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«Felsenegg» Luzern: Geheimtipp mit wechselhafter Küche

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Mediterran, Schweizerisch
  • Ambiente Traditionell
Von aussen eher unscheinbar, glänzt die «Felsenegg» innen unmso mehr. (Bild: hch)

In der «Felsenegg», wart ihr da schon mal? Der Vorschlag für einen Restaurant-Test, den mir ein Bekannter mit auf den Weg gab, sollte sich als spannender Geheimtipp entpuppen: Ein toll eingerichtetes Luzerner Lokal mit unkomplizierten, aber kreativen Gerichten – die nicht immer ganz perfekt sein müssen.

Die «Felsenegg» in Luzern war für mich bis dahin gänzlich unbekanntes Terrain. Obwohl unzählige Male daran vorbeigefahren, entzog sich das Lokal in diesem unscheinbaren altrosa Gebäude bisher jeglicher Beachtung. Der Tipp stammte von einem Bekannten, der besonders von einem verwunschenen Garten hinter dem Lokal schwärmte.

Im Winter lässt sich der Garten naturgemäss nur schwer geniessen, doch auch die Gaststube lässt sich sehen. Sehr viel dunkles Holz, edle Kristalllüster und vor allem sehr viel Platz zwischen den Tischen. Was zu normalen Zeiten längst nicht selbstverständlich ist, schätzt man während einer Pandemie besonders. Gleiches gilt für die Stube, die über Natursteinwände und einen aufwändig gestalteten Parkettboden verfügt.

Drei Tagesmenüs zur Auswahl

Wir hatten an diesem regnerischen Wochentag die Auswahl zwischen zwei Tischen und drei Mittagsmenüs. Penne Bolognese war mit der Alternative Tomatensauce gleichzeitig das Vegi-Menü. Ich selbst entschied mich für ein Wildschweingeschnetzeltes; die Wildsaison dauert hierzulande schliesslich kurz genug. Die Gerichte sind auf einer Tafel vermerkt, die an den Tisch gerollt wird – das gibt es auch andernorts, diese Form der Menüpräsentation ist aber sehr praktisch und wird immer wieder gerne gesehen. Vorbildlich ist in der Felsenegg die Herkunft des Fleisches notiert; eine Angabe, die man andernorts häufig vergebens sucht.

Serviert werden die Menüs mit Suppe und Salat, beides kommt recht originell und gediegen auf den Tisch. Der Gast erhält ein Porzellantablett mit zwei Schüsselchen. Während die Bedienung die Suppe wie in alten Zeiten im Schullager aus einer Edelstahlkanne einschenkt, teilen sich die Gäste den in einer weiteren Schüssel servierten Salat.

Wildschwein, zu Unrecht oft verschmäht

Bei unserem Test wurde eine Lauchsuppe serviert, die zwar nicht zu wenig gewürzt war, aber wenig Eigenaroma aufwies. Nicht jeder Lauch ist gleich intensiv. Als bekennender Liebhaber dieses Wintergemüses tröstete ich mich stattdessen mit dem ausgezeichneten Blattsalat: knackig und mit einer gut abgeschmeckten, milden Balsamicosauce passte er perfekt zum frischen Weissbrot.

Überzeugend fiel auch das Wildschweingericht für 24 Franken aus. Stehen die Tiere aus verständlichen Gründen bei unseren Bauern nicht gerade hoch in der Gunst, so schätze ich sie aufgrund ihres ausgesprochen fettarmen Fleisches auf dem Teller oder dem Grill umso mehr.

Ein Auf und Ab bei den Beilagen

Der Umstand, dass das zubereitete Filet nur etwas über 2 Prozent Fett aufweist, wurde durch den Koch mit der servierten Rahmsauce voll kompensiert. Die sämige Sauce harmonierte ausgezeichnet zum aromatischen und saftigen Fleisch. Von der Sauce profitierten auch die servierten Bratkartoffeln, die eher etwas trocken und gar salzreich ausfielen. Ungewohnt war dazu ein etwas gar eigener Geschmack, der laut der Bedienung vom Rapsöl herrühren könne. Ich hielt mich stattdessen ans Gemüse, Rosenkohl mit Karotten.

Eher neutral fiel das Fazit von meiner Begleitung aus. Die Penne (22 Franken) waren al dente, die Fleischsauce schön tomatig mit eher etwas trockenem Fleisch.

Kreative Personalsuche

Nun ist die Bewertung eines Lokals anhand eines Mittagessens nie ganz einfach, ausserdem kocht manch ein Restaurant mittags und abends unterschiedlich. Gleichzeitig muss es auch mittags stimmen. Der Gast kommt bekanntlich nicht mehr, sollte der erste Besuch nicht seinen Erwartungen entsprechen.

Erwähnenswert ist, dass mich anderntags eine Mail des Lokals erreichte, ob ich Koch sei oder Köche kennen würde. Zweifellos eine ungewohnte Variante der Rekrutierung, die zeigt, wie gross die Personalnot in der Gastronomie bereits ist.

Fazit unseres Besuches: ein tolles Ambiente. Die Küche hat mehrmals gezeigt, was sie kann, anderes gelang nicht ganz optimal. Wir sind gespannt, was abends auf den Tisch kommt.

Preis-Leistung
Die Mittagsmenüs sind mit 20 bis 30 Franken eher für etwas besondere Gelegenheiten geeignet, wir finden den Preis angemessen. Dies unterstreichen auch die stilvolle, ruhige Atmosphäre und das elegante Gedeck. Abends wird das überschaubar gehaltene À-la-carte-Angebot durch ein Tagesangebot ergänzt. Die Küche ist frisch und saisongerecht, das Preisniveau liegt abends im Luzerner Durchschnitt.
****von*****

Service
Nach einer eingehenden Musterung beim Betreten des Lokals wurden wir diskret und aufmerksam bedient. Man sollte für den Lunch etwas Zeit mitbringen, teilweise dauert es zwischen den Gängen etwas.
***von*****

Ambiente
Aussen pfui, innen hui. Wer das wenig ansprechende Gebäude am Schlossberg das erste Mal betritt, würde kaum ein so stilvolles Inneres erwarten. Viel Wert wird auch auf das Mobiliar und den gedeckten Tisch gelegt. Sehr gelungen!
*****von*****

Online-Faktor
Professioneller Auftritt mit ansprechenden, grossflächigen Fotos. Speise- und Getränkekarten sind zum Download vorhanden. Die Menütafeln für Mittag und Abend werden nur auf Facebook und Instagram publiziert, wobei wir sie jeweils nur auf einer der beiden Plattformen fanden. Reservation erfolgt tagesaktuell über einen Drittanbieter.
***von*****

Restaurant Felsenegg

Adresse:
Maihofstrasse 4
6004 Luzern

Telefon:
+41 41 420 10 13

E-Mailadresse:


Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 11.30–14.00 Uhr und 18.00–23.00 Uhr
Samstagabend 18.00–23.00 Uhr
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