FCL-Sportchef zu den letzten Transfers

Remo Meyer: «Wir hätten Pascal Schürpf gar nicht abgegeben»

Sportkoordinator Remo Meyer hatte an der Transferfront diesen Sommer einiges zu tun.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Hätte es das FCL-Happyend mit dem Last-Second-Tor von Pascal Schürpf zum 2:1 gegen GC um ein Haar gar nicht geben können? Weil der 29-jährige Offensivspieler kurz vor einem Transfer stand? «Nein, weil er ein wichtiger Baustein für uns ist», entgegnet FCL-Sportchef Remo Meyer und äussert sich zu seiner Transferkampagne.

Am letzten Freitag, um 23.59 Uhr schloss das Transferfenster in der Schweiz. Man kann es Kontinuität nennen: Mit Goalie Jonas Omlin (24, zum FC Basel) und Hekuran Kryeziu (25, zum FC Zürich) haben bloss zwei Talente den FCL verlassen. Mit Torhüter Mirko Salvi (24), dem Nigerianer Blessing Eleke (22, FC Ashdod), der gegen GC einen Treffer und eine Torvorlage verbuchte, dem Georgier Otar Kakabadze (23, Gimnastic) und dem deutsch-kamerunischen Doppelbürger Tsyi William Ndenge (21, Mönchengladbach) sind vier Neue gekommen.

zentralplus: Remo Meyer, wie gross war die Gefahr, dass Pascal Schürpf den FCL auf den letzten Drücker verlässt?

Remo Meyer: Die Gefahr war nie gross, weil wir ihn gar nicht abgegeben hätten. Er ist ein wichtiger Bestandteil und Baustein unserer Mannschaft. Klar, dass er mit seiner überragenden Rückrunde bei anderen Vereinen Interesse ausgelöst hat. Darum gab es lose Anfragen. Aber wir haben schnell eine Lösung für eine Vertragsverlängerung gefunden. Mit seiner Mentalität, niemals aufzugeben und bis zum Schluss an den Erfolg zu glauben, verkörpert er die Innerschweiz perfekt.

zentralplus: Kann man also sagen, dass es ganz gewiss nicht dem Zufall geschuldet ist, dass Schürpf den Siegtreffer gegen GC schoss?

Meyer: Ja, das ist so. Aber ich möchte auch sagen, dass ich den Glauben der Mannschaft, noch etwas erreichen und punkten zu können, im Verlauf des Spiels immer gespürt habe. Das ist eine Grundvoraussetzung für Erfolg und ein erfreuliches Signal, das die Mannschaft ausgesandt hat.

Der Siegtreffer von Pascal Schürpf im Video:

 

93min53sek🔥🔥🔥 ⚽️🔵⚪️#emotions#oneteamonespirit#nomelozärn

Ein Beitrag geteilt von Pascal Schürpf (@fuenfrappe) amSep 3, 2018 um 6:46 PDT


 

zentralplus: Mit Otar Kakabadze haben Sie nach Valeriane Gvilia innerhalb eines Jahres einen zweiten Georgier nach Luzern geholt. Was steckt da eigentlich dahinter?

Meyer: (lacht) Nichts, dafür gibt es keinen Grund. Ich schaue weder auf Nationalität noch auf Hautfarbe. Ausschlaggebend für mich ist einzig die Qualität, und ob der Spieler von seiner Position und seinem Charakter zu uns passt.

zentralplus: Also hat sich nicht Gvilia für die Verpflichtung seines Landsmannes stark gemacht?

Meyer: Nein, die Geschichte lief nicht über seine Schiene. Aber wir haben uns natürlich bei Gvilia erkundigt, als die Sache immer konkreter wurde. Schliesslich sind sie Teamkollegen in der Nationalmannschaft.

zentralplus: Aber zu Mönchengladbach und seinem Sportchef Max Eberl besteht doch ein Draht? Nach Marvin Schulz steht mit Tsiy William Ndenge ein weiterer Borusse im Kader.

Meyer: Wir haben unsere Augen auf mehrere Märkte gerichtet und den Spieler vorher genau verfolgt. Aber es stimmt schon, dass wir gute Erfahrungen mit Max Eberl gemacht haben, er hat ja auch ein paar von uns Schweizern im Kader (schmunzelt). Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit, und man muss sehen, dass es für einen jungen Spieler wie Ndenge schwierig ist, sich in einem Kader durchzusetzen, das sich qualitativ auf Champions-League-Niveau bewegt.

«Es ist zu spät, ein Jahr vor Ablauf eines Vertrages Verhandlungen über eine weitere Zusammenarbeit zu führen.»

zentralplus: In Medien und im Fanforum des FCL sind Sie schon dafür kritisiert worden, dass Trainer Gerardo Seoane und Jonas Omlin zu billig verkauft worden seien. Was sagen Sie dazu?

Meyer: Dazu möchte ich nicht viele Worte verlieren. Kein Kritiker weiss, wie viel wir tatsächlich bekommen haben. Ich kann aber versichern, dass wir zufrieden sind.

zentralplus: Es gibt aber auch die berechtigte Kritik, dass Luzern auch schon vor ihrer Zeit als Sportchef immer wieder Spieler mit auslaufenden Verträgen unentgeltlich ziehen lassen musste.

Meyer: Unter meiner Ägide gab es bisher einen, und das war Hekuran Kryeziu. Wir haben probiert, mit ihm zu verlängern. Leider hat es nicht geklappt. Ich habe für mich daraus die Lehre gezogen, dass es zu spät ist, ein Jahr vor Ablauf eines Vertrages Verhandlungen über eine weitere Zusammenarbeit zu führen. Das muss spätestens anderthalb Jahre vorher geschehen. Bei Spielern mit Qualität muss man das antizipieren können. Bei Spielern, die unseres Erachtens weniger Potenzial für eine weitere Zusammenarbeit haben, besteht die Möglichkeit eines rechtzeitigen Verkaufs.

Sportchef Remo Meyer präsentiert den nächsten Neuzugang.

Sportchef Remo Meyer präsentiert den nächsten Neuzugang.

(Bild: FC Luzern)

zentralplus: In Ihrer Strategie gibt es also geschätzt ein halbes Dutzend Spieler, die Sie als entscheidend für das sportliche Wohl des FCL erachten?

Meyer: Ja, es sind fünf bis zehn Spieler. Das ist ein laufender Prozess.

zentralplus: Ihren Aussagen gemäss sind Sie aber bei Tomi Juric zu spät dran mit einer Vertragsverlängerung.

Meyer: Aktuell haben wir gar kein Interesse. Juric hatte eine durchwachsene letzte Saison. Und einen Monat vor WM-Beginn hat er sich verletzt. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass er aus seiner Situation einen Transfer realisieren könnte. 

zentralplus: Hat Ihnen Juric wirklich nie gesagt, dass er den FCL verlassen möchte?

Meyer: Mir gegenüber hat er so etwas nie geäussert.

zentralplus: Und wie schwer liegt Ihnen die Causa Francisco Rodriguez auf dem Magen? In der nächsten Winterpause steht der talentierte Offensivspieler anderthalb Jahre vor Ende seines Vertrages.

Meyer: Er ist Teil des Teams, und es ist ja auch nicht so, dass er bisher nur auf der Tribüne gesessen hätte. Aber auch klar, dass es Spieler gibt, die mit der Anzahl ihrer Einsätze nicht zufrieden sind. Der Trainer entscheidet auf der Basis von Leistung und Qualität, wen er einsetzt. Francisco ist ein super Typ, der im Training Vollgas gibt. Er wird parat sein, wenn seine Chance kommt, und das wird in dieser Saison passieren. 

«Wenn Lustenberger, Schwegler oder Zibung ihre Karriere wirklich beenden werden, möchten wir für einen gebührenden Abschied sorgen.»

zentralplus: Aber was ist mit seiner Vertragssituation?

Meyer: Die werden wir im Winter sicher wieder anschauen.

zentralplus: Stehen dem FCL am Ende dieser Saison mit David Zibung und Christian Schwegler zwei grosse Abschiede von Routiniers bevor? Wenn mit dem derzeit verletzten Claudio Lustenberger nicht sogar drei?

Meyer: Ja, sie haben auslaufende Verträge und ihre Karrieren neigen sich dem Ende zu. Aber wie es dann wirklich aussieht bezüglich Weiterbeschäftigung, werden wir im Verlauf der Rückrunde klären. Wenn sie ihre Karriere wirklich beenden werden, möchten wir für einen gebührenden Abschied sorgen.

zentralplus: Ohne den nominell dritten FCL-Goalie Loïc Jacot zählt das aktuelle FCL-Kader 26 Spieler. Wie beurteilen Sie diese Grösse?

Meyer: Wir haben es reduziert, letztes Jahr waren es noch 29. Das ist uns mit Ausleihen gelungen. Mehr Spieler als aktuell sollten es nicht sein, für mich stellt das die Obergrenze dar. Andererseits konnten wir auch nicht mehr Spieler abgeben. Ein Cirkovic oder ein Knezevic sind länger verletzt ausgefallen, als wir damit rechnen konnten. Dazu kamen noch Claudio Lustenberger und Tomi Juric. Bei ihrer Rückkehr ins Mannschaftstraining sind sie praktisch Neuzugänge und heizen den Konkurrenzkampf an. Ich denke, dass wir für unsere Verhältnisse gut aufgestellt sind.

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