Luzerner «Maison du Chapeau» trotzt der Krise

Wo schon James Bond Hüte kaufte

«Ich habe die besten Kunden»: Herbert Meier mag extravagante Hüte und Kleidung. (Bild: Sylvie Eigenmann)

Kleine Geschäfte fristen in Zeiten des Onlineshoppings und grosser Kaufhausketten ein gefährdetes Dasein – besonders diejenigen mit Nischenprodukten. Das spürt auch Herbert Meier, Inhaber des «Maison du Chapeau» in Luzern. Ein Besuch an einem Ort der Extravaganz.

Perserteppiche auf dem Boden, dazu antike Möbel und Ölgemälde an der Wand. Auf hohen Regalen stapeln sich unzählige Hüte: aus Filz, aus Tweed, aus Baumwolle, aus feinem Stroh. Hüte mit Bändern, Spitzen oder Federn, Hüte für den Alltag und Hüte für extravaganteste Anlässe. Dazu sind Lederhandschuhe, Krawatten, Spazierstöcke und sogar antike Puppen ausgestellt.

Das Geschäft «Maison du Chapeau» an der Sempacherstrasse in der Luzerner Neustadt lädt weniger zu einem schnellen Einkauf ein als zum Stöbern und Entdecken. Es nimmt die Sinne in Anspruch. «Die Leute sagen immer, ich habe das schönste Hutgeschäft in der ganzen Schweiz», erklärt Inhaber Herbert Meier stolz.

Alles Handarbeit

Der Kölner hat eine Mission: Exklusivität zu verkaufen – in Topqualität. «Alles, was Sie bei mir finden, wurde in Handarbeit gefertigt – exklusiv für mein Geschäft», erklärt er. Die Damenhüte stammen aus einer Manufaktur in Deutschland, die hölzernen Gehstöcke mit den dekorativen Silberknäufen lässt er in Italien fertigen.

«Vom Strassenkehrer bis zum Hollywood-Produzenten ist alles dabei.»

Herbert Meier, Geschäftsinhaber

Extravaganz ist seine Leidenschaft, Stil ein Must. Das hat seinen Preis: So kann ein sehr raffinierter Hut auch mal bis 2500 Franken kosten.

Herbert Meier in seinem Geschäft «Maison du Monde». (Bild: Sylvie Eigenmann)

Aber natürlich geht es auch günstiger. Und so bedient Herbert Meier eine sehr breite Klientel: «Vom Strassenkehrer bis zum Hollywood-Produzenten ist alles dabei. Ich habe die tollsten Leute», schwärmt er und zeigt sein Gästebuch, in dem sich Kundschaft aus aller Welt verewigt hat.

Viele davon sind Besucherinnen des jährlichen Lucerne Festivals, die auch mal aus Tibet, Mexiko oder Aserbaidschan anreisen. «Sie schicken dann auch ihre Freunde her und sagen: ‹Ihr müsst unbedingt zu dem Verrückten mit den Knickerbockern in den Laden gehen›», so Herbert Meier. Eindrücke von diesen Begegnungen postet er auf seinem Instagram-Account:

TODO-Block: core-embed/instagram

Von Udo Jürgens bis Thomas Gottschalk

Er ist auch illustre Kundschaft gewohnt. So bediente er schon Udo Jürgens, Thomas Gottschalk oder Roger Moore. Wie ist es, für James Bond einen Hut auszusuchen? «Das ist nichts Wichtigeres, ich bin nicht aufgeregt. Jemandem vor die Füsse zu fallen, fällt mir im Traum nicht ein», sagt Herbert Meier. Er selbst wurde auch schon nach Hollywood eingeladen. Dort rede er ganz locker mit den Leuten. «Ich mag so verrücktes Zeug.»

«Die Warenhäuser machen uns kaputt.»

Herbert Meier, «Maison du Chapeau»

Verrückt – so muss es sein. «Deswegen meine Kleidung. Die lasse ich extra anfertigen», erzählt er und zeigt auf seine Mütze und seinen Schal aus demselben Stoff, zu denen er auch passende Knickerbocker trägt. 30 Stück habe er davon.

Seine Leidenschaft für stilvolle Mode pflegt er schon lange. Vor 40 Jahren gründete er sein erstes Hutgeschäft in Köln, 1994 übernahm er den Laden in Luzern. «Kirsten-Bieri» hiess das 1900 eröffnete Geschäft damals noch. «Ich änderte den Namen und machte den Laden ein bisschen flotter. Ich komm aus Köln und bei mir muss et klöpfen», erklärt er.

Steigende Mieten als Problem

Doch ist es in Zeiten, in denen Menschen nicht mehr einfach so Geld für Exklusivität und Qualität ausgeben möchten, sondern lieber günstigere, maschinell gefertigte Hüte kaufen, schwierig zu bestehen. So kämpft auch das «Maison du Chapeau» je länger, je mehr ums Überleben. «Die Warenhäuser machen die kleinen Geschäfte kaputt», so Herbert Meier. Mehr und mehr Leute bestellen im Internet. «Obwohl dann oft die Grösse und die Qualität nicht stimmen und die fachkundige Beratung fehlt.»

Auch die steigenden Mietpreise sieht Herbert Meier als wichtigen Faktor des Ladensterbens. «Ich habe hier eine sehr hohe Miete zu zahlen. Die Vermieter kümmern sich das nicht, sie nehmen am liebsten grosse Ketten rein. Die kleinen Läden verschwinden alle, und das ist furchtbar.»

Alle Hüte in Herbert Meiers Geschäft sind handgefertigt. (Bild: Sylvie Eigenmann)

Wie hält man denn in Zeiten des Onlineshoppings und grosser Supermarktketten ein kleines Geschäft am Leben? «Leider gibt es da keine Tricks. In zehn Jahren gibt es keine kleinen Läden mehr», ist Meier überzeugt. So rechnet er auch für das «Maison du Chapeau» früher oder später mit einer Schliessung.

Doch so lange er noch Kundschaft hat, will Herbert Meier arbeiten. So steht der 75-Jährige sechseinhalb Tage die Woche im Laden. «Es ist eine tolle Arbeit, und ich habe die besten Kunden.»

Hinweis: Dieser Artikel erscheint im Rahmen unserer Serie, in der wir Luzerner Traditionsgeschäfte und deren Erfolgsstrategie vorstellen.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon