Kurt und Werner Baumgartner bauen mächtig

Zwei Krienser Brüder kämpfen gegen Chinesen und Araber

Sitzen nicht gerne herum: Werner (links) und Kurt Baumgartner im Büro des Immobilienentwicklers Werner.

(Bild: hae)

Die beiden Brüder Kurt und Werner Baumgartner mischen nicht nur Kriens und Scuol im Bündnerland auf, sondern bald auch Pontresina. Wer sind die Bauernsöhne, die als SC-Kriens-Präsident und Bündner Hotelier des Jahres den grossen ausländischen Investoren die Stirn bieten?

Russen, Chinesen und Araber kaufen renommierte Fussballclubs. Araber und Chinesen übernehmen Schweizer Firmen. Oder noch lieber Hotels: «Chedi», «Frutt-Lodge», «Palace». So werden Gelder parkiert und Aufmerksamkeit generiert – und oft auch Schweizer oder europäische Interessierte düpiert.

Viele Einheimische machen ob der Engagements von zahlungskräftiger ausländischer Konkurrenz in Andermatt, Luzern oder auf dem Bürgenstock die Faust im Sack. Nicht so die Baumgartners. Sie packen selber an, um den Ausverkauf der Schweiz zu stoppen. Zeit für zentralplus, bei den beiden Brüdern in Kriens Süd vorbeizuschauen.

Kreative Ruhe, die ansteckt

Draussen rauscht der Verkehr im umtriebigen Luzerner Vorort, drinnen reckt ein riesiger Ficus seine Blätterpracht zur gut vier Meter hohen Decke. Glas, Beton und Holz dominieren den Bürobau, in welchem Werner Baumgartner (55) seit dreieinhalb Jahren als Immobilienentwickler wirkt. Es herrscht kreative Ruhe, die ansteckt.

Ein Leben auch für den Fussball: Werner Baumgartner ist Präsident des SC Kriens.

Ein Leben auch für den Fussball: Werner Baumgartner ist Präsident des SC Kriens.

(Bild: hae)

Doch das Sitzen in den bequemen Ledersesseln ist Werner Baumgartners Ding nicht – denn der Krienser wirkt umtriebig. Als Präsident des Fussballvereins SC Kriens, als Immobilien-Entwickler an der Schnittstelle zwischen Architekten, Bauherren, Gemeinde und Behörden. Immer denkt der Mann gross, der mit seinem Dorfklub bei den Mächtigen der Städte mitmischen möchte und sich den FC St. Pauli zum Vorbild nahm (zentralplus berichtete).

Und jetzt will Werner mit seinem jüngeren Bruder Kurt (52), einst Bündner Hotelier des Jahres, zusammen ein Hotel bauen. Auf 1’805 Metern über Meer, im fernen und feinen Pontresina. Einem luftigen Engadiner Kurort, der bei Alpinkennern beliebter ist als die grosse Adresse St. Moritz.

«Es ist möglich, ein neues Hotel in den Schweizer Bergen zu erstellen. Und zwar ohne Geld von ausländischen Mäzenen.»

Immobilienprofi Werner Baumgartner

«Wir möchten zeigen, dass es wohl schwierig, aber doch möglich ist, ein neues Hotel in den Schweizer Bergen zu erstellen. Und zwar ohne Geld von ausländischen Mäzenen», sagt Werner Baumgartner über seine Motivation, sich noch einen weiteren Job aufzubürden.

Dreisternhaus für 20 Millionen

Zusammen mit ihrem Engadiner Partner wollen die Baumgartner-Brüder 20 Millionen in ein Dreisternhaus mit 94 Zimmern investieren. Und greifen auf das Know-how des Hoteliers Kurt zurück, der bereits Scuol stark geprägt hat: Dort betreibt er heute mit 150 Angestellten mittlerweile drei Hotels und ein Thai-Restaurant.

«Wenn ich die Rankings der besten Schweizer Hotels anschaue und dann feststelle, dass ein grosser Teil von ihnen nicht rentieren muss, weil hier Mäzene oder Konsortien aus dem Ausland ihre Gelder deponieren, stimmt mich das nachdenklich», sagt der Hotelier. Kurt Baumgartner kennt die Gesetze: Die Hotellerie ist sehr personalintensiv. Entsprechend hoch sind die Kosten hierzulande im Vergleich mit Billiglohn-Ländern. 

Kurt Baumgartner sagt: «Wir Schweizer können zwar billig dorthin fliegen, aber bei uns zu Hause können wir unsere Leistungen im Hotelgeschäft nicht auslagern.» Die Branche ist stark im Wandel. Sehr viele, darunter auch gute Hotels in den Schweizer Bergen, haben bereits aufgegeben oder sind stark gefährdet. Und mit ihnen ganze Regionen. Kurt Baumgartner weiss um die Risiken in seiner Branche.

Lob für Hausers «Schweizerhof»

Er könne solche Risiken aber auch positiv auslegen: «Es ist gut für den Bergtourismus, wenn Geld, auch ausländisches, in bestehende und neue Häuser investiert wird. Und es ist schön zu sehen, wenn auch Schweizer noch an die Hotelbranche glauben und im eigenen Land statt anderswo investieren.»

«Vorbildlich! So ist man nah am Volk.»

Die Baumgartner-Brüder über die Hauser-Brüder mit ihrem «Schweizerhof»

Die Baumgartners gehen voran, sie versuchen nahe bei den Leuten zu sein. Wie etwa die Hauser-Brüder in ihrem Luzerner Hotel «Schweizerhof», das sie auch während Fasnacht und Festivals für jeden Luzerner öffnen. «Vorbildlich! So ist man nah am Volk.»

Die Baumgartner-Brüder mit ihrem rüstigen Vater Sepp, der mit 84 Jahren immer noch Velo fährt.

Die Baumgartner-Brüder mit ihrem rüstigen Vater Sepp, der mit 84 Jahren immer noch Velo fährt.

(Bild: hae)

Nah bei den Leuten zu sein haben sie von ihrem Vater gelernt, einem volksnahen Bauern. Der sitzt zwar auf viel Land, das er mit einem Verkauf durchaus versilbern könnte – doch Prasserei ist sein Ding nicht: Der rüstige Seppi Baumgartner (84) fährt auch heute noch Velo. Während die Gebrüder ihre Pläne für den Tag diskutieren und von ihren Projekten erzählen, geht die Türe auf, und der Vater tritt mit roten Backen herein. Der einstige Bauer gibt Sohn Kurt für seine vier Enkelkinder in Scuol Schoggi mit.

Weitherum am meisten Kühe: 17

«Wir galten als die wohlhabenden Bauernsöhne, weil weitherum niemand mehr Kühe hatte als wir: 17.» Heute würde das bei der Konkurrenz industrialisierter Grossbetriebe nirgends mehr hinreichen.

Kurt Baumgartner verstaut die Schoggi im Köfferchen, mit dem er angereist ist. Nicht aus dem heimatlichen Scuol, sondern von Andermatt: Er hat letzte Nacht mit anderen Hoteliers im Fünfsternhotel «Chedi» von Samih Sawiris übernachtet. Zum Austausch. Dank der brainstormenden Gruppe hatte das Luxushaus mit seinen mehr als 120 Angestellten, laut Gault Millau «Hotel des Jahres 2017», immerhin 25 Gäste. Ein sehr ambitiöses Projekt mit sehr hohen Kosten. Ob das auf die Dauer rentieren kann, bleibt (s)ein Geheimnis, sagt Kurt Baumgartner.

Die beiden Brüder wollen ihr Projekt anders anpacken, um ein möglichst volles Haus bewirtschaften zu können. Als umtriebige Unternehmer gibt ihnen der bisherige Erfolg Recht. Sie versuchen, in Pontresina mit einem Berghotel der Zukunft neue Beschäftigung zu bieten; um die 30 Arbeitsplätze sind für ihr Hotel ab 2020 geplant.

Ein Leben im Grünen: Nach einer Kochlehre startete Kurt Baumgartner als Hotelier im Engadin durch.

Ein Leben im Grünen: Nach einer Kochlehre startete Kurt Baumgartner als Hotelier im Engadin durch.

(Bild: hae)

«Der Gasthof soll nach den Vorbildern des städtischen ‹Motel One› oder ‹25 Hours Hotel› – schlank geführt mit kleiner Speisekarte – ein adaptierbares Geschäftsmodell werden, das wir dann vielleicht in Scuol wiederholen können», sagen sie unisono. Dort wurde vor vier Jahren ein ähnliches Unterfangen an der Urne knapp gebremst.

Marathon-Männer

Die beiden geben nicht so schnell auf. Hat das damit zu tun, dass sie beide angefressene Ausdauersportler sind? Beide fast gleich schnell: Kurt braucht 3 Stunden 17 Minuten für den Marathon, Werner läuft auf den 42,195 Kilometern mit 3.19 nur zwei Minuten hintendrein. «Konkurrenz belebt das Geschäft», sagen sie beide sportlich. Und lachen herzlich.

Hier beim Pontresina-Projekt aber ziehen die beiden am selben Strick. In den Schweizer Bergen ist man froh, wenn neue Hotelbetten entstehen. Das bringt dem lokalen Gewerbe, der Gemeinde und den Bergbahnen mehr Umsatz und Geld in die Kasse. Und erfreut umso mehr, wenn es aus Schweizer statt aus russischen, chinesischen oder arabischen Schatullen stammt.

Kochen, Hotels, Fussball, Immobilien

Kurt Baumgartner (53) ging nach der Lehre als Koch im Luzerner «Wilden Mann» und nach der Hotelfachschule Luzern in Russland auf Reisen. Er lernte in verschiedenen Betrieben sein Handwerk: Wichtige Stationen waren dabei die Flussboote zwischen St. Petersburg und Moskau, die er leitete, sowie das Hotel «Hohenfels» in Arosa. Seit bald 20 Jahren lebt er mit seiner Frau und den vier Kindern in Scuol. Er ist begeisterter Skifahrer, Biker und Langläufer und schätzt an Luzern besonders die alten Freundschaften und die Fasnacht.

Werner Baumgartner (55) studierte in Bern Jura und arbeitete lange Jahre bei der Swiss Re und bei Eberli Immobilien in Sarnen. Vor drei Jahren machte er sich selbstständig. Seit 2013 ist der ehemalige Tschütteler auf Grümpelturnierniveau auch Präsident der Krienser Fussballer. Er lebt in Kriens, wo er im Einwohnerrat der Gemeinde Kriens amtete und von 2006 bis 2008 Präsident der CVP-Ortspartei Kriens war. Am liebsten verbringt er seine Freizeit mit Partnerin am Titlis auf der Piste oder anderswo in den Bergen. Er schätzt an Luzern die kulturellen Angebote und die wunderbare Landschaft.

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