«Religionskunde und Ethik» soll gestrichen werden

Geht es nach dem Regierungsrat, soll das Fach «Religionskunde und Ethik» an den Luzerner Obergymnasien bald der Vergangenheit angehören. «Dies ist für uns sehr überraschend und auch unverständlich. Wir sind überzeugt, dass das Fach mehr denn je seine Berechtigung hat», sagt Benno Bühlmann, Präsident der Kantonalen Fachschaft «Religionskunde & Ethik». Gerade angesichts des wachsenden Fundamentalismus sei es wichtig, dass Jugendliche über Hintergründe und Gefahren aufgeklärt sind.

Gestern schlug der Regierungsrat dem Parlament insgesamt 67 Massnahmen vor, mit denen er zukünftig die Finanzen des Kantons im Lot halten will (zentral+ berichtete). Betroffen von den geplanten Sparmassnahmen ist auch der Bildungsbereich. Das Fach «Religionskunde und Ethik» soll an den Obergymnasien gestrichen werden. Bei der Kantonalen Fachschaft «Religionskunde & Ethik» an Luzerner Gymnasien sorgt dies für grosses Unverständnis.

Bildungspolitischer Fehler

Mit der Streichung von zwei Lektionen am Obergymnasium würde das Fach von einem 40 prozentigem Abbau betroffen sein, obwohl der Spareffekt dieser Massnahme nur gering ist und «in keinem Verhältnis zu dem steht, was damit auch längerfristig an positivem Nutzen für die Schülerinnen und Schüler und damit auch für die Gesellschaft von morgen verloren geht», so Bühlmann. «Wir sind fest überzeugt, dass das Streichen dieses Faches bildungspolitisch ein grosser Fehler ist und entsprechende Kompetenzen bei den Schülerinnen und Schüler fehlen werden.»

Hintergründe und Gefahren des Fundamentalismus kennen

In einer Zeit des wachsenden Fundamentalismus und totalitärer Gruppierungen sei es dringend notwendig, dass Schülerinnen und Schüler ausreichend die Hintergründe dieser Gefahren kennen. «Für die Vermittlung dieser Kompetenzen ist ein entsprechendes Alter und Vorwissen unabdingbar», so Bühlmann. «Im Untergymnasium wäre daher die Vermittlung nicht altersgemäss.»

Des Weiteren wäre es fatal, Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren mit ihren Fragen zu Religion und Werten alleine zu lassen. «Der Bedarf an ethisch-religiöser Orientierung ist heute dringender denn je», ist Bühlmann überzeugt. Dies sei insbesondere in einer Zeit problematisch, in der fundamentalistische Gruppierungen Jugendliche für sich und ihre extreme Haltung zu rekrutieren versuchen.

Dem Wertezerfall entgegentreten 

«Wer sich über einen Wertezerfall in der heutigen Zeit beklagt, der kann es nicht zulassen, dass genau das Schulfach gestrichen oder gekürzt wird, in dem die Diskussion über Werte und Normen geführt wird», meint Bühlmann weiter. «Zu einer ganzheitlichen Ausbildung in einer pluralistischen Gesellschaft gehören auch Grundkenntnisse über die Weltreligionen und ein Vertiefen der eigenen christlich geprägten Herkunft.» Beides würde mit total noch drei verbleibenden Lektionen im Untergymnasium unmöglich sein. Insofern setzt sich die Fachschaft dafür ein, dass das Fach weiterhin im Angebot des Obergymnasiums bleibt.

Mehr zum Sparpaket des Kantons auch im Kommentar.

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