Am Güdelmontag kommen Hunderte ins kleine Dorf

Wie Alosen einmal jährlich aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Marcel Schönmann ist Vorstandsmitglied der Fasnachtsgesellschaft Alosen.

(Bild: ewy)

Für einmal steppt in Alosen der Bär. Am Güdelmontag trifft sich Jung und Alt für den Fasnachtsumzug und das anschliessende Gelage. Während das für die einen eine kulturelle Angelegenheit ist, geht es anderen nur um eins: ums Trinken. zentralplus war mittendrin.

Im kleinen Alosen über der Gemeinde Oberägeri ist was los. Das Dorf lockt jedes Jahr am Fasnachtsmontag hunderte Menschen an. Genaue Zahlen gibt es nicht, doch wurden heuer 800 Päckchen vorbereitet, welche an die Kinder verteilt wurden.

Telefonleitungen mussten angehoben werden

Was macht denn den Reiz dieser Kleinfasnacht aus? «Das beste an der Alosen-Fasnacht ist Smirnoff Ice», sagt Oberägerer Pirmin Ott und lacht. «Nein, das war ein Witz, ich finde die Wagen am Umzug bombastisch», erklärt er dann. Damit ist er nicht der Einzige. Viele Besucher bezeichnen die aufwändig gebauten Wagen als Highlight des Güdelmontags in Alosen.

Das ist verständlich, denn eindrücklich sind sie allemal. Der zeitliche Aufwand, der in die Wägen fliesst, ist beträchtlich. «Vor einigen Jahren war ein Wagen mal so gross, dass die Telefonleitungen zwischen den Häusern angehoben werden mussten», erinnert sich ein routinierter Alosen-Fasnächtler.

Der Zirkus Knie wird hochgenommen, weil die neue Zeltblache per Crowdfunding finanziert werden sollte.

Der Zirkus Knie wird hochgenommen, weil die neue Zeltblache per Crowdfunding finanziert werden sollte.

(Bild: ewy)

Viele kommen also wegen der Fasnachtswagen. Und bleiben wegen des anschliessenden Bieres und des Festes. Clara Ehrhard hat einen besonders weiten Weg für das alljährliche Fest auf sich genommen. Extra für die Fasnacht in Alosen? Nicht doch. «Mein Freund ist aber aus Unterägeri», relativiert sie die lange Anreise.

«Ich weiss auch nicht genau, weshalb ich hier bin», sagt die Baslerin. Ihr Freund, Adelso Jorge, erklärt es ihr dann ausführlich: «Wegen der Kultur, dem guten Fest, dem friedlichen Beisammensein. Ich finde es toll, dass sich hier ein Beispiel zeigt, welches sich dem allgemein abnehmenden Fasnachtstrend entgegenstellt.»

Wenn die Zimmerei zum Festlokal wird

Die beiden sitzen in einer grossen Halle der Dorfzimmerei, in der ab Mittwoch geschuftet wird, wie uns eine Gruppe «Alösler» erklärt. Nach dem Umzug findet sich ein Grossteil der Leute hier ein, isst etwas und trinkt. Den musikalischen Rahmen bietet ein Ländlertrio, zu dem die Leute schon am Nachmittag zu tanzen beginnen.

Später am Abend sollte die gemütliche Stimmung dann in ein ausgelassenes Fest wechseln, bei dem die Leute auf den Festbanketten tanzen, stampfen und johlen. Dazwischen wird die Stimmung durch Guuggenmusiken und die Beach Band aufgelockert.

Von der eigentlichen Garage Meier hat der Festbetrieb nicht mehr viel.

Von der eigentlichen Garage Meier hat der Festbetrieb nicht mehr viel.

(Bild: ewy)

Viel anderes kann man an der Alosen-Fasnacht auch nicht tun. Von der grossen Halle über die Strasse wagen wir uns in die Garage Meier, welche am Montag ebenfalls zum Festsaal umgenutzt wird. Dort werden wir in kürzester Zeit auf Bier, Kaffeeschnaps und Schnupftabak eingeladen. Den Alkohol versuchen wir zu meiden, fürchten wir doch, dass unsere journalistische Schreibfähigkeit dahinschwinden könnte.

Der Inferno-Club

Neben verschiedenen Kantonsräten ist auch der «Inferno-Club» anzutreffen. Worum es sich dabei genau handelt, ist für uns nicht vollständig nachvollziehbar. Egal. Die Männer erzählten uns jedenfalls allerhand Räubergeschichten aus lange verflossenen Jahren.

Es wird Abend, insbesondere die Kinder und älteren Gäste verabschieden sich. Der harte Kern, der nun die ganze Nacht durchfeiern wird, ist zwischen 16 und 60 Jahre alt. Diese grosse Altersbandbreite scheint einer der Erfolgsfaktoren der Alosen-Fasnacht zu sein. «Ich sitze und trinke hier mit meinem Vater, das tun wir sonst nie», berichtet beispielsweise eine Besucherin aus dem Dorf.

Käsewürste wurden einem von der Brutzli Bude angepriesen.

Käsewürste wurden einem von der Brutzli Bude angepriesen.

(Bild: ewy)

Bei den Jüngeren gibt es dann aber doch auch die, die lediglich «saufen» wollen. «Hier oben kann man sich gnadenlos abschiessen und das machen eigentlich auch alle», sagt Dominik, der seinen Nachnamen lieber für sich behält. Alkohol mache dieses Fest jedesmal sehr lustig, ergänzt er.

Während einige sich über das Bühnenspiel nach dem Umzug nerven, weil es viel zu lange dauert, zählen es andere zu den Highlights. Auch dieses gehört zur jährlichen Fasnachtstradition im Dorf. Die lustigen Gedichte zu jedem Fasnachtswagen bringen oft auch Licht ins Dunkel, denn als Auswärtiger sind die Geschichten hinter den Fasnachtswagen nicht immer verständlich.

Keine «Doppelvogel-Fahnen»

Beim Bühnenspiel bekommt jeder sein Fett weg, besonders fleissig wird aber gegen Unter- und Oberägeri geschossen. Denn stolz ist man aufs eigene Dorf. Und auch die Kleinen geben sich patriotisch:  «Gott sei Dank hat’s hier noch Schweizer- und nicht Doppelvogel-Fähnchen», hören wir ein kleines Mädchen sagen.

Zum Abschluss begeben wir uns nochmals in die «Roledi-Bar», die schon um 17 Uhr voll mit Leuten war. In der mobilen Bar, die jedes Jahr über die Fasnacht in Alosen steht, verkehren vor allem die Jungen gerne, wie wir von einem selbsternannten «Kampftrinker» erfahren.

Unser Fazit: Tatsächlich vereint die Fasnacht in Alosen beide Komponenten sehr gekonnt: Kultur bekommt man hier durchaus zu spüren. Den Alkohol ebenfalls. Viele der Alösler sogar bis am nächsten Tag.

Da hüpften die Herren dann etwas zu euphorisch, der Festbank brach unter der Wucht.

Da hüpften die Herren dann etwas zu euphorisch, der Festbank brach unter der Wucht.

(Bild: zvg)

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