Fischt Sekte an Stadtfest-Rand nach Mitgliedern?

Was ein Stand in Luzern mit Scientology zu tun hat

Beat Künzi und Yolanda Sandoval Künzi informieren Passanten über den Verein «Sag Nein zu Drogen». Der Infostand war am Samstag in Luzern. (Bild: PLU)

Der Verein «Sag Nein zu Drogen» hat in Luzern beim Pavillon Stände aufgebaut. Der Verein kämpft seit Jahrzehnten gegen Drogenmissbrauch. Was löblich klingt, wird vor Ort scharf kritisiert. Der Verein sei eine «Einstiegsdroge» für Scientology.

Es ist viel los an diesem Samstag in Luzern. Das Stadtfest lockt alleine schon Tausende Menschen in die Stadt und das schöne Wetter füllt den Quai mit Spaziergängern.

Vor dem Pavillon beim Kurplatz stehen an diesem Tag zwei Zelte. Der Verein «Sag Nein zu Drogen» hat sich auf diesem Platz positioniert. Die aufgelegten Broschüren und der Kuchen finden wenige Abnehmer.

«Der Verein ist eine Tarnorganisation von Scientology»

Dieses Kuchenstück ist wohl so manch einem Passanten im Halse stecken geblieben, als er auf das Aktivisten-Ehepaar trifft, welches mit einer Leuchtweste und einem Schild vor diesem Verein warnt. «Sag Nein zu Drogen, Sag Ja zum Leben» sei eine reine Tarnorganisation, welche neue Scientology-Mitglieder anwerben will. Das sagt Beat Künzi, der zusammen mit seiner Ehefrau Yolanda Sandoval Künzi gegen die Kirche kämpft.

«Hier in Luzern haben sie auch schon probiert, uns anzuzeigen.»

Beat Künzi, FASA-Aktivist

«Sie wollen sich als Gutmenschen darstellen. Sie gehen als Drogenbekämpfer auf die Leute zu. Am Ende wollen sie diese Leute schlussendlich über Umwege in die Sekte hereinziehen», sagt Künzi. Die Arbeit scheint Scientology jedenfalls nicht zu gefallen. So wurde die FASA, also die «freien Anti-Sientology-Aktivisten» auch schon mehrfach von Mitgliedern der Kirche angegangen.

«Hier in Luzern haben sie auch schon probiert, uns anzuzeigen», sagt Künzi, der nicht zum ersten Mal in Luzern aktiv ist (zentralplus berichtete). In der Strafanzeige listet die Kirche 17 Vorfälle auf, bei welchen die beiden die Scientology-Mitglieder beim Betreiben des Infostandes gestört hätten. Anfang dieses Jahres kommt die Staatsanwaltschaft zum Entschluss: Der Tatbestand der Nötigung sei eindeutig nicht erfüllt (zentralplus berichtete).

Als das Ehepaar Künzi am Vormittag auf den Platz gekommen ist, wurden sie laut eigenen Angaben nicht nur verbal von Scientologen angegangen. Einer versuchte Beat Künzi das Handy aus der Hand zu schlagen. Zeit also, um auch mit den Standbetreibern zu sprechen.

«Ich kenne weder die Leute, noch habe ich die Vorwürfe gehört»

Wir gehen auf den Stand zu und werden von Geri Bürkli empfangen. Er geht mit seinem Glauben offen um und macht kein Geheimnis daraus, dass er Scientologe ist. Als wir ihn auf das Ehepaar Künzi ansprechen, meint er: «Ich kenne weder die Leute, noch habe ich die Vorwürfe gehört.»

Wollen die Scientologen mit dem Verein «Sag Nein zu Drogen» neue Mitglieder anlocken? Geri Bürkli weist diesen Vorwurf klar von sich. Den Verein habe er und seine Frau vor rund 30 Jahren gegründet. «Das haben wir aus persönlichen Gründen damals gemacht. Wir haben in unserer direkten Umgebung eine Familie gesehen, welche auf dem Platzspitz verschwunden ist.»

Er betont, dass es bei seinem Verein nicht um die Religion, sondern um reine Drogenprävention geht. In den Statuten des Vereins aus Neuenkirch steht: «Der Verein ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig.»

Ein kurzes Statement von beiden Seiten gibt es hier:

Blick ins Ausland: Scientology ist stolz auf Verein

Anders als der Schweizer Ableger des Vereins gehen Ableger im Ausland offener mit dem Mutterhaus um. So schreibt «Sag Nein zu Drogen» vor ihrem Aktionstag in Wien: «Die Scientology-Kirche unterstützt den Verein, indem sie die Materialien produziert und dem Verein kostenlos zur Verfügung stellt. Der Religionsgründer, Philosoph und Menschenfreund L. Ron Hubbard setzte sich schon sehr früh für eine drogenfreie Gesellschaft ein und das heutige Kirchenmanagement folgt seinem Vermächtnis.»

Fakt ist: Auch der Schweizer Ableger gehört zu Scientology. Das beweist auch die Broschüre, welche die Kirche zu ihrem 40. Jubiläum herausgegeben hat. Auf den Seiten 28 und 29 wird der Verein vorgestellt.

Bild: Screenshot 40 Jahre Scientology Schweiz.
Verwendete Quellen
  • Besuch vor Ort beim Pavillon Luzern
  • Pressetext Scientology Wien
  • Broschüre «40 Jahre Scientology Schweiz»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 04.07.2022, 16:51 Uhr

    Find ich Gut,dass mann solche Sekten outet .
    Wenn es zur Hirnwäsche kommt ist es bereit zu spät

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