Zahlen geben im Stadtparlament zu reden

Reussportbrücke: Kanton Luzern erarbeitet neues Verkehrsmodell

So sieht die neue Brücke «Reussportbrücke» in der Visualisierung aus. (Bild: Visualisierung Swiss Interactive AG)

Ein Gutachten hat kürzlich die Verkehrsprognosen des Kantons zur Spange Nord zerpflückt. Die Öko-Allianz im Luzerner Stadtparlament forderte darum, dass die Stadt eigene Zahlen heranziehe. Das sei unnötig, findet der Stadtrat – denn inzwischen hat der Wind offenbar auch beim Kanton gedreht.

Die Spange Nord ist vom Tisch, derzeit läuft die Vernehmlassung zur abgespeckten Version namens Reussportbrücke. Ein dringliches Postulat von SP, Grünen und GLP verlangt, dass die Stadt dafür selber eine Datengrundlage entwickelt statt «den veralteten Prognosen des Kantons Glauben zu schenken».

Hintergrund ist ein im Januar veröffentlichtes Gutachten, das die IG «Reussport Nein» in Auftrag gab und das dem Kanton kein gutes Zeugnis ausstellt: Das Wachstum des Autoverkehrs werde überschätzt und Entwicklungen der Demografie und des öffentlichen Verkehrs zu wenig berücksichtigt (zentralplus berichtete).

Stadtrat will kein eigenes Modell erstellen

Mit alten Zahlen zu operieren, dürfte auch dem Stadtrat nicht passen. Er erachtet es aber «nicht als zielführend», im Rahmen der aktuellen Vernehmlassung ein eigenes Verkehrsmodell oder eigene Zahlen zu generieren. Das geht aus seiner am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme hervor. Er will keinen «Prognosen- und Modellstreit». Ein einziges Modell für den Kanton sei ausreichend – und die Federführung dafür beim Kanton.

Denn dort laufen derzeit Arbeiten für ein neues kantonales Gesamtverkehrsmodell. Die Stadt Luzern sei in der entsprechenden Begleitgruppe vertreten und werde dort ihre Anliegen einbringen, so der Stadtrat. Wichtig sei ihm zum Beispiel, dass Plafonierungen des Autoverkehrs auf einzelnen Strassenzügen oder auch auf dem gesamten Strassennetz der Stadt berücksichtigt werden könnten – da der Autoverkehr gemäss der städtischen Mobilitätsstrategie das Niveau von 2010 nicht übersteigen darf.

Das neue Modell wird laut Webseite des Kantons voraussichtlich ab Mitte 2020 einsatzbereit sein.

Alle ausser SVP stehen hinter der Strategie

Das Stadtparlament zeigte sich am Donnerstag grösstenteils zufrieden mit diesem Vorgehen. Es ist dem Stadtrat gefolgt und hat das Postulat von SP, Grünen und GLP teilweise überwiesen. Ausser der SVP konnten sich alle Fraktionen mit dem skizzierten Vorgehen anfreunden.

«Wir begrüssen, dass nun eine Gesamtsicht geschaffen wird.» 

Marco Baumann, FDP

«Es braucht aktuelle Daten», sagte Marco Baumann für die FDP-Fraktion. «Unserer Meinung fehlt es derzeit an einer Gesamtsicht beim Kanton und auch bei der Stadt. Wir begrüssen, dass diese nun geschaffen wird.» 

Auch Stefan Sägesser (GLP) und Roger Sonderegger (CVP) lobten den Sinneswandel beim Kanton. Ebenso erfreut nahm man die laufende Überarbeitung des Verkehrsmodells auf linker Seite zur Kenntnis.

Borgula spürt Tauwetter

Die Sprecher der Grünen, SP und Grünliberalen wiesen gleichzeitig darauf hin, dass das Verkehrswachstum «nicht gottgegeben» sei, sondern sich steuern lasse. Sie reagierten damit auf die SVP, die dem Postulat als einzige nicht folgte und stattdessen suggerierte, es handle sich bei der im Januar publizierten Studie um ein Gefälligkeitsgutachten.

Derweil warnten Marco Baumann als auch Roger Sonderegger vor einem «Modell-Krieg». Die zentrale Frage sei vielmehr, ob man die neue Strasse so sehr brauche, dass man die negativen Konsequenzen und Kosten in Kauf nehme, so Sonderegger.

«Der Dialog mit der Verwaltung und mit der Exekutive ist besser, konstruktiver und sachlicher geworden.»

Adrian Borgula, Stadtrat

Diese Frage wird in den kommenden Monaten sicherlich noch zu reden geben. Der Luzerner Stadtrat hat seine offizielle Haltung zur Reussportbrücke noch nicht kommuniziert. Die Fronten scheinen – zumindest in der Zusammenarbeit mit dem Kanton – weniger verhärtet als früher. Mobilitätsdirektor Adrian Borgula (Grüne) sprach am Donnerstag im Kantonsratssaal von einem «Tauwetter». Der Dialog sei sowohl auf der Ebene der Verwaltung als auch mit der Exekutive in den letzten Monaten besser, konstruktiver und sachlicher geworden.

Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


3 Kommentare
  • Profilfoto von allyourbasearebelongtous
    allyourbasearebelongtous, 13.03.2020, 17:58 Uhr

    Mein Vorschlag wäre vielmehr, dass Bucherer und Co. neben der Autobahn einen «Erlebnispark» im Formfaktor Containerbau, mit direkter Carzufahrt finanzieren. Schindler liefert als Attraktion einen Mini-Hammetschwand-Lift, welchen man gleich neben der dazu passenden Indoor Skianlage mitsamt Kohlefaser-Pilatus im Massstab 1:20 platzieren kann. regionale Branntweine und 800g Gerberfondue sind im Eintritt pauschal enthalten. Damit liesse es sich sicher bewerkstelligen den Rolex Umsatz von 5 auf 8 Stück pro Stunde zu erhöhen.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Andy G
      Andy G, 14.03.2020, 12:26 Uhr

      Das ist alles ein Spiel ,um das ganze in die Länge zu ziehen.
      Alte Zahlen ,neue Zahlen alte Studien neue Studien.Alles was vorgeschlagen wird, wird eh alles abgelehnt.
      Das ganze Theater ,kostet nur Steuergelder und die nein sager bringen keine Vorschläge und die ja sager werden sich nicht durchsetzen. Auf deutsch gesagt , ein Chasperlitheater und die Zuschauer sprich die Bevölkerung Zahlen Eintritt und haben nichts davon.

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 13.03.2020, 15:09 Uhr

    Baut endlich den tunnel Richtung Liitau wie vor 40 Jahren geplant, das würde das Kreuz Seetalplatz enorm Entlasten, über die Brücke ab in den Tunnel, der weitere Tunnel der vor 40 Jahren,, war ein Tunnel von Littau,, unten durch via Kriens geplant ,hätte man da, wäre heute wohl einiges Erspart, nur eben, mein Rat nehmt mal die Alten Pläne aus dem verstaubten Archiv hervor, und vielleicht findet ihr was brauchbares..

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon