«Einfach.Siebdruck»: Wie aus Hobby Beruf wurde

Wo halb Luzern seine Shirts bedrucken lässt

Einfach.Siebdruck, Aurel Glatt

(Bild: sah)

Ob das B-Sides-Festival, das Kick’n’Rush, oder das Neustadtstrassenfest – sie alle drucken an derselben Adresse in der Luzerner Neustadt. Tiefenentspannt bedient Geschäftsführer Aurel Glatt das komplexe 40’000 Franken schwere Siebdruckkarussell und druckt bis zu 1’000 Shirts am Tag.

Es ist heiss, laut und die Kisten stapeln sich mancherorts bis an die Decke. Doch in der Werkstatt von «einfach.siebdruck» gehört eine gewisse Unordnung zum System. Links beim Eingang hängen bereits bedruckte Shirts – mit Logos vom B-Sides-Festival, von pro natura, von diversen Firmen. Daneben liegen die noch unbedruckten Shirts, bereit für die Verarbeitung. An jeder Ecke steht eine Megamaschine. Ein Kompressor, eine Trocknermaschine, ein Siebdruckgerät, ein Entschichtungsbecken.

Mittendrin und völlig in seinem Element: Geschäftsführer Aurel Glatt. Durch einen kleinen Bildschirm bedient er das riesige Siebdruckkarussell, das Herzstück der Werkstatt. An jedem der sechs Arme des Karussells ist je ein Sieb eingespannt.

Darunter wiederum befinden sich acht Paletten, auf welche die Shirts aufgezogen werden. Sie drehen jeweils eine Station weiter, und werden an jedem Stopp mit einer nächsten Farbe bedruckt. Die komplexe Konstruktion birgt mit den im Takt rotierenden Armen auch einige Gefahren. Doch Glatt hat durch den kleinen Bildschirm die Maschine fest im Griff und weiss, wo man besser nicht stehen sollte.

«Getüftel», das sich lohnt

«Das Anspruchsvollste geschieht, bevor der eigentliche Druck losgeht», meint Glatt während er unter ein Sieb klettert. «Es ist oft ein ‹Getüftel›, bis alles bis ins kleinste Detail stimmt.» Ein Passkreuz am Sieb war noch nicht abgeklebt, der Druck wies dadurch einen kleinen, fehlerhaften Punkt auf. Zehntelmillimeter-Arbeit, die so einiges an Geduld abverlangt. «Der Aufwand im Vorhinein lohnt sich immer», erklärt Glatt.

Noch sind es nur Test-Shirts, die sich immer wieder im Kreis drehen und mal rot, mal gelb oder mal schwarz bedruckt werden. Denn Glatt ist noch nicht ganz zufrieden. Wo ein Laienauge  an seine Grenzen stösst, sieht der 27-Jährige über den Druck gebückt noch immer kleine Ungenauigkeiten. Mit einem Handgriff hier und einem «Herumgeschraube» da spannt er wiederum ein Shirt ein und lässt es durch einen Knopfdruck am Bildschirm eine Runde im Karussell drehen. Stets tiefenentspannt tritt er der Hektik der Maschinerie entgegen.

Das Siebdruck-Karussell ist das Herzstück der Werkstatt von «einfach.siebdruck».

Das Siebdruck-Karussell ist das Herzstück der Werkstatt von «einfach.siebdruck».

(Bild: sah)

Und dann gilt es ernst. Glatt gibt neue Farbe auf die Siebe, spannt die Shirts auf die Paletten des Karussells und dann nimmt das Karussell seinen Lauf auf. Ist das Shirt einmal rundherum gekommen, wird es abgenommen und auf das Trocknerband gelegt. Bei rund 150 Grad wird die Farbe fixiert und waschfest gemacht und das Shirt danach zusammengefaltet und in eine Kiste gepackt.

Aus dem Hobby wurde Beruf

Vor rund sieben Jahren begannen die Kollegen Glatt und Valentin Gmür gemeinsam mit dem Bedrucken von Shirts und Pullovern, Jutebeuteln, Papier, Karton, Holz oder Glas. Was mit einem Hobby in einem Keller angefangen hat, wurde zur eigenen Manufaktur im Tribschenquartier mit eigenem kleinen Siebdruckkarussell und schliesslich zu einer professionellen Siebdruckwerkstatt. Seit drei Jahren konzentriert sich Glatt auf den textilen Siebdruck.

Inklusive 40’000 Franken schwerem Druckkarussell, 10’000 Franken teurem Bandtrockner und vielen Aufträgen. 200 bis 300 Shirts pro Stunde schaffen die beiden an einem Tag zu verarbeiten. Was sie gerade im Sommer auch oftmals machen. «Für eine Holzbaufirma durften wir einmal über 1’000 Shirts bedrucken», erzählt Glatt. Aktuell werden unter anderem Druckaufträge für das Neustadtstrassenfest umgesetzt.

Einfach.Siebdruck, Aurel Glatt

Auf jedes Sieb kommt eine Farbe, die durch das Sieb auf das Shirt gedruckt wird.

(Bild: sah)

Die Werkstatt hat sich rumgesprochen, das Geschäft läuft. Das Erfolgsgeheimnis liege wohl zum einen darin, dass es in der Stadt Luzern sonst nicht viel an Konkurrenz gibt. «Und die Leute wissen einfach, dass ich es gerne mache.» Der persönliche Kontakt und die lokale Produktion werde von vielen geschätzt. «Die meisten zahlen lieber zwei Franken mehr und wissen dafür, dass es direkt hier vor Ort und mit viel Sorgfalt gedruckt wird», meint Glatt.

Doch auch ein gewisser Ehrgeiz sei sicher wichtig fürs Geschäft. «Wir sind bereits wieder auf der Suche nach einer neuen Räumlichkeit», erzählt der Luzerner. Mehr Platz, und vor allem mehr Strom für eine neue Trocknermaschine soll es haben.

Ausserdem seien eigene T-Shirts geplant, sagt Glatt, und zeigt die bereits mit eigenem Design bedruckten Shirts. Diese sollen einmal in Läden verkauft werden können, erklärt er, während im Hintergrund das Siebdruckkarussell seine Runden dreht.

Weitere Eindrücke von der Druckwerkstatt:

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