Ebikon: Studenten statt Asylbewerber in Ex-Beiz

Zwischennutzung statt Asylzentrum im «Löwen»

Der Kanton geht, ein Gemeinderat kommt: Neuer Mieter für den «Löwen» in Ebikon.

(Bild: jal)

Das Asylzentrum in Ebikon schliesst Ende dieses Jahres. Im «Löwen» brechen damit wieder neue Zeiten an – die an frühere anknüpfen sollen. FDP-Gemeinderat Ruedi Mazenauer plant eine Zwischennutzung mit Ateliers, Vereinsräumen und Wohnraum. Von einem Rollenkonflikt will er indes nichts wissen.

Ebikon erhält eine Zwischennutzung. Wo heute Asylsuchende wohnen, sollen bald Studenten, Künstler und Vereinsmitglieder ein- und ausgehen: Ruedi Mazenauer, seit 15 Jahren in Ebikon zu Hause und seit letztem Frühling FDP-Gemeinderat, übernimmt ab Januar 2019 den «Löwen», wie der «Rontaler» vermeldet.

Das ehemalige Hotel und Restaurant in Ebikon dient seit rund vier Jahren als Asylunterkunft. Mehrfach wurde der Vertrag verlängert, letzten Frühling hat der Kanton angekündigt, das Zentrum Ende Jahr zu schliessen (zentralplus berichtete). 

«Ich kenne den ‹Löwen› als Gast und als Äbiker, es ist ein schönes und für die Bevölkerung wichtiges Haus», sagt Mazenauer. Nachdem er erfahren hatte, dass die Asylunterkunft schliesst, wurde er aktiv. Denn für ihn ist klar: «Der ‹Löwen› soll belebt sein und nicht leer stehen oder gar besetzt werden.»

Der ungewohnte Bauchentscheid

Ruedi Mazenauer plant im Gebäude eine Zwischennutzung. Die 20 Hotelzimmer mit eigenen Bädern will er vermieten – an Studenten, Hotelfachschüler oder Arbeiter. «Ebikon ist mit dem kurzen Weg nach Luzern prädestiniert dafür.» Die zehn Zimmer im Personalhaus hingegen seien als Wohnraum nicht mehr zeitgemäss, fehlt ihnen doch zum Beispiel eine Toilette. «Für einen Übungsraum passen sie aber wunderbar», sagt der 48-Jährige.

Die FDP nominiert Ruedi Mazenauer für den Gemeinderat Ebikon.

FDP-Gemeinderat Ruedi Mazenauer wünscht sich die «Leue-Bar» zurück.

(Bild: zvg)

Ihm schwebt vor, sie für Ateliers oder als Proberäume für Musiker zur Verfügung zu stellen; einen Teil der Gesellschaft, der in Ebikon auch vermehrt Platz haben dürfe. Als Gemeinderat – Mazenauer führt seit April das Ressort Gesellschaft und Soziales – kenne er die Bedürfnisse der Vereine. «Ich hatte bereits erste Anfragen und bin überzeugt, dass das Interesse vorhanden ist, damit sich das kostendeckend betreiben lässt.»

Wobei: Durchgerechnet hat er das nicht, ein Businessplan liegt nicht vor. «Es ist ausnahmsweise ein Projekt, bei dem ich nicht alles durchgeplant, sondern einfach einen Bauchentscheid gefällt habe», sagt Mazenauer, der von einem Abenteuer spricht. Deshalb lässt er auch noch offen, was mit dem Restaurant und den Sälen geschieht und ob er mit seiner drei Mann starken Firma Deinbüro GmbH womöglich selber in den «Löwen» zieht.

Comeback der «Leue-Bar»

Persönlich sieht er die Möglichkeit, dass dereinst auch die «Leue-Bar» wieder eröffnet, «mindestens an der Fasnacht oder an der Kilbi», sagt er und lacht. Mit mehreren Interessierten sei er bereits im Gespräch, Namen will er noch keine verraten. Auch ein Jugendprojekt wäre eine Option. Das Restaurant hingegen erwacht definitiv nicht mehr zu neuem Leben. «Da müsste man so viel Geld in die Küche investieren, dass es nicht aufgehen kann.» Im restlichen Gebäude muss Ruedi Mazenauer noch abklären, was an baulichen Arbeiten anfällt.

«Ich habe für mein Projekt im ‹Löwen› keinerlei Vorteile aus meiner Tätigkeit als Gemeinderat gezogen.»

Ruedi Mazenauer, künftiger Mieter des «Löwen» und FDP-Gemeinderat

Der Vertrag ist befristet auf September 2020. Was mit dem Haus und dem Gebiet ringsum passiert, ist noch offen. Nachdem das Hotel Ende November 2014 den Betrieb eingestellt hatte, wollte die Besitzerin der Liegenschaft das Areal ursprünglich überbauen und setzte entsprechende Abklärungen in Gang. Inzwischen sind noch immer einige Fragen offen. So ist zum Beispiel die Idee eines Tunnels durch Ebikon hängig, die den «Löwen» direkt betreffen würde (zentralplus berichtete). Als der Kanton 2014 ankündigte, ein temporäres Asylzentrum einzurichten, regte sich zum Teil heftiger Widerstand; auch, weil viele Äbiker den Verlust ihres Treffpunkts bedauerten (zentralplus berichtete).

Zwei Hüte – kein Problem

Zumindest vorübergehend kehrt der Treffpunkt also wieder zurück. Dass ein aktiver Politiker in einem Amt ein solches Projekt angeht, ist indes eher ungewöhnlich. FDP-Gemeinderat Mazenauer ist sich bewusst, dass die Frage nach einem Rollenkonflikt schnell auftauchen kann. Er hält aber fest, dass er sich als Privatperson engagiere. Weil die Gemeinderäte in Ebikon nur in einem Teilzeitpensum für die Gemeinde arbeiten, sei er wie alle anderen auch neben der politischen Arbeit aktiv, beruflich und privat.

«Ich habe für mein Projekt im ‹Löwen› keinerlei Vorteile aus meiner Tätigkeit als Gemeinderat gezogen.» Dass er zum Zuge kam, verdankt er vielmehr seinen beruflichen Kontakten. Die Basler Versicherung, deren Tochtergesellschaft Baloise Wohnbauten AG das Gebäude gehört, war sein früherer Arbeitgeber. 

Heikel könnte es womöglich werden, wenn das Projekt von der Gemeinde finanziell unterstützt würde. Mazenauer hat aber nicht vor, ein entsprechendes Gesuch zu stellen. «Wenn sich die Gemeinde allenfalls von sich aus dafür einsetzen will, würde ich sicher in den Ausstand treten.» Doch Geld machen will er mit diesem Projekt ohnehin nicht. «Es muss unter dem Strich einfach kostenneutral sein.»

Vorhang auf für das Kulturschaffen

Der «Löwen» ist nicht das einzige (ehemalige) Restaurant in Ebikon, das zu einem neuen Treffpunkt werden soll. Wenige Hundert Meter entfernt ist man bereits einen Schritt weiter: Der Saal der «Sonne» wird demnächst zum Kulturlokal. Dahinter steht der Regisseur und Schauspieler Reto Bernhard. Mit der «Kultursonne» will er in Ebikon eine Bühne für Theater und Kleinkunst schaffen. Die über 13’500 Einwohner zählenden Gemeinde gilt im Gegensatz zu Luzern oder anderen Agglomerationsgemeinden nicht gerade als kultureller Hot-Spot.

Kürzlich hat der Leiter des Luzerner Improvisationstheaters Improphil für die «Kultursonne» einen Trägerverein gegründet, wie er auf Anfrage sagt. Auch das Programm steht schon zu einem guten Teil: Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen – sowohl lokale als auch national bekannte Künstler werden bald in Ebikon zu sehen sein. Bis es so weit ist, stehen noch einige Renovationsarbeiten an. Der offizielle Startschuss fällt am 1. Dezember mit einem Konzert der Luzerner Sängerin Heidi Happy.

Bald ein kultureller Treffpunkt: Der Saal im Restaurant Sonne in Ebikon.

Bald ein kultureller Treffpunkt: Der Saal im Restaurant Sonne in Ebikon.

(Bild: jal)

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