Zuger Motorfahrzeugkontrolle gilt als sehr streng

Warum so mancher Zuger sein Auto lieber in Schwyz prüfen lässt

Das Zuger Strassenverkehrsamt: Wer sein Auto prüfen lassen muss, fährt hier nicht selten mehr als einmal vor.

(Bild: lob)

Wer in Zug sein Auto bei der Motorfahrzeugkontrolle zeigen muss, dem läuft es vorher schon manchmal kalt den Rücken runter. Kein Wunder – geniesst die Behörde doch das Image, bürokratisch und penibel zu sein. Einige Zuger flüchten deshalb in den Nachbarkanton.

«Du musst auf jeden Fall den Motor vorher ganz sauber waschen lassen – das verlangen die bei der Zuger Motorfahrzeugkontrolle einfach», raunt der Arbeitskollege einem in der Pause zu, dem man über den bevorstehenden Besuch beim Strassenverkehrsamt in Steinhausen erzählt. «Und denk dran, den abgemachten Termin auch ja einzuhalten, sonst musst du noch eine Gebühr fürs Verschieben bezahlen», warnt der Kollege. Das ist ja fast so schlimm, wie wenn man zum Zahnarzt muss!

Bei der Zuger Autogarage, bei der man seinen Wagen zum Service vor der Motorfahrzeugkontrolle vorbeibringt, ist dann auch noch zu erfahren, dass man sich darauf gefasst machen soll, den Wagen nochmals zeigen zu müssen: Wenn die Zuger Prüfer nicht zufrieden seien. «Wenn’s gar zu grösseren Problemen kommt, können Sie mit Ihrem Auto auch im Kanton Schwyz vorfahren», rät der Zuger Garagist. Dort sei man nicht so streng wie in Zug.

Zuger zeigen ihr Auto einfach bei der Schwyzer Motorfahrzeugkontrolle

Genau dies tun Zuger. Allerdings kann man in Schwyz seinen Wagen nicht einfach als Privatperson vorführen, sondern nur, wenn eine Schwyzer Autogarage im Auftrag des Kunden das Auto zeigt. Dies bestätigt die Motorfahrzeugkontrolle Schwyz gegenüber zentralplus. Wobei es im Kanton Schwyz im Gegensatz zum Kanton Zug gleich drei Motorfahrzeugkontrollen gibt: in Pfäffikon, Einsiedeln und Schwyz.

Und diesen Umweg, über einen Schwyzer Autogaragisten seinen Wagen bei der Motorfahrzeugkontrolle an einer der drei Prüfstellen im Nachbarkanton vorführen zu lassen, nehmen offensichtlich einige Zuger gerne in Anspruch. Vor allem in den Grenzgebieten – wie in Goldau und Küssnacht.

Die Motorfahrzeugkontrolle in Steinhausen soll penibel und bürokratisch sein, sagen einige Autobesitzer.

Die Motorfahrzeugkontrolle in Steinhausen soll penibel und bürokratisch sein, sagen einige Autobesitzer.

(Bild: zvg)

 

Dies bestätigen einem Schywzer Autogaragisten, die allerdings nicht mit Namen genannt werden wollen. Grund: Dieses Thema sei schon seit Jahren ein «Politikum». Was die Zuger Motorfahrzeugkontrolle in Steinhausen betreffe, höre man immer wieder von Zuger Autofahrern, es gehe dort sehr «penibel und bürokratisch» zu.

«Es gibt vereinzelte Unzufriedene.»

Stephan Huwiler, Auto Gewerbe Verband Schweiz, Sektion Zug

André Kunz, Präsident der Sektion Schwyz des Auto Gewerbe Verbands Schweiz, sagt zu dem Thema nur so viel: «Im Kanton Schwyz kennt man sich halt untereinander, und die Prüfstellen sind vielleicht auch kleiner. Es geht deshalb persönlich und familiär zu.» Gleichwohl seien die Prüfabläufe die gleichen wie in anderen Kantonen auch.

Motorfahrzeugkontrolle ein heisses Eisen

Auch im Kanton Zug scheint das Thema Zuger Motorfahrzugkontrollen ein heisses Eisen zu sein. «Es gibt vereinzelte Unzufriedene», bestätigt Stephan Huwiler vom Auto Gewerbe Verband Schweiz, Sektion Zug. Er stelle aber keinen Unterschied zwischen der Schwyzer und der Zuger Motorfahrzeugkontrolle fest. Huwiler: «Die Zuger Motorfahrzeugkontrolle arbeitet sauber und kundenorientiert.»

Nutzer von zentralplus scheinen tatsächlich unzufrieden zu sein, wie die Kommentare auf einen früheren Bericht zeigen:

Im weiteren Gespräch lässt Huwiler durchblicken, dass er überzeugt sei, es werde halt immer wieder am Stammtisch behauptet, dass die anderen besser seien. «Die Prüfvorgaben sind in jedem Kanton gleich und werden vom Bund festgelegt.»

«Wir stellen aber auch fest, dass Fahrzeughalter bei Rückweisung ihres Autos die Schuld dann immer auf der anderen Seite suchen.»

Stephan Huwiler

Der Grund, warum einige Fahrzeughalter ihr Fahrzeug in einem anderen Kanton prüfen lassen – sei es selbst oder durch die Garage –, sei eben die geografische Nähe und damit verbunden der Zeitaufwand für die Fahrzeugprüfung. Huwiler: «Wir stellen aber fest, dass die Fahrzeughalter, welche ihr Auto ohne vorgängige fachgerechte Bereitstellung zur Prüfung bringen, bei Rückweisung die Schuld dann immer auf der anderen Seite suchen.»

Autos werden in Zug genau auf die Verkehrssicherheit geprüft

Will heissen: Die Verkehrsexperten würden das Fahrzeug eben nach genauen Vorgaben immer im Sinne der Verkehrssicherheit prüfen. «Wenn ein Fahrzeuglenker mit der Beanstandung hinterher nicht einverstanden ist, macht er schnell den Verkehrsexperten dafür verantwortlich, obwohl der Fahrzeugzustand die Ursache ist», gibt Huwiler zu bedenken. Oft würden solche Gerüchte, dass die Zuger MFK penibel sei, auf menschliches Unvermögen gründen, so eine Beanstandung zu akzeptieren. «Am Stammtisch gibt dies aber keiner gerne zu.»

…und dieser Motor müsste wohl auch noch gewaschen werden, bevor er geprüft wird.

…und dieser Motor müsste wohl auch noch gewaschen werden, bevor er geprüft wird.

(Bild: zvg)

Und was sagt das Zuger Strassenverkehrsamt zu den Vorwürfen einer «peniblen» und «bürokratischen» Motorfahrzeugkontrolle?

Zuger Strassenverkehrsamt prüft allein 3’000 Aargauer Autos pro Jahr

«Dass Zuger Fahrzeuge im Kanton Schwyz geprüft werden, kommt in Einzelfällen vor», gibt Markus Feer, Leiter des Zuger Strassenverkehrsamts, zu. Die Erreichbarkeit und der Zeitaufwand würden dafür eine wichtige Rolle spielen.

Umgekehrt prüfe aber das Strassenverkehrsamt des Kantons Zug etwa dreimal mehr Fahrzeuge aus umliegenden Kantonen, als Zuger Motorfahrzeuge in anderen Kantonen geprüft werden. «Allein aus dem Kanton Aargau werden jährlich rund 3’000 Fahrzeuge geprüft, hinzu kommen etwa 800 aus Zürich und den Zentralschweizer Kantonen, einschliesslich Schwyz», stellt Feer klar.

Zudem finde unter den Strassenverkehrsämtern ein regelmässiger Austausch statt, bei dem auch das Thema der Kontrollen in anderen Kantonen diskutiert werde, so Feer. Die Strassenverkehrsämter seien bestrebt, einheitliche Leistungen zu gleicher Qualität zu erbringen.

«Diesen gesetzlichen Auftrag erfüllen wir nach bestem Wissen und Gewissen und achten auf eine gute Qualität der Prüfungen.»

Markus Feer, Leiter Zuger Strassenverkehrsamt

Die vom Bund festgelegten Prüfkriterien im Sinne der Verkehrssicherheit seien in allen Strassenverkehrsämtern gleich. Die Verkehrsexperten würden gemäss Strassenverkehrsgesetz ausgebildet und führten ihre Tätigkeit nach einem von den Kantonen und dem Astra festgelegten Prozess durch. Feer: «Diesen gesetzlichen Auftrag erfüllen wir nach bestem Wissen und Gewissen und achten auf eine gute Qualität der Prüfungen.»

Geht doch …

Apropos. Die besagte Motorfahrzeugkontrolle am eigenen Wagen in Steinhausen ging übrigens glimpflich über die Bühne. Der Prüfer nahm den Schlüssel des Fahrzeugs entgegen und wies den Fahrer freundlich an, im Warteraum Platz zu nehmen. Nach 10 bis 15 Minuten kehrte er zurück und drückte einem den begehrten Stempel aufs Papier. «Alles ok!», lautete sein Verdikt. Nur der Kühlergrill sei etwas wacklig. «Den müssen Sie halt noch in einer Werkstatt fixieren lassen.» Fertig. Kein nochmaliges Vorfahren. Geht doch.

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