Vom Gault-Millau-Restaurant zur mobilen Küche

Zuger Spitzenköche tauschen Restaurant gegen Foodtruck

Daniela und Raffaele Muzzi und ihr mobiles Restaurant, der Foodtruck «Danilelé» (Bild: zvg)

Das Zuger Ehepaar Daniela und Raffaele Muzzi steht schon seit über 40 Jahren gemeinsam am Kochherd. Coronabedingt haben sie ihre ausgezeichnete Restaurantküche nun gegen einen mobilen Foodtruck getauscht. Das bringt zwar zahlreiche Herausforderungen mit sich, eine Rückkehr zur regulären Gastronomie können sich die beiden trotzdem nicht vorstellen.

Als wir Raffaele Muzzi morgens kurz nach neun Uhr am Telefon erreichen, hat er bereits alle Hände voll zu tun. «Ich habe eben acht Kilogramm Pasta gemacht», sagt der Zuger Koch stolz über die Freisprechanlage seines Autos. Denn er ist bereits unterwegs zu seiner Wirkungsstätte: dem Foodtruck «Danilelé», den er gemeinsam mit seiner Frau Daniela und dem gemeinsamen Sohn betreibt. Um 11 Uhr geht es nämlich bereits los mit der Verköstigung der Gäste und bis dahin gibt es noch einiges zu tun.

In der Gastrobranche kennt sich das Ehepaar Muzzi sehr gut aus. Seit rund vierzig Jahren stehen sie gemeinsam am Herd. Zuletzt in Luzern im «Dal Calabrese» und davor im Zuger «Baarerhof», wo ihnen ihre Kochkünste satte 13 Gault-Millau-Punkte eingebracht haben. Der Wechsel zum Foodtruck war der Corona-Pandemie geschuldet (zentralplus berichtete). «Im Dal Calabrese waren wir über Monate ohne Arbeit», erinnert sich der gebürtige Italiener. Schliesslich sei der Sohn mit der Idee des Foodtrucks gekommen. «Da wir gerne Neues ausprobieren, haben wir uns gedacht: ‹Warum eigentlich nicht?›»

Mit Hilfe eines Crowdfunding wurde schliesslich ein Anhänger nach den Bedürfnissen der beiden Köche um- und ausgerüstet. Seit Mitte Mai sind sie nun im Kanton Zug unterwegs.

Knackpunkt: Standortsuche

Die einzelnen Verkaufsstandorte zu finden, war für das Paar eine zeit- und nervenaufreibende Suchaktion. «Und ist es immer noch», sagt Raffaele Muzzi. «Im Kanton Zug darf man nämlich nur auf Privatgrundstücken einen Foodtruck aufstellen.» Darum waren sie auf die Hilfe und das Entgegenkommen von Privatpersonen und Geschäfte angewiesen. Aber wie kommt man an die passenden Adressen? Etwa durch Herumfahren und spontanes Anfragen? «Ja, ganz genau so», bestätigt Muzzi.

In Zug hat es nach langer Suche endlich geklappt. So steht «Danilelé» je nach Tag an der Lettenstrasse oder auf dem Areal Suurstoffi in Rotkreuz sowie beim Ökihof und der Chollermüli in Zug. Auch über die Kantonsgrenzen hat es das rollende Gastroangebot geschafft. «In Mettmenstetten stehen wir auf dem Rössliplatz, mitten im Geschehen.» So unterschiedlich die Plätze sind, so verschieden sind auch die Gäste, die sich bei «Danilelé» verköstigen lassen. Je nach Standort stehen vermehrt Geschäftsleute, Studentinnen oder Eltern am Tresen.

Die Suurstoffi in Rotkreuz ist nur einer von mehreren Standorten im Kanton Zug, wo die Muzzis ihre Speisen anbieten. (Bild: zvg)

Kochen auf kleinstem Raum

«Man könnte meinen, einen Foodtruck zu betreiben sei einfacher, als ein Restaurant zu führen», sagt Muzzi. Aber an den Herausforderungen wachse man ja. Und einfach machen es sich die Muzzis grundsätzlich nicht. In der Küche des Trucks werden die Menüs nämlich von Grund auf frisch gekocht.

Die beiden Köche bereiten die Speisen mit regionalen Produkten von Hand zu und verzichten auf Fertigprodukte. Dabei vereinen sie die kalabrische mit traditionelle Bündner Küche. Darum stehen auf der Speisekarte nebst Capuns auch Brasato di manzo oder Ossobucco alla Milanese. Menüs, die ziemlich aufwändig sind – und für die Zubereitung Platz brauchen.

«Wir müssen früher aufstehen als sonst. Aber daran gewöhnt man sich.»

Raffaele Muzzi

Der beschränkte Platz im Truck ist für Muzzi allerdings kein Problem. «Ehrlich gesagt, ist die Küche im Foodtruck grösser als die im Restaurant.» Aber anders als in einem gemütlichen Restaurant bringen die Gäste unter freiem Himmel weniger Zeit mit. Besonders Leute, die nur eine knapp bemessene Mittagspause haben. «Es kommt vor, dass plötzlich viele Leute auf einen Schlag am Tresen stehen. Dann muss man schnell servieren können. In der Regel wartet man aber weniger als 3 Minuten auf eine frische Köstlichkeit.»

Die alle zwei Wochen wechselnde Speisekarte kommt bei der Kundschaft an. Manchmal sogar fast zu gut. «An gewissen Tagen müssen wir früher schliessen, weil wir komplett ausverkauft sind.» Für den Koch ist das aber eines der schönsten Komplimente, das er erhalten kann. So ist er denn auch mit dem bisherigen Verlauf des Experiments «Foodtruck» vollends zufrieden. «Während der Ferienzeit war ein bisschen weniger los, ansonsten sind wir sehr glücklich, wie gut das Angebot ankommt.» Einziger kleiner Wermutstropfen: «Wir müssen früher aufstehen als sonst. Aber daran gewöhnt man sich», witzelt Muzzi.

Die Muzzis bleiben auf Rädern

Den regulären Restaurantbetrieb vermisst er gar nicht. «Ich bin ein komischer Typ», sagt er lachend. «Wenn ich etwas Neues anfange, gibt es für mich kein Zurück mehr.» Obwohl er bisher immer nur in Restaurants gearbeitet habe, könne er sich derzeit nichts anderes als den Foodtruck vorstellen. «Es macht mir wahnsinnig Spass.»

Die Kochkünste der Muzzis wird es also bis auf Weiteres exklusiv auf Rädern geben. Und das voraussichtlich das ganze Jahr über. Auch ein Besuch an Streetfood-Festivals und Weihnachtsmärkten ist denkbar. Da seien gemäss Muzzi erste Abklärungen hängig.

Ein weiteres Standbein, das sich Daniela und Raffaele Muzzi in den vergangenen Monaten aufgebaut haben, ist der Catering-Dienst. «Wir haben schon über zehn Einsätze leisten dürfen.» Diese reichen von Geburtstagsparty bis zu Kommunionsfeiern. Auch ist eine Expansion in Muzzis alte Wirkungsstätte Luzern vorgesehen. «Hier suchen wir immer noch nach einem möglichen Stellplatz.» Ob er einen solchen findet, wird sich weisen müssen. Die Stadt hat in den letzten Jahren wiederholt durchblicken lassen, dass Gastroangebote im öffentlichen Raum eher stiefmütterlich behandelt werden (zentralplus berichtete).

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Inge
    Inge, 13.09.2021, 09:15 Uhr

    Ich kenne die Küche von DaniLele und freue mich SEHR, dass sie wieder in Zug sind!
    Ihr Restaurant in Luzern war dann doch etwas zu weit um spontan kurz zum Dinner hinzugehen.
    Happy Happy!!! 😀

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