Entlebuch. Hier nämlich ist eine alte Moorleiche aufgetaucht, die den Ermittler vor ein Rätsel stellt.
«Emmeneggers Hochmoor» ist der dritte Kriminalfall für Ulrich Thalmanns Kommissar Bruno Emmenegger. Die ersten beiden Fälle «Emmeneggers Wolfsjagd» (2015) und «Emmeneggers Fernduell» (2018) erschienen im Selbstverlag, der dritte Band kam beim Luzerner Verlag «Edition Bücherlese» unter. Vorwissen ist bei der Lektüre von «Emmeneggers Hochmoor» nicht nötig. Neulinge finden schnell in die Geschichte und die Welt von Bruno Emmenegger.
Und die spielt zu grossen Teilen im Entlebuch, wo Pfadijungs im Mettelimoos auf eine Moorleiche stossen. Schnell sind Emmenegger und sein Team von der Luzerner Polizei zur Stelle – und erstmal ratlos. Wer ist die Leiche? Nur ein verunglückter Wanderer oder vielleicht doch ein Mordopfer? Schnell wird klar, dass es hier um mehr als nur einen ungelösten Todesfall aus längst vergangenen Tagen geht.
Denn in den 1980er-Jahren wurde hier nach Öl gebohrt, den Einwohnern der grosse Reichtum versprochen. Daraus ist aber nichts geworden. Obwohl mächtige Leute versuchen, Emmeneggers Ermittlungen abzuwürgen, gibt dieser nicht auf, um das Geheimnis hinter der Moorleiche zu lösen.
Skurriles aus dem «Wilden Westen» Luzerns
Schon beim Prolog, der im Entlebuch der 1980er-Jahre spielt, wird klar, was für ein Ton Ulrich Thalmann hier anschlägt. Innert weniger Seiten entbrennt eine wahnwitzige Verfolgungsjagd zwischen einem Traktor und einem Auto durch den «Wilden Westen» des Kantons, die ein herrlich skurriles Ende nimmt. Die ganze Szene ist dermassen überzeichnet und mit raubeinigen Figuren bestückt, dass man sich in einer Action-Komödie wähnt.
So ist «Emmeneggers Hochmoor» dann auch bis zum Schluss kein todernster und düsterer Krimi, sondern eine leichtfüssig erzählte Geschichte, die stellenweise eher als Milieustudie mit viel Lokalkolorit rüberkommt und den Krimiplot dadurch in den Hintergrund drängt. Darunter leidet zwar die Spannung, unterhaltsam ist das Buch aber allemal. Mit Emmenegger und seinen schrulligen Mitstreitern hat Thalmann Charaktere mit Charme geschaffen, die zwar nie gänzlich real wirken, aber zum Kontext des leicht überdrehten Stils passen.
Kurz, aber doch mit Längen
Mit knapp 220 Seiten ist «Emmeneggers Hochmoor» eine kurze und kurzweilige Lektüre. Einige Längen haben sich trotzdem eingeschlichen. Besonders ein Ausflug nach Hamburg liest sich mit seinen ausschweifenden Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten und Restaurants stellenweise eher wie ein Stadtführer als ein Kriminalroman. Trotzdem ist Emmeneggers dritter Fall ein unterhaltsamer Regionalkrimi geworden.
Noch ein paar Worte zum Buch selber. Dem Verlag Edition Bücherlese ist ein sehr schönes und hochwertiges Buch gelungen. Die Umschlaggestaltung ist stimmungsvoll und fast eine Spur zu düster für den eher lockeren Ton des Buches. Im Regal macht das Buch aber eine tolle Figur. Auch das dunkelgrüne Leseband ist ein schönes Detail. Leider sind dem Korrektorat aber einige teils recht offensichtliche Schreibfehler durch die Lappen gegangen. Hier könnte man bei einer zweiten Auflage nachbessern.
«Emmeneggers Hochmoor» ist im Verlag «Edition Bücherlese» erschienen und für 25 Franken im Handel erhältlich.