Seit mehr als hundert Jahren leben zwischen Chamerstrasse und Seeufer in Zug Hirsche. Die städtische SVP hat eine Idee, wo es ihnen besser ginge – und was anstelle des Geheges besser zum Alpenquai passen würde.
Sie gehören seit Langem zum festen Inventar der Stadt Zug: die Hirsche im Gehege beim Alpenquai am See. Seit 1898 geniessen Geweihträger dort die Aussicht auf Pilatus und Rigi. Die Tiere erfreuen dabei nicht nur Spaziergänger, sondern ebenso die Bewohnerinnen des nahen Altersheims und neugierige Kinder.
Der Ornithologische Verein der Stadt Zug (OVZ) betreut das Damwild. Nebst den Volieren auf dem Landsgemeindeplatz und der Spyrenkolonie im Pulverturm ist der Verein auch für die Hirsche verantwortlich. Für die Pflege der Tiere erhält er von der Stadt jährlich einen ordentlichen Batzen Geld.
Die städtische SVP hat nun ein Postulat eingereicht, mit welchem sie den Status quo am Alpenquai hinterfragt. Denn was für die Flanierenden ein schöner Anblick ist, ist gemäss der SVP ein unhaltbarer Zustand.
Klare Forderung
Im Kern verlangt die SVP den Umzug der Hirsche auf das Gelände des Zurlaubenhofs – und zwar «so rasch wie möglich». Das Anwesen im Süden von Zug gehört seit nunmehr zwei Jahren der Stadt und befindet sich in einem Transformationsprozess (zentralplus berichtete).
Der Vorstoss fordert, diese Umsiedelung zu prüfen. Sollte es auf den rund 32’000 Quadratmetern des Zurlaubenhofs keinen passenden Platz für die Hirsche geben, soll die Stadt einen anderen, geeigneteren Standort als jenen am Alpenquai suchen.
Lärm und Dreck
Die Forderungen begründen die Postulanten mit zwei Argumenten. Erstens liege das jetzige Gehege zwischen der Chamerstrasse und dem Seeufer an einer «Partymeile» bis tief in die Nacht. Das feierlustige Volk verursache immer mehr Lärm, welcher sich negativ auf das Wohl der Tiere auswirke.
Überdies bemängelt die SVP den Boden des Geheges. Dieser verschlamme stark bei Regen oder Schnee, und das Damwild stehe dann jeweils bis zu 20 Zentimeter tief im Morast. Für die Postulanten ist es ein klarer Fall: «Jedem Tierliebhaber muss die Damwildhaltung am Alpenquai nicht nur zu denken geben, sondern das Herz brechen.»
Auf keinen Fall Alpenquai
Sollte eine Umsiedlung der Tiere an einen anderen Platz in der Stadt nicht möglich sein, fordert die SVP gar einen noch drastischeren Schritt, um die Hirsche aus dem Geviert zwischen Chamerstrasse und See zu befreien: die Weitergabe der behuften Vierbeiner an einen Tierpark.
Und das frei werdende Gelände am Alpenquai? Bei diesem solle die Stadt prüfen, es in die Ortsplanungsrevision einzubeziehen. Der SVP schwebt vor, dass dort anstelle des Hirschgeheges künftig ein Begegnungsort für die Bevölkerung entstehe.
Lob für den Ornithologischen Verein
Wie die SVP klarstellt, wolle sie mit ihrem Vorstoss nicht die Arbeit des OVZ bemängeln. «Es besteht kein Zweifel, dass sich der Verein mit Engagement und Sachkenntnis um das Damwild kümmert», heisst es im Postulat. Es geht also einzig um das Gehege und die Umstände darin.
Anfang des Jahres entschloss sich die Stadt auf Antrag des Stadtrats, dem OVZ nicht wie bisher 120’000 Franken pro Jahr für die Betreuung der Hirsche und Vögel zu geben, sondern mindestens bis 2027 160’000 Franken pro Jahr zukommen zu lassen (zentralplus berichtete).
Hirsche müssen sich sowieso auf Umzug gefasst machen
Im Bericht und Antrag zur Erhöhung der Unterstützung des OVZ stellte der Stadtrat bereits selbst infrage, ob die Tierhaltung mitten in der Stadt «wirklich zukunftsweisend» sei. Gemäss dem Dokument ist vorgesehen, dass die Stadt zusammen mit dem OVZ die aktuelle Situation in kommender Zeit prüft.
Der Stadtrat sprach sich in seinem Bericht und Antrag explizit dafür aus, langfristig einen besseren Standort für die Tiere finden zu wollen, an welchem eine zeitgemässe Haltung der Hirsche und Vögel möglich ist.
Ähnliches Postulat gab es schon
Des Weiteren hat sich der Zuger Stadtrat erst kürzlich damit befasst, ob die Volieren vom Landsgemeindeplatz auf den Zurlaubenhof verlegt werden sollen. Dies geschah aufgrund eines entsprechenden Postulats des ehemaligen Mitte-Gemeinderats Benny Elsener.
Der Stadtrat fand die Idee nicht überzeugend. Zum einen, weil sich das Anwesen in einem Veränderungsprozess befinde, welcher noch einige Zeit in Anspruch nehmen werde. Definitive Antworten seien deshalb schwierig zu geben. Zum anderen, weil der Charakter und das Erscheinungsbild des Zurlaubenhofs erhalten bleiben solle (zentralplus berichtete).
Das bedeutet: Eine Verlegung der Hirsche an einen anderen Ort ist für die Stadt denkbar. Aber aus Gründen, die auch die Hirsche betreffen könnten, will der Stadtrat zumindest keine Volieren in den Gärten des Zurlaubenhofs errichten. Die Erfolgschancen des SVP-Postulats sind somit offen.
Nathan Affentranger ist seit März 2024 Praktikant bei zentralplus. Er hat einen Entlebucher Dialekt, eine Antipathie für Beamtensprache und ein Masterdiplom in Philosophie. Am liebsten schreibt er über die kleinen Absurditäten des Alltags.
Eine Frage , wer geht im Zurlaubenhof die Vögel und Hirsche anschauen. Und wie möchte man die Touristen dazu bringen dort die Tiere anzuschauen. Wenn man den Hirschpark sanieren würde und die Tiere können dort bleiben hat man auch viel für die Bevölkerung gemacht Herr Elsener!!!!!!!