EV Zug verhinderte seinen Transfer zu Lugano

Reto Suri spielt unter spezieller Beobachtung

Reto Suri kommt nach seinem Tor bei der Spielerbank vorbei.

(Bild: Fabrizio Vignali)

Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten. Obwohl sein Transfer zu Lugano im Tessin schon als fix vermeldet wurde, bestreitet Reto Suri (29) die nächste Saison mit dem EV Zug. Werden Klub, Spieler und Fans glücklich mit der Fortsetzung der Zusammenarbeit – oder ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Theater um und mit Suri losgeht?

Drei Jahre. So lange dauere der neue Vertrag, den EVZ-Stürmer Reto Suri mit dem HC Lugano abgeschlossen habe, glaubte ein Tessiner Journalist zu wissen und verbreitete die News in der Schweizer Hockey-Welt. Als der Powerflügel das las, griff er zum Telefon und fragte EVZ-Sportchef Reto Kläy: «Ist der Transfer über die Bühne?» Die Antwort, die Suri zu hören bekam, war aber nicht die, mit der er gerechnet hatte.

Sein bisheriger Arbeitgeber pochte auf die Erfüllung des noch ein Jahr gültigen Vertrages mit Suri. Kläy erklärt: «Ich gab mich offen, als die Anfrage aus Lugano kam. Suri sagte ich, dass ich ihn nicht einfach so abgebe. Aber ich war bereit, zu schauen, was Lugano bietet und der Markt hergibt.» Aber einen valablen Ersatz für den WM-Silbermedaillengewinner von 2013, der seit Herbst 2012 in total 332 Meisterschaftsspielen 93 Tore und 122 Assists für den EVZ buchte, hat Kläy nicht erhalten. So lief der erste Akt im Transfertheater um Suri im Mai ab.

Suri kniete sich nach Enttäuschung rein

Also Vorhang auf zu Akt II. Drei Monate später sitzt Reto Kläy in seinem kleinen Büro in der Bossard-Arena und hält zur Frage, ob man Reisende wirklich aufhalten soll, fest: «Natürlich lässt sich darüber streiten, was der richtige Weg ist.» Das wisse man, wie vieles im Sport und im Leben, erst im Nachhinein. In der Gegenwart zählt für ihn: «Reto Suri hat sich nach der Geschichte mit Lugano ohne Wenn und Aber zum EVZ bekannt. Unter unserem neuen Trainer werden die Karten ohnehin neu gemischt.»

«Es war ein rechtes Hickhack …»

Reto Suri

Suri bestätigt das, was Kläy sagt: «Es war ein rechtes Hickhack, aber das haben wir zusammen angeschaut und besprochen. Ich bin stolz, weiterhin Teil des EV Zug zu sein. Ich werde mich für die Mannschaft zerreissen, so, wie es meinem Charakter entspricht.»

Was soll ein Profi, erst recht ein schlauer wie Suri, in dieser Situation auch anderes sagen, mag man einwenden. Aber die Vergangenheit liefert Grund, seine Worte nicht voreilig als leere Phrasen abzutun. Nach seiner ersten Saison in Zug und der grossartigen WM 2013 in Schweden bekam der Stürmer einen Zweiwegvertrag von der NHL-Organisation Tampa offeriert, den er gerne angenommen hätte. Doch der Deal platzte letztlich. Und was machte der enttäuschte Suri? Er kniete sich beim EVZ rein, steigerte seine Feuerkraft in den nächsten beiden Saisons auf über 40 Punkte und unterschrieb in den letzten Septembertagen 2014 einen neuen Vierjahresvertrag. Doch ab 2015 sollte es nie mehr so surren und brummen wie damals.

Zugs Reto Suri hat sich am Knie verletzt und fällt mehrere Wochen aus.

Nach einer Knieverletzung fiel Reto Suri 2017 mehrere Wochen aus.

(Bild: EVZ)

Suri mit positivem Eindruck

Mit gerade noch 20 Skorerpunkten in 61 Meisterschaftsspielen erreichte Suri just einen Tiefpunkt in seiner Karriere, als es dem Team wie geschmiert lief. Erstmals seit dem Titelgewinn 1998 hatte der EVZ im Frühjahr 2017 wieder den Final erreicht. Wie auf einer Mission waren sie aufgetreten, auch wenn die Zuger den Bernern in allen Belangen klar unterlegen waren. Suri, einer der Leistungsträger im Team, akzeptierte seine Degradierung klaglos. Er war von einem Scharfschützen zu einem Defensivarbeiter umfunktioniert worden. Aber er machte seine Sache – immerhin – gut.

Kurios: Als es letzte Saison mit Suri statistisch wieder aufwärtsging (29 Punkte in 49 Spielen), versagte der EVZ gegen die ZSC Lions, die bis zum Meistertitel stürmen sollten, im Viertelfinal. Gut für ihn ist tatsächlich, dass die Ära von Cheftrainer Harold Kreis nach vier Jahren im EV Zug zu Ende gegangen ist. Ob die Zukunft mit seinem norwegischen Nachfolger Dan Tangnes (39) eine bessere wird, muss sich auf dem Eis zeigen.

«Es ist meine Aufgabe, auch mal Tore zu machen, die entweder dreckig oder reingewürgt sind.»

Reto Suri

Für Suri ist es zumindest eine neue Chance. «Ich habe einen extrem positiven Eindruck bisher. Wir spielen aggressiveres Hockey mit viel Laufarbeit», vergleicht er. Entscheidend für seine Rolle und Skorerwerte wird aber sein, ob Tangnes auch auf Suri zählt, wenn der EVZ Überzahl spielen wird. «Fünf gegen fünf ist unter jedem Trainer ähnlich, da ist es meine Aufgabe, auch mal Tore zu machen, die entweder dreckig oder reingewürgt sind», nennt er seinen Minimalanspruch.

Suri wird erstmals Vater

Aber nun endlich Vorhang auf zu Akt III: Er kann alles verändern in diesem Transfertheater um Suri. Zum Positiven als auch zum Negativen.

Am 1. Oktober, also just zehn Tage nach Beginn der bevorstehenden NLA-Saison am 21. September, ist der errechnete Geburtstermin, der seine Frau und ihn erstmals zu stolzen Eltern machen wird. «Meine Vorfreude ist riesig. Das steht über allem und beherrscht meine Gedankenwelt», erzählt ein glücklicher Suri. Das kann ungeahnte Energien für seinen Job beim EVZ freisetzen.

Riesige Vorfreude bei Suri aufs Baby.

Riesige Vorfreude bei Suri aufs Baby.

(Bild: EVZ / youtube)

Fraglos, dass sich Reto Kläy für die werdenden Eltern freuen wird. Aber er hat in der vergangenen Saison in ähnlichem Zusammenhang eine sportlich negative Erfahrung gemacht. Für den Transfer des Genfer Ergänzungsspielers Timothy Kast hat er im Umfeld einiges an Unverständnis geerntet. Zunächst lief alles nach seinem Sinne, bis es Probleme mit Frau und Baby nach der Geburt geben sollte. Danach fiel Kast von der Rolle.

Also Vorhang auf zu Akt IV. Sicher ist: Reto Suri wird nach dem verhinderten Transfer zu Lugano unter spezieller Beobachtung durch Klub, Fans und Medien stehen. Wenn es läuft, ist alles paletti und sogar eine Vertragsverlängerung mit dem EVZ denkbar. Schliesslich steht nun das Wohlbefinden von Suris Liebsten an oberster Stelle.

Läuft es Suri aber nicht, wird ein neues Kapitel in diesem Transfertheater geschrieben, das wohl erst mit einer vorzeitigen Vertragsauflösung ein Ende finden wird.

Läuft es aber dem ganzen Team unter dem neuen Trainer Dan Tangnes, der auf höchster Stufe noch nie eine Playoff-Serie für sich entscheiden konnte, nicht, wäre das der erste Akt zu einem noch viel grösseren Theater. Regisseur ist und bleibt EVZ-Sportchef Reto Kläy.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Humphrey
    Humphrey, 28.08.2018, 21:04 Uhr

    Geloge hoch dri…Kläy hät ihm gesagt, er solle geh und nur deshalb het er nach nem anderen Verein geluegt…Danach hät Kläy ihn im Stich gelah, als er de Deal het platze lah…unterschte Schublade…aber auch schlau vom Kläy, so het er n Sündebock wenn es nüt läuft

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