Konkurrenzkampf verschärft sich

Rekordhohe Arbeitslosigkeit in Zug: Das sagt die Volkswirtschaftsdirektorin

Derzeit sind viele auf Jobsuche – das ist je nach Branche unterschiedlich schwierig. (Bild: Pixabay)

Die Arbeitslosigkeit steigt schweizweit an. Dieser Trend macht vor dem Kanton Zug nicht Halt. Arbeitnehmer aus «Krisenbranchen» und weniger gut Qualifizierte sind besonders betroffen. Regierungsrätin Silvia Thalmann-Gut über die Wirkung medizinischer Massnahmen und warum sie Kurzzeitarbeit empfiehlt.

Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ist so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr – damals verloren viele ihre Stelle im Soge der Finanzkrise von 2008. Heute ist es die Corona-Pandemie, die viele um ihren Job bangen lässt.

Die Arbeitslosenquote ist in Zug mit 3 Prozentpunkten zwar tiefer als im schweizerischen Schnitt (3,7 Prozent), aber die Tendenz ist im gleichen Masse steigend, wie ein Blick auf die neuesten Zahlen zeigt:

Gleichzeitig sind rund ein Drittel mehr auf Stellensuche, als im Vorjahr (Januar 2021: 3'160 Personen, Januar 2020: 2'336). Das erhöht den Druck auf den Arbeitsmarkt zusätzlich. Wir haben mit der Zuger Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut (CVP) über die zurzeit angespannte Situation gesprochen – und was Politik und Arbeitgeber tun können, um die Effekte der coronabedingten Einschnitte in die Wirtschaft zu dämpfen.

«Viele Unternehmen sind aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage zurückhaltend beim Ausschreiben neuer Stellen.»

zentralplus: Die Zahl der Arbeitslosen steigt im Verlauf der Pandemie auch in Zug markant an – wie bewerten Sie diese Zahlen?

Silvia Thalmann-Gut: Aufgrund der pandemiebedingten wirtschaftlichen Einschränkungen sind wir von einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen ausgegangen. Eine Entschärfung der Situation wird sich einstellen, sobald die medizinischen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie greifen. Zur Überbrückung der Wirtschaftskrise stehen bewährte Instrumente zur Verfügung. Dazu gehören das RAV, welches die Betroffenen bei der Stellensuche unterstützt und die Arbeitslosenkasse, die finanzielle Mittel spricht. Beide Organisationen sind vorübergehend personell verstärkt worden und können bei Bedarf weiter aufgestockt werden.

Die Zuger Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut (CVP). (Bild: Elias Wyrsch)

zentralplus: Besonders betroffen scheinen weniger gut qualifizierte Personen und Arbeitnehmer in «Krisenbranchen». Der Arbeitsmarkt scheint ausgetrocknet – wie kann dem entgegengewirkt werden?

Thalmann-Gut: Tatsächlich ist der Personalabbau in den sogenannten «Krisenbranchen» dank der Kurzarbeitsentschädigung moderat geblieben. Mit der steigenden Arbeitslosenquote müssen Stellensuchende einen grösseren Effort erbringen, um eine Stelle zu finden. Viele Unternehmen sind aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage zurückhaltend beim Ausschreiben neuer Stellen. Auf der anderen Seite erreichen die gemeldeten Stellen aufgrund der Stellenmeldepflicht fast das Vorjahresniveau.  

«Mit Unterstützung des Kantonsrats können selbst Unternehmen mit einer 20-prozentigen Umsatzeinbusse gegenüber den Vorjahren finanzielle Hilfe erhalten.»

zentralplus: Auffällig ist der Anstieg der Anzahl an Ausgesteuerten – im Januar sind 30 neue Personen hinzugekommen. Wie kann der Trend gebremst werden?

Thalmann-Gut: Dieser Wert liegt innerhalb eines langjährigen Mittels. Er weist nicht explizit auf eine Verschärfung der Wirtschaftskrise hin. Aussagekräftiger ist der Anstieg der Arbeitslosenquote, der auf eine Veränderung des Arbeitsmarktes hinweist. Wie bereits erwähnt, wird sich die Situation entspannen, sobald die Unternehmen wieder ohne Einschränkung tätig sein können.  

zentralplus: Gleichzeitig ist die Zahl der Personen, die Arbeitslosenhilfe beanspruchen, im Vergleich zum Frühling geringer. Wie erklären Sie sich das?

Thalmann-Gut: Im ersten Lockdown gewährte der Bund 120 zusätzliche Arbeitslosentaggelder. Dies führt zu einer Verzögerung der Aussteuerung, die sich bei der Arbeitslosenhilfe mit einer Abnahme der Fälle bemerkbar macht. Wir gehen jedoch davon aus, dass es sich nicht um einen generellen Abbau handelt, sondern lediglich um eine zeitliche Verschiebung.  

zentralplus: Welche Massnahmen trifft die Volkswirtschaftsdirektion, um die schwierige Situation zu dämpfen?

Thalmann-Gut: Von der aktuellen Wirtschaftskrise sind die Unternehmen nicht alle gleichermassen betroffen. Besonders schwerwiegend ist die Situation bei der Gastronomie und Hotellerie, in der Reisebranche und bei Institutionen, die behördlich geschlossen sind – also Läden oder Sportzentren. Der Kanton Zug beteiligt sich am Härtefallprogramm des Bundes und unterstützt gesunde Unternehmen mit starken Umsatzeinbussen in der Krise. Mit Unterstützung des Kantonsrats können selbst Unternehmen mit einer 20-prozentigen Umsatzeinbusse gegenüber den Vorjahren finanzielle Hilfe erhalten.  

zentralplus: Was können Arbeitgeber tun, um mitzuhelfen?

Thalmann-Gut: Arbeitgeber können auf einen Abbau des Personals verzichten und Kurzarbeitsentschädigung geltend machen. Dieses Instrument richtet sich explizit an Unternehmen, die vorübergehend kein genügend grosses Arbeitsvolumen für ihre Mitarbeitenden verfügbar haben.

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