Sängerin begrüsst die Diskussion

Regula Mühlemann spricht über Machtmissbrauch in der Oper

Regula Mühlemann und der italienische Dirigent Umberto Benedetti Michelangeli. (Bild: Marco Masiello)

Übergriffe in Kulturhäusern werden derzeit zu einem Thema. Nun hat sich auch die Luzerner Opernsängerin Regula Mühlemann in einem Interview geäussert.

In Zürich verlässt der Operndirektor Michael Fichtenholz Ende Januar das Haus abrupt. Der Vorwurf: Machtmissbrauch. Die Diskussion über Übergriffe in Kulturhäusern wird nun auch in der Schweiz diskutiert. Gegenüber dem «Tages Anzeiger» äussert sich nun auch die Luzerner Opernsängerin Regula Mühlemann dazu.

Die bekannte Sopranistin aus Adligenswil begrüsst, dass eine Diskussion stattfindet und dass die betroffenen Häuser reagieren und diejenigen suspendieren, die sich nicht an die Regeln halten. Sie warnt aber auch davor, alle in einen Topf zu werfen: Die meisten Intendanten, Dirigenten und Regisseure würden sich korrekt verhalten.

Heikle Situationen frühzeitig erfasst

Sie selbst sei nie Opfer von Machtmissbrauch geworden, habe aber schon kritische Situationen erlebt. So sei sie beispielsweise von einem Dirigenten schikaniert worden, nachdem sie ihre Grenzen signalisiert habe.

Mühlemann berichtet auch von Situationen, in denen ein Dirigent mehrmals unangemeldet in die Garderobe hereingeplatzt sein, als sie sich gerade am Umkleiden war. Obwohl es zu keinen Übergriffen kann, hätte sie ein ungutes Gefühl gehabt. «Jedenfalls hat es mich nicht erstaunt, als er einige Monate später von seinem Orchester entlassen wurde, weil es Missbrauchsvorwürfe gab», sagt sie.

Starke Hierarchien begünstigen Missbrauch

Aus ihrer Sicht gehört die Oper zu den für Machtmissbräuche anfälligen Branchen, weil es starke Hierarchien gibt und gleichzeitig ein grosses Interesse, etwa in einem Orchester mitzuwirken. Das Problem sei, dass die Übergriffe oft nicht gleich als solche zu erkennen seien.

«Das Schwierige ist, dass vieles ganz subtil läuft – oder zumindest subtil anfängt», so Mühlemann. Eine herzliche Umarmung nach einer gelungenen Premiere von einer ungewollten Berührung zu unterscheiden, sei in emotionalen Momenten oft schwierig. Dabei helfe es, wenn sich die Künstler untereinander auch über irritierende Situationen austauschen.

Es sei «viel zu lange geschwiegen worden», sagt Mühlemann schliesslich. Mit der aktuellen Diskussion verbindet sie die Hoffnung, dass nun für Leute «die sich auf dünnem Eis bewegen», eben dieses Eis bricht.

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