Weitere Einsprachen gegen Baarer Turmprojekt

Waldsteg: Korporation «befremdet» über heftige Kritik

Oberhalb der Burgmatt ist ein kleinerer Turm geplant, der Anfang oder Ende des Stegs bildet. (Visualisierung: zvg)

Die Korporation Baar-Dorf wehrt sich gegen die Kritik an ihren Plänen im Baarer Wald. Der Standort und das Projekt seien sorgfältig ausgewählt worden. Gegen die zwei Türme samt Steg sind allerdings weitere Einsprachen eingegangen.

Ein schwebender Steg in Schlaufenform und zwei Aussichtstürme: Das plant die Korporation Baar-Dorf im Baarer Wald zwischen Lorzendamm und Burgmatt. Damit will sie Einheimischen und Besuchern ein besonderes Naturerlebnis bieten, ihre Fitness fördern und ihnen den Wald näher bringen (zentralplus berichtete).

Was spektakulär aussieht, ruft harsche Kritiker auf den Plan. Der Geschäftsführer der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz sprach gegenüber zentralplus diese Woche von einem «Aprilscherz» und einem «Schlag ins Gesicht». Er kritisierte die Dimension des Projekts und warf der Korporation vor, den Wald zu inszenieren statt zu schützen.

Korporation hat «sorgfältige Auswahl» getroffen

Die Korporation zeigt sich «sehr überrascht und befremdet» über die eingegangene Einsprache der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz.

«Der Standort des Schlaufenstegs wurde von der Korporation äusserst sorgfältig ausgewählt», sagt Korporationsschreiberin Corinna Müller auf Anfrage. Es handle sich gemäss kantonalem Richtplan explizit um einen «Wald mit besonderer Erholungsfunktion», in dem die Behörden solche Projekte bewilligen könnten.

«Anderswo würden wir ein solches Projekt nicht realisieren, aber genau an diesem Ort ist ein solch naturnahes Waldprojekt erlaubt», sagt Müller.

Türme würden sich ideal einfügen

Die Korporation sei sich absolut bewusst, dass der Wald einen sensiblen Umgang erfordert, hält sie fest. Sie ist aber nach wie vor überzeugt von ihrem Projekt. Dieses sieht einen Schlaufenweg auf einer Höhe zwischen drei und 22 Metern oberhalb des Waldbodens vor. Er soll das Gebiet beim Höllwald, hinter dem Lorzendamm, mit der Oberallmend oberhalb der Burgmatt verbinden.

Am Ende und Anfang stehen je zwei Türme, einer wird 12 Meter hoch, der andere 28 Meter. Für das Projekt müssen knapp 200 Quadratmeter Wald gerodet werden. Über die Kosten will die Korporation keine detaillierte Auskunft geben. Nur so viel: Es geht um über eine Million Franken.

Schlaufensteg heisst das Projekt, weil der Weg, während er sich in Richtung Oberallmig windet, Schlaufen bildet. (Bild: zvg)

Der als «Eyecatcher» angepriesene Holzturm beim «Buebegunte» ist laut Stiftung Landschaftsschutz ein Fremdkörper, insbesondere angesichts der denkmalgeschützten «Höllhäuser».

Corinna Müller von der Korporation widerspricht: «Es ist nicht etwas Erratisches, das die Höllhäuser erdrücken würde. Im Gegenteil: Der Turm integriert sich schön in den Waldrand.» Einige Bäume seien sogar höher als die 28 Meter, welche die Aussichtsplattform erreicht. Das am nächsten stehende Höllhaus sei rund 100 Meter entfernt.

«Das Projekt stösst bei den Nachbarn und der Baarer Bevölkerung auf reges Interesse.» 

Corinna Müller, Korporation

Bei den Nachbarn der Höllhäuser und der Baarer Bevölkerung stosse das Projekt denn auch auf reges Interesse. «Es wird als Aufwertung empfunden und begeistert», so Müller. Auch die Korporationsbürger hätten das Projekt praktisch einstimmig gutgeheissen.

Allerdings ist die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) nicht die einzige, die Widerstand leistet. Auch Pro Natura Zug hat Einsprache eingereicht. Darüber hinaus sind bis zum Ende der Frist diesen Mittwoch noch weitere Einsprachen eingegangen, wie die Gemeinde Baar bestätigt. Um wie viele es sich handelt und von wem sie stammen, konnte sie am Mittwoch auf Anfrage noch nicht bekanntgeben. Der SL-Geschäftsführer hat bereits angekündigt, dass man sich rechtlich zur Wehr setzen werde.

Korporation kämpft ums Projekt

Damit dürfte sich der per Ende 2020 vorgesehene Baustart verzögern. Ein jahrelanger Rechtsstreit wäre für die Korporation kein Novum: Der Bebauungsplan Vogelwinkel ist von Privatpersonen bis vor Bundesgericht bekämpft worden. Erst letzten Frühling bekam das Projekt – nach jahrelanger Verzögerung – grünes Licht. Das Baugesuch für die rund 100 Mietwohnungen soll demnächst eingereicht werden und der Startschuss noch in diesem Jahr fallen.

Auch was das Waldprojekt angeht, ist die Korporation nach wie vor guter Dinge. In Vorgesprächen mit den zuständigen Ämtern des Kantons und dem Baarer Gemeinderat seien keine Vorbehalte geäussert worden, hält sie fest. Zudem sei im Bebauungsplan für die Wohnüberbauung Vogelwinkel eine Auflage, am Waldrand eine Aussichtsplattform zu erstellen. Mit dem oberen Turm komme man dem nach, argumentiert die Korporation.

Eine Verzögerung wäre zwar bedauerlich, so Korporationsschreiberin Corinna Müller, aber man werde für das Projekt kämpfen. «Wir machen das ja nicht aus Jux oder für unsere persönliche Befriedigung, sondern für die Öffentlichkeit.» 

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Mike
    Mike, 16.03.2020, 13:57 Uhr

    bitte unbedingt realisieren, das wäre eine super Bereicherung für die «Region» Höllgrotten.

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  • Profilfoto von Weiterkämpfen
    Weiterkämpfen, 06.03.2020, 17:28 Uhr

    Meiner Meinung nach ein gutes, mutiges, freches und gelungenes Projekt.
    Auf jeden Fall weiter kämpfen.
    Einsprecher chronisch von der selben langweiligen Seite.

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