Neues Leben für städtische Brandruine

Zuger Kolinplatz wird zur Kaffeemeile

In etwa so wird das Haus am Kolinplatz 21 dereinst aussehen. Im Erdgeschoss soll das Café-Bistro Speck für Leben im historischen Zuger Stadtkern sorgen. (Bild: zvg)

Das Lokal im Erdgeschoss der städtischen Liegenschaft am Kolinplatz 21 wird an die Confiserie Speck vermietet. Ein klarer Gewinn für die Zuger Bevölkerung, findet der Stadtrat. Und auch bei der Konkurrenz kann man dem neuen Nachbar Gutes abgewinnen.

Das Gesamtpaket habe überzeugt, sagt Stadtrat Karl Kobelt zur Wahl des Cafés Speck. Insgesamt acht Bewerbungen sind auf die Ausschreibung am Kolinplatz 21 bei der Stadt eingegangen. Drei davon kamen in die engere Auswahl. «Es waren letztlich mehrere Gründe ausschlaggebend», führt Kobelt aus. «Konzept und Angebot, Öffnungszeiten, persönliches Engagement, Kreativität und das Mietzinsangebot.»

Damit geht die Expansion der Speck-Filialen in der Stadt Zug weiter. Der Standort am Kolinplatz 21 wird neben jenen am Bahnhof und im Metalli, der Bäckerei an der Neugasse, der «Monsieur Baguette»-Filiale an der Baarerstrasse sowie der Gelateria am See nun also zur sechsten stadtzugerischen Speck-Station. Haben die Brüder Peter und Walter Speck denn vor, die ganze Stadt einzunehmen?

«Wir haben nicht vor, die Stadt mit Speck-Lokalen zu überschwemmen.»

Peter Speck, Inhaber Confiserie Speck

«Nein», lacht Peter Speck, «wir haben nicht vor, die Stadt mit Speck-Lokalen zu überschwemmen. Unsere Standortanzahl bleibt mit der neuen Filiale am Kolinplatz gleich, weil wir jene an der Neugasse aufgeben werden. Dort besteht ein ähnliches Konzept. Es macht keinen Sinn, auf so engem Raum mit demselben Angebot vertreten zu sein.» Und der Standort am Kolinplatz sei jenem an der Neugasse überdies klar überlegen.

Ein neues Haus an historischer Lage

Das Kolingeviert in Zug umfasst die Gebäude Kolinplatz 15, 17, 19, 21 sowie Kirchenstrasse 3, 5 und 7. Im November 1999 brannte die städtische Liegenschaft Kolinplatz 21, «zum Pfauen», ab. Seither ist die Liegenschaft eine Brandruine. Nach dem Brand wurden die Obergeschosse abgebrochen und das Sockelgeschoss lediglich provisorisch gedeckt. Eine Standortanalyse aus dem Jahr 2010 hat für das Erdgeschoss die Realisierung eines Gastronomiekonzepts empfohlen.

Ende 2011 kürte die Stadt die Idee des Architekturbüros Lando Rossmaier aus Zürich zum Siegerprojekt. Am 8. März 2015 hat das Zuger Stimmvolk der Gesamtsanierung des Kolingevierts zugestimmt.

In den Obergeschossen der Liegenschaft entsteht preisgünstiger Wohnraum für junge Leute in Ausbildung. In zwei Gemeinschaftswohnungen werden insgesamt elf Zimmer erstellt.

Mehr als eine Bäckerei

Peter Speck ist ausserdem überzeugt, dass die Stadt Zug in Sachen Bäckereiwaren nicht zum Einheitsbrei verkommt. Die bestehenden Speck-Lokale würden schliesslich nicht alle das Gleiche anbieten. «Ich glaube zudem nicht an ein unbegrenztes Wachstum. Ausserdem ist uns die Qualität sehr wichtig und diese können wir nicht halten, wenn wir zu schnell zu gross werden. Wir haben uns innerhalb von 25 Jahren knapp verdoppelt. Das entspricht einem gesunden Wachstum. Auf diesem Kurs wollen wir bleiben.»

Das Konzept der neuen Filiale am Kolinplatz 21 sieht quasi eine Symbiose aus «Monsieur Baguette» und «Zum Wilden Mann» (Filiale Neugasse) vor. Der Inhaber erläutert: «Es wird eine Kombination aus Bistro und Bäckereiladen mit Take-away und Glacé-Verkauf geben. Wie von der Stadt vorgegeben mit Aussenbestuhlung im Innenhof als auch im Bereich zur Grabenstrasse.» Der Betrieb wird an sieben Tagen in der Woche geöffnet sein.

Für den jungen Lebensstil

Stadtrat Kobelt spricht von einem Gewinn für die Bevölkerung: «Das neue Angebot wird für alle etwas bieten – und dies zu fast allen Tages- und Abendzeiten. Kulturelle Unterhaltung durchaus eingeschlossen.» Das passe zum Lebenstil der jungen Leute, die am Kolinplatz 21 einziehen werden, und werde für die gewünschte Belebung im historischen Stadtkern sorgen. Zudem habe der Stadtrat ein Bäckereigeschäft im Herzen der Altstadt bevorzugt. «Dieses Angebot darf rund um den Kolinplatz nicht verschwinden», betont Finanzvorsteher Kobelt.

«Für die Bevölkerung der Stadt ist dies eine Ergänzung des Angebots.»

Antonio Gallego, Geschäftsführer zuwebe

Angst vor negativen Reaktionen aus der Nachbarschaft hat der Stadtrat jedenfalls keine. «Für die Nachbarschaft ist das Café-Bistro wie auch das neue Haus für junge Menschen ein Gewinn. Der Stadtrat ist davon überzeugt, dass die Bevölkerung das auch so sieht», sagt Kobelt.

Das sieht man auch bei der zuwebe so. Die Zuger Institution für geistig und psychisch beeinträchtige Menschen betreibt das Café Intermezzo, welches der neuen Speck-Filiale gleich gegenübersteht. «Für die Bevölkerung der Stadt ist dies eine Ergänzung des Angebots», sagt zuwebe-Geschäftsleiter Antonio Gallego auf Anfrage. Man gehe davon aus, dass das Café-Bistro mehr Leute in die Altstadt locken werde.

Das Café-Bistro mit Ladengeschäft wird voraussichtlich im November 2017 eröffnet. Die Bauarbeiten haben am Montag begonnen. Baulich ist das Kapitel Kolinplatz 21 damit abgeschlossen. Wie Stadtrat Karl Kobelt sagt, sei nun zu hoffen, dass mit der neuen Lokalität stattdessen das Kapitel «lebendiger Kolinplatz» eröffnet werde.

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