Sie bekommen eine letzte Chance

Diebe haben Spielautomaten aus dem Neubad geklaut

Sprecher Yannick Gauch sagt, der Spielautomat sei ein Sammlerinnenstück und eine Leihgabe ans Neubad. (Bild: reddit/bit-meow/zvg)

Während des Neustadtfestivals am Samstag ist beim Neubad etwas Ungewöhnliches gestohlen worden. Und zwar ein Spielautomat. Jetzt erhalten die Diebinnen noch eine letzte Chance.

Die Alltagslogik sagt, es sei am sichersten, sich ganz nahe an der Gefahrenquelle aufzuhalten. Zum Beispiel bei einem Blitzeinschlag. Denn wie gross ist die Chance, dass er zweimal am gleichen Ort einschlägt? Was rein mathematisch zwar nicht stimmt, scheint psychologisch durchaus Sinn zu machen. Und das dachten sich vielleicht auch die Diebe, die am Samstagabend in aller Öffentlichkeit einen Spielautomaten aus dem Neubad-Bistro in Luzern gestohlen haben.

Offenbar fand es niemand seltsam, dass die Diebe mit dem riesigen Spielautomaten aus dem Bistro abhauten. Ganz nach dem Motto: Je auffälliger, desto weniger verdächtig. Das ist auch die Theorie des Medienverantwortlichen Yannick Gauch: «Wahrscheinlich war es so auffällig, dass die Leute dachten, das muss so sein.»

Die Diebe bekommen vom Neubad noch eine letzte Chance: Sie können den Automaten bis morgen früh zurückbringen. Ansonsten wird es für sie brenzelig.

Wer klaut schon einen Spielautomaten?

Aber beginnen wir am Anfang: Am Samstagabend amüsierten sich Kinder, Erwachsene und Jugendliche am Neustadtfestival, das in der Luzerner Eschenstrasse stattfand. Zeitgleich trugen oder rollten um die Ecke beim Netzwerk Neubad Leute den Spielautomaten aus dem Bistro. Gänzlich unbemerkt blieben sie dabei nicht.

Heute früh hing an einem Haus in der Bireggstrasse ein Flyer des Neubads. Darauf steht, dass Augenzeuginnen Leute mit dem Spielautomaten in jenem Haus verschwinden sahen. Mit dem Flyer fordert das Neubad nun die mutmasslichen Diebe auf, den Spielautomaten zurückzubringen. Dafür dürften diese mit Kulanz rechnen.

«Es ist kein modernes Gerät, das wir einfach so neu kaufen können, sondern ein seltenes, selbst restauriertes Liebhaberinnen-Stück und eine Leihgabe an das Neubad.»

Yannick Gauch, Mediensprecher Neubad

«Wir bieten die Möglichkeit, den Spielautomaten anonym und ohne Konsequenzen zurückzustellen. Damit würden wir die Fünf gerade sein lassen», sagt Yannick Gauch. Die Betreiber des Neubads wollen damit Toleranz zeigen, einen Lausbuben- oder Lausmädchenstreich könne es ja mal geben.

Der Spielautomat kann nicht einfach so ersetzt werden

Wie viel der Spielautomat wert ist, klärt das Neubad laut Gauch noch ab. Man hoffe zuerst einmal, dass der Automat wieder auftauche. Ansonsten werde es unangenehm: «Wenn es keine Reaktion gibt und die Gelegenheit nicht genutzt wird, dann werden wir etwas unternehmen müssen und Anzeige erstatten.»

Mit einem Zettel fordert das Neubad die Nachbarschaft auf, den geklauten Spielautomaten wieder zurück zu geben. (Leserreporter)

Der Automat sei auch nicht so einfach zu ersetzen: «Es ist kein modernes Gerät, das wir einfach so neu kaufen können, sondern ein seltenes, selbst restauriertes Liebhaberinnen-Stück und eine Leihgabe an das Neubad», erklärt Yannick Gauch. Falls nötig, werde das Neubad am Dienstag auch einen Aufruf auf Social Media starten, sagt Gauch.

Diebinnen mit ungewöhnlichen Vorlieben sind keine Seltenheit

Dass ungewöhnliche Dinge gestohlen werden, die keinen Sachwert haben, umständlich zu entwenden sind oder ein Tabu brechen, kommt hin und wieder vor.

So kommen etwa in der «Molo Bar» immer wieder Gegenstände weg. Unter anderem die geliebte Holz-Ente, die auf dem Frauenklo Hygieneartikel bereithielt (zentralplus berichtete). Besonders ärgerlich ist es für die Betreiber, weil sie die Gegenstände jeweils in Brockis erstehen und mit viel Liebe umgestalten.

Und erst kürzlich stahl jemand in Rothenburg ein Pony, das noch immer nicht aufgetaucht ist (zentralplus berichtete). Andernorts wüteten zwei Jungen und zerstörten eine Waschanlage, eine Kapelle und grosse Teile eines Bauernhofs (zentralplus berichtete).

Aber auch sakrale Orte wie Friedhöfe werden nicht vor Diebstählen verschont. Immer wieder werden Gegenstände von den Gräbern entwendet oder Bäume und Sträucher mitgenommen (zentralplus berichtete). In Schüpfheim wurden auch schon aus der Leichenhalle Gegenstände gestohlen.

Hinweis zur Schreibweise: Yannick Gauch verwendet für seine Kommunikation den Genderdoppelpunkt. zentralplus hingegen wechselt zwischen männlicher und weiblicher Form ab. Seine Aussagen wurden unserer Schreibweise angepasst.

  • Gespräch mit Yannick Gauch, Kommunikationsverantwortlicher des Netzwerk Neubad
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Schoscho
    Schoscho, 04.07.2022, 19:58 Uhr

    Das ist ein so genanntes «Cocktail-Table» von Taito von 1979. In dieser Version hier lief ursprünglich das Spiel Space Invaders darauf. Es ist einer der in der Schweiz verbreitesten Automaten, die in den 1980er Jahren in den Spielhallen und Restaurants Einzug fanden. Auf Ricardo ist immer wieder mal ein Exemplar zu finden, allerdings meist in stark gebrauchtem Zustand.
    Wenn dieser Automat vom Neubad in gutem Zustand ist und die Originalplatine drauf läuft, liegt der Wert bei um die 500 Franken. Er könnte noch mehr (oder weniger) Wert haben, je nach dem was tatsächlich für einen Platine aktuell darin läuft, denn Platinen sind oft wertvoller als der Automat selber (z.B. die Platine «Ghouls’n’Ghosts von Capcom mit Jahrgang 1988 hat alleine einen Wert von um die 500 Fr.).

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  • Profilfoto von Game_Kid
    Game_Kid, 04.07.2022, 16:50 Uhr

    Geiles Teil, damit hab ich als Kind in den Restaurants gespielt für 1 Franken pro Spiel, den täglichen Highscore zu holen war unsere Berufung, gell René A.?

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