Neuer Foodtruck an der Hertensteinstrasse

Wie zwei Tessiner Luzern veganes Essen schmackhaft machen wollen

Giuseppe Moranda (links) und Mirko Lupatini bringen samstags vegane Kost unter die Luzerner. (Bild: zvg)

Zwei junge Tessiner bieten seit kurzem jeweils samstags an der Luzerner Hertensteinstrasse vegane Pitas an. Wir haben mit den beiden Naturwissenschaftlern über ihren Werdegang gesprochen und erfahren, wieso sie es trotz des strengen Regimes der Stadt geschafft haben, eine Bewilligung für ihren Foodtruck zu bekommen.

Die Debatte um Nachhaltigkeit und neue Konsumformen ist kein neues Phänomen. Schon seit Jahren wird in der Politik kontrovers diskutiert, welche wirtschaftlichen Massnahmen im Rahmen dieser Auseinandersetzung getroffen werden müssen, oder eben nicht. Als Folge liess sich beobachten, dass zwar langsam ein Angebot umweltbewussterer Ernährungsalternativen entstand, aber selten wirklich mit massenwirksamem Potenzial.

Vielleicht ist es dem hohen Politisierungsgrad, der komplexen moralischen Debatte und nicht zuletzt auch der Tradition geschuldet, dass sich diese Entwicklung bisher nur zögerlich vollzog. Zwei junge Tessiner versuchen nun aber diese Hürden mit Innovationsgeist und einer pragmatischen Philosophie zu überwinden. 

Wenn ein Physiker und ein Tunnelbauer zu Gastronomen werden

«Unser Vorhaben liegt nicht darin, nur Gerichte für Veganer zu kreieren, sondern schmackhaftes Essen für alle anbieten zu können», erzählt Mirko Lupatini. Der 29-Jährige, der in Physik doktorieren möchte, schloss sich mit seinem gleichaltrigen und langjährigen Freund Giuseppe Moranda, welcher vorher als Tunnel-Ingenieur tätig war, zusammen, um 2018 Veganitas zu gründen. Seither sind die beiden mit ihrem Foodtruck in Zürich, und seit Neustem jeweils samstags auch in Luzern in der Hertensteinstrasse anzutreffen.

Zu Beginn gestaltete sich ihr Unterfangen als Herausforderung. Beide verfügten weder über Erfahrung in der Gastwirtschaft noch über die finanziellen Mittel, ihre Vision mit einem einfachen Handschlag umsetzen zu können. «Am ersten Festival haben wir mehr als 700 Pitas innerhalb von zwei Tagen verkauft, und wir waren so naiv zu glauben, dass wir alles am Morgen zubereiten können», schildert Moranda mit einem Lachen. Inzwischen haben die beiden aber aus der Erfahrung gelernt, und er hat sich zum Ziel gesetzt, das Wirtepatent zu machen.

Eine klare Botschaft – aber nicht mit Worten

Leuten zu sagen, was sie essen sollen, während man sie mit Zahlen bombardiert, betrachtet das Duo nicht als den richtigen Weg, Anreize zu setzen. Kein moralischer Appell, sondern vielmehr soll der Gaumen entscheiden, was zukünftig auf der Speisekarte stehen kann. Mit dieser Strategie ist Veganitas auf dem Weg, vegane Alternativen für alle zugänglich zu machen.

Momentan umfasst das Angebot vier Pitabrot-Kreationen und drei Desserts. Beispielsweise kommt beim «The Planted Chicken» ein Hünchenfleischersatz, gewonnen aus Erbsenproteinen, zum Einsatz. Ebenfalls eine wegweisende Fleisch-Alternative, lanciert von drei ETH Studenten aus Zürich.

Die Nutzung eines Privatgrundstücks macht’s möglich

Doch wie sind die zwei an einen Platz mitten in der Luzerner Altstadt gekommen? Versuche von Mitbewerbern, eine Bewilligung zu bekommen, gestalteten sich in der Vergangenheit oft als Herkulesaufgabe, und bei weitem nicht alle Interessentinnen durften ihre Speisen letztlich im Stadtzentrum anbieten (zentralplus berichtete).

Die Antwort liegt darin, dass der Foodtruck auf Privatgrund steht, und die beiden bereits einen guten Draht zur Verwaltung des Grundstücks hatten. Daraus lässt sich schliessen, dass es auch zukünftig für Foodtrucks in Luzern kein einfaches Unterfangen sein wird, abseits von Privatgrund wirtschaften zu können. «Unsererseits sind im Übrigen keine Bestrebungen im Gang, die bestehende Praxis im Umgang mit Foodtrucks zu ändern beziehungsweise mehr Platz dafür zu schaffen», sagt Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen auf Anfrage.

Was die Zukunft für Veganitas bringen wird, ist noch unklar. Gewiss ist aber, dass die beiden Pioniere bereits die richtige Philosophie gewählt haben, um möglichst vielen den Genuss veganer Küche näherzubringen. Ein fixes Restaurant in einer Schweizer Stadt wäre somit auch ein erreichbares Ziel.         

Der Foodtruck hat bereits einige Kunden (Bild: zvg).

             

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Roland Grueter
    Roland Grueter, 29.11.2020, 16:16 Uhr

    Eine weitere Labor-Frass-Station?

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    • Profilfoto von Martin Ulrich
      Martin Ulrich, 23.06.2023, 09:09 Uhr

      Hauptsache Vorurteile. Einen Roland Grüter, LU, lässt man auch in Zeitungen von der Berner bis hin zur Zuger Zeitung den WWF falsch zitieren, indem man ihn dem WWF ein Zitat in den Mund legen lässt, welches eigentlich nicht der WWF in seiner Studie so schrieb, sondern das nur aus einem Tagi-Artikel über diese stammt (6. September 2021 «Mandelmilch ist gar nicht so ökologisch»). Die Studien-Autorin des WWF hingegen sagt in einem Watson-Interview: «Je mehr pflanzliche Ernährung, desto besser».

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  • Profilfoto von Andreas Peter
    Andreas Peter, 28.11.2020, 11:17 Uhr

    Wenn man eine breitere Zielgruppe ansprechen möchte, sollte man zuerst noch einmal über den Namen nachdenken.
    Bei «Veganitas» kommt bei mir kein Appetit auf.
    Klingt eher nach Sanatorium, Krankenkasse, Securitas… aber sicher nicht nach feinem Essen.
    Irgendwie schliesst man mit diesem Namen «normale Esser» aus.
    Und dann finde ich diese Ersatzprodukte («Hünchenfleischersatz») immer wenig appetitlich.
    Wenn ich nichts tierisches essen möchte, dann koche ich Minestrone, Pasta mit Sauce, Linsencurry, Polenta mit Steinpilzen etc. um es fällt mir nicht einmal auf, dass ich «vegan» esse.
    Industrielle «Ersatzprodukte» sind etwas für Menschen, welche die Kontrolle über ihr Leben verloren haben. 😉

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