Stadt macht auf dem Postplatz einen Rückzieher

Zugs wohl teuerster Kiosk darf stehen bleiben – vorerst

Darf nun doch bleiben: der Traditionskiosk in der Zuger Altstadt. Der Besitzer will ihn für 165'000 Franken verkaufen.

(Bild: woz)

Eigentlich soll er weg – der Kiosk auf dem unteren Postplatz in der Stadt Zug. Doch nun kann er bleiben. Allerdings braucht der Kiosk zuerst einen Käufer – für 165’000 Franken. Da muss man viele Kaugummis, Zigaretten und Heftli verkaufen, bis sich der Laden lohnt.

Der politische Streit um die Parkplätze auf dem Postplatz tobt in vollen Zügen. Im Sommer stimmen die Stadtzuger bekanntlich darüber ab, ob der Bebauungsplan Postplatz abgeändert werden soll (zentralplus berichtete). Dabei geht es um die Aufhebung von insgesamt 60 Parkplätzen, gegen die Geschäftsleute und die SVP und FDP protestieren. Sie haben bereits über 1000 Unterschriften dagegen gesammelt. Auch die CVP hat eine Motion eingereicht, damit die Bauarbeiten auf dem oberen Postplatz nicht aufgenommen werden. Diese muss allerdings erst noch überwiesen werden.

Wie gesagt: Bis Ende 2018 soll der untere Postplatz umgestaltet und saniert werden – ohne Parkplätze, dafür mit unterschiedlichen Bodenbelägen markiert. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, ist fraglich. Die Gegner fordern, dass am Ende 18 oberirdische Parkplätze übrigbleiben.

Kiosk sollte ursprünglich weichen

Während Parkplätze stets eine Menge Lobbyisten auf den Plan bringen, sieht das bei einem kleinen Kiosk ganz anders aus. Dabei steht der auch schon Jahrzehnte auf dem unteren Postplatz, eingequetscht zwischen dem kantonalen Verwaltungsgebäude und der stark befahrenen Neugasse.

Gemäss dem ursprünglichen Bebauungsplan für den Postplatz sollte dieser Kiosk nämlich ebenfalls von der Bildfläche verschwinden. Grund: Er passt nicht mehr ins Bild der Bestrebungen der Stadt, die den oberen und unteren Postplatz zu einer noblen, innenstadtbelebenden Piazza verschmelzen möchte.

Der Zuger Postplatz aus der Vogelperspektive Richtung See: Die insgesamt 60 Parkplätze fallen weg und werden in die neue Tiefgarage hinter dem Postgebäude verlagert. Der hellblaue Fleck links ist der Kiosk.

Der Zuger Postplatz aus der Vogelperspektive Richtung See: Die insgesamt 60 Parkplätze fallen weg und werden in die neue Tiefgarage hinter dem Postgebäude verlagert. Der hellblaue Fleck links ist der Kiosk.

(Bild: woz)

Der Traditionskiosk ist der einzige Kiosk in der Zuger Altstadt. An seinem Standort wollen die Stadtplaner Bänke installieren (zentralplus berichtete). Ob diese Bänke aber nicht oft leerbleiben, angesichts der Abgase und des starken Verkehrslärms auf der Neugasse, die einem von dort direkt in Nase und Ohren ziehen?

«Weil ich selbst so viel dafür bezahlt habe.»

Besitzer des Kiosks

Wie dem auch sei. Nun steht das hässliche Entlein, sprich: der Kiosk, auf der Gratisanzeigenseite tutti.ch zum Verkauf. Der Besitzer des Kiosks, der seinen Namen nicht online lesen möchte, will den Stand für 165’000 Franken veräussern.

Aber warum kostet dieses Gewerbeobjekt bloss so viel? «Weil ich selbst so viel dafür bezahlt habe», lässt der Eigentümer lapidar wissen. Er gebe diesen Standort nun auf, weil er im Aargau noch einen anderen Laden betreibe. «Der Kiosk ist sehr lukrativ, weil der Zugersee in der Nähe ist», versucht er dem Interessenten am Telefon die mobile Immobilie schmackhaft zu machen.

Gibt es am Ende noch eine noblere Indoor-Variante des Kiosks?

Offensichtlich hat die Stadt Zug also doch einen Rückzieher gemacht und ist von ihren Tabula-Rasa-Plänen abgewichen. Der Kiosk darf nun stehen bleiben. Lediglich 90 Franken pro Monat muss der Betreiber an die Stadt Zug für die Platzmiete des Kiosks sowie für den 3,5 Quadratmeter breiten Umschwung abführen. Denn der Grund und Boden gehört der Stadt.

«Dem Pächter wurde bereits gekündigt. Aufgrund der zeitlichen Verschiebung der Umbaumassnahmen wurde der Vertrag wieder erneuert.»

Karl Kobelt, Finanzchef Stadt Zug

Es könnte sogar noch besser kommen. Denn die Stadt Zug hat sich anscheinend noch nicht entschieden, ob sie am Ende nicht doch einen Kiosk mit Bistro im Erdgeschoss des Kantonalen Regierungsgebäudes einrichtet – und den draussen vor der Tür verschwinden lässt. Ein solcher wäre dann quasi die gentrifizierte Variante. Einen ähnlichen Fall hat es ja vor Jahren auf dem Bundesplatz gegeben – als der ehemalige Imbiss im Zelt unters Dach des neuen Coop-City wanderte.

Kiosk-Besitzer hätte dann das Vorrecht für die Nutzung

Der Besitzer des Kiosks versichert, dass man als Käufer des Kiosks das Recht besitze, den Indoor-Kiosk dereinst zu übernehmen. Dies dürfte dann allerdings mehr kosten als am jetzigen Standort.

«Dem Pächter wurde hinsichtlich der Umbaumassnahmen bereits gekündigt. Aufgrund der zeitlichen Verschiebung der Umbaumassnahmen wurde der Vertrag wieder erneuert», erklärt der Stadtzuger Finanzchef Karl Kobelt die Auferstehung des todgeweihten Kiosks auf dem unteren Postplatz.

Kiosk ist eine Fahrnisbaute

Der Kiosk selbst sei eine sogenannte Fahrnisbaute, so Kobelt. Das bedeute, er gehöre dem aktuellen Pächter. «Der Grund und Boden, auf dem der Kiosk steht, gehört überwiegend der Stadt Zug, ein Teil des Kiosks steht auch auf kantonalem Grundstück.»

Und wie stehen die Chancen für eine Nobelvariante des Kiosks am Postplatz – nämlich im kantonalen Verwaltungsgebäude?

«Die Gestaltung des unteren Postplatzes ist noch nicht bestimmt», stellt der FDP-Stadtrat klar. Die Volksinitiative «Ja zu Gewerbe und Läden in der Altstadt», welche an den oberirdischen Parkplätzen festhalten will, und die daran anschliessenden neuen Planungen seien abzuwarten.

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