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Nebst dem repräsentativen Zunfthaus Nölliturm hält die Zunft zu Safran verschiedene Räume in der Stadt Luzern, um ihr Material zu verstauen. Doch anscheinend genügen die nicht: Mit einer neu gegründeten Genossenschaft sucht die Zunft nach einem neuen Zunfthaus.
Der Nölliturm und die Zunft zu Safran blicken auf eine lange gemeinsame Zeit zurück: Seit 1922 nutzt die Zunft den Turm am Anfang der Museggmauer in Luzern als Zunfthaus. Doch einem Eintrag im Handelsregister nach genügt dieser den Ansprüchen der Zunft nicht mehr: Ende Juli ist eine «Genossenschaft Zunfthaus zu Safran» eingetragen worden. Ihr Zweck: die Beschaffung eines Zunfthauses oder mehrerer Immobilien für die Zunft zu Safran.
Gibt die Zunft damit den Nölliturm auf? Der Präsident der neuen Genossenschaft, Karl Bucher, schreibt auf Anfrage unmissverständlich: «Der Nölliturm steht nicht zur Diskussion. Die Aufgabe der Genossenschaft ‹Zunfthaus zu Safran› ist, die verschiedenen Raumbedürfnisse auf lange Sicht, für viele der kommenden Generationen von Zünftlern, in der Stadt sichern zu können.»
Erst vor kurzem habe die Zunft den Mietvertrag für den Turm mit der Stadt Luzern bis 2062 verlängert. Die Genossenschaft sei gegründet worden, damit die Zunft bei Gelegenheit die nötigen Strukturen hätte, um ein eigenes Zunfthaus zu kaufen oder ergänzend zum Nölliturm weitere Räume zu mieten oder kaufen.
Platz für Fundus aus 600 Jahren Zunftgeschichte
Denn die Zunft zu Safran braucht viel Platz. Allein im Nölliturm beherbergt sie einiges an Material, wie Bucher aufzählt: Im Tresorraum lagert sie den Zunftschatz und eine kleine historische Schiesswaffensammlung. Der Wappensaal zeigt eine historische heraldische Entwicklung, der die vergangenen Zunftmeister mit deren Wappen würdigt. Weiter präsentiert die Zunft darin eine Auswahl historischer Stichwaffen.
Im Vitrinensaal stellt die Zunft die geschichtliche Entwicklung der Zunft, ein Modell des historischen Fritschiwagens, alte Masken und sonstige für die Zunft wichtige Stücke aus. In der Turmstube schliesslich treffen sich die Zünftler zu den monatlichen Höcks oder nutzen sie für andere gesellschaftliche Anlässe.
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Doch das ist nicht alles: «Wir haben weiter die Rüstkammer im Dachgeschoss vom alten Rathaus, mit über 200 historischen Kleidern, Schuhen und Waffen, die wir jeweils an der Sempacher Schlachtjahrzeit tragen. Dazu ein umfangreiches Archiv in einem Keller in Littau, welches auch als Arbeitsort der Archivkommission dient. Für den Fritschiwagen, mehrere Kutschen und den jährlichen Bau des Fasnachtswagens werden weitere Räumlichkeiten in der Stadt und Umgebung belegt», wie Bucher ergänzt.
Das neue Zunfthaus oder die künftigen Räumlichkeiten müssten demnach Platz für die Lagerung, den Unterhalt und die Aufbereitung des zunfteigenen Fundus bieten, wie auch im Genossenschaftszweck festgehalten ist.
Wo ist noch offen
Wo das künftige Zunfthaus ungefähr liegen soll, ist offen. «Wir wollen die Augen offen halten und bei einer sich bietenden Chance für die oben beschriebenen Bedürfnisse eine eigene, geeignete Immobile erwerben», so Bucher. Der «Sechser im Lotto» wäre dabei, wenn die Zunft alle ihre Bedürfnisse – unter anderem Archiv, Wagenbau, Rüstkammer und Treffpunkt – an einem Ort abdecken könnte. Solche Chancen hätten aber fast immer auch ein kurzes Zeitfenster, wie Bucher zu bedenken gibt. Um eben für diese bereit zu sein, hätten sie die Genossenschaft gegründet.
Mit der Form der Genossenschaft könne zudem jeder nach seinen Möglichkeiten mitmachen, und jeder Genossenschaftler habe nur eine Stimme. «Damit ist gewährleistet, dass jeder Zünftler mitwirken kann und jede Stimme gleichberechtigt ist.»
Das Interesse innerhalb der Zunft scheint gegeben: Wie Bucher schreibt, waren bei der Gründung der Genossenschaft fast 100 Zünftler anwesend. Zudem hätten noch weitere Zunftmitglieder zugesagt, Anteilsscheine zu zeichnen. Und auch die Zunft zu Safran selbst hat einige Anteilsscheine zu je 500 Franken gezeichnet. Sollte sich demnach eine Gelegenheit ergeben, ist die Genossenschaft bereit.
Zunft zu Safran war nicht immer im Nölliturm
Die Zunft zu Safran blickt auf eine über 600 Jahre lange Geschichte in der Stadt Luzern zurück. Früher noch eine Zunft für Krämer und Handwerker, organisiert und engagiert sich die Zunft heute für verschiedene Anlässe in der Stadt. Am wohl bekanntesten für die Luzernerinnen dürfte deren Engagement um die Lozärner Fasnacht sein: Sie hütet den Brauch vom Bruder Fritschi, der jeweils mit seiner Familie am Urknall die Fasnacht eröffnet.
Dabei war die Zunft nicht immer im Nölliturm zu Hause. «In der über 600 Jahre alten Geschichte der Zunft zu Safran wechselte mehrfach auch das Domizil der Zunft», so Karl Bucher. Ab 1580 bis 1836 war die Zunft am Standort des heutigen Hotels Des Balances. Durch den Verkauf des damaligen Zunfthauses zeichnete die Zunft gut einen Drittel der Aktien des heutigen Stadttheaters und ermöglichte so dessen Bau. Als Gegenleistung hatte die Zunft bis 1899 Stubenrecht im Stadttheater. Ab 1922 nutzt die Zunft den Nölliturm als Zunfthaus. Die Stadt ist dabei für die äusseren Belange verantwortlich und die Zunft für alles, was im Inneren gebaut worden ist.
- Handelsregister-Eintrag zur Genossenschaft Zunfthaus zu Safran
- Website Zunft zu Safran
- Website Luzerner Theater
- Schriftlicher Austausch mit Karl Bucher, Präsident der Genossenschaft