Fasnächtler dekorieren Gasthof um

Willisau: Wenn der «Mohren» zum «Möhren» wird

(Bild: zvg, Sepp «Flaschensepp» Stadelmann)

Die Mohrenkopf-Diskussion sorgt schweizweit für hitzige Diskussionen. In Willisau begegnet man der Thematik mit eigenwilligem Humor.

Wer derzeit durch Willisau spaziert, begegnet dem «Gasthof zum Möhren». Am Balkon des Lokals hängt eine über zwei Meter grosse Karotte. Zwei angeklebte Papierrüebli bilden ein Ö. Das Restaurant heisst aber eigentlich «Gasthof zum Mohren». Darüber berichtete der «Willisauer Bote» am Mittwoch.

Die Idee dieser Aktion entstand am Stammtisch beim Feierabendbier. «Wir Willisauer gehen nämlich dialektbedingt nicht in den ‹Mohren›, sondern in den ‹Möhren›», erklärt der Willisauer Museumskurator Sepp Stadelmann, stadtbekannt als «Flaschensepp» auf Anfrage von zentralplus. Man habe sich mit dem Chef des Restaurants, Hassan Güven, zusammengesetzt. Der fand die Idee mit dem Riesenrüebli gut.

«Wir sind eine Gruppe Spinner»

In einer nächtlichen Aktion habe man aus leeren PET-Flaschen und einem orangen Fixleintuch eine Karotte gebastelt und am Balkongeländer montiert, mit Pappmöhrchen den Namen an der Fassade geändert.

Stadelmann ist Teil der «Gruppe anonymer Chäppalimatter», einer Gruppe Spinner, wie er selbst sagt. Für ihn atmet die Aktion fasnächtlerischen Geist: «Als leidenschaftlicher Fasnächtler trete ich den Leuten gerne ein bisschen ans Schienbein.»

Keine Angst vor Rassismusvorwürfen

Angst vor Rassismusvorwürfen haben die «Chäppalimatter» aber keine. Für Stadelmann ist die ganze Debatte müssig. «Der Begriff Mohr hat nichts mit Rassismus zu tun. Die Mauren waren ein stolzes, angesehenes Volk», erklärt er. Warum das Restaurant «Gasthaus zum Mohren» heisst, weiss Stadelmann selber nicht genau. «Ich interessiere mich aber sehr für die Geschichte und gehe darum der Sache auf den Grund.»

Der Webseite des Gasthofes ist zu entnehmen, dass die erste Nennung des Lokals auf das Jahr 1574 zurückgeht. Damals hiess der Landgasthof «Wirtschaft zu dem neuen Möhren».

Für Pächter Hassan Güven ist die Aktion ebenfalls unproblematisch. Er stammt aus der Türkei und lebt seit 16 Jahren in der Schweiz. Den «Mohren» am Mohrenplatz 1 führt er als Pächter. Sein Lokal sei Treffpunkt für alle möglichen Leute. «Zu uns kommen alle. Von der SP bis zur SVP.» Für ihn hat der Name seines Lokals nichts mit Rassismus zu tun. «Ich fühle hier in Willisau keinen Rassismus.»

Das Rüebli sei ein Publikumsmagnet. Das Feedback in der Bevölkerung sei durchs Band positiv. «Es wird die ganze Zeit fotografiert. Die Leute finden es sympathisch», sagt Güven stolz. Wie lange die Riesenkarotte noch hängenbleiben wird, ist unklar. Wenn es nach Güven geht: «Gerne noch ein paar Wochen.»

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