Verflixtes siebtes Jahr

Ist Inseli noch Car-Parkplatz? Google stiftet Verwirrung

Solche Bilder gehen der Juso und etwas mehr als der Hälfte der Stadtluzerner Stimmbevölkerung durch Mark und Bein: Cars auf dem Inseli, heute verboten. (Bild: Archivbild: ewi)

Die Polemik um die Cars in der Stadt Luzern ist um ein Kapitel reicher geworden. Car-Chauffeure fahren noch immer zum Inseli, um dort zu parkieren. Unter anderem wegen Google.

Dem Wunsch, das Luzerner Inseli als lebendigen Treffpunkt für Menschen aus allen Bevölkerungsschichten zu erhalten, verlieh die Juso 2016 mittels Petition Ausdruck und gewann ein Jahr später das Volk für seine Inseli-Initiative.

Damit lanciere die Jungpartei auch die Debatte um die Cars in Luzern neu. Das Bild der bedrohlich durchs Stadtzentrum rollenden «Blechlawine» verfing und liess die Bevölkerung in den folgenden Jahren mit Argusaugen auf das scheinbar immer unbeliebter werdende Vehikel blicken.

Im politischen Alltag blieben die Cars stets präsent. Nebst mehreren Vorstössen im Stadtparlament zeigen dies Auswertungen von zentralplus. Die Suchwörter «Car» und «Cars» wurden seither Monat für Monat rund 100 Mal in die Google-Suchfelder der Luzerner Laptops und Smartphones eingetippt.

Die rote Kurve steht für das Suchwort «Car», die blaue für das Suchwort «Cars».

Google Maps hält das Inseli für einen Car-Parkplatz

Recherchen von zentralplus zeigen zudem, dass Google Maps – von der Abstimmung und der Umsetzung der Juso-Initiative unbeirrt – Chauffeurinnen mit ihren Cars weiterhin zum Inseli lotst. «Seit Monaten versuchen wir den Eintrag auf Google Maps zu löschen», heisst es auf Anfrage bei der Stadt Luzern. «Wir haben bereits unzählige Löschanträge gestellt und auch versucht, Google auf anderen Wegen zu erreichen. Bisher leider ohne Erfolg.»

Wo die Cars auf dem im Sommer vollgestellten Inseli – das «Universum» ist in der Bildmitte gut sichtbar – parkieren sollen, weiss nur Google Maps.

Dasselbe gilt für die Karten-App, die auf den Smartphones von Apple installiert ist. Auch dort gehen die Kartografinnen fälschlicherweise davon aus, dass Car-Chauffeure auf dem Inseli noch immer Parkplätze finden.

Die Stadt Luzern werde dranbleiben und alles versuchen, um die Einträge löschen zu lassen, heisst es seitens der Kommunikationsabteilung. Wie oft sich Chauffeure wegen der Falschinformation mit ihren Cars verfahren, sei unklar, so die Stadt weiter. «Bei uns sind nur vereinzelte Meldungen dazu eingegangen.»

Politik bemüht, aber erfolglos bei Lösungsfindung

Während die meisten Chauffeurinnen also mit den neuen Umständen klarzukommen scheinen, hadert der Stadtrat. Seine Idee, direkt beim Haupteingang des Bahnhofs Luzern neue Haltekanten für Cars zu platzieren, versenkte das Stadtparlament im Frühling (zentralplus berichtete). Über Alternativen wird dieser Tage debattiert. Doch mit einer baldigen Lösung für das Car-Problem rechnet heuer niemand.

Wo sich dieses Schild inzwischen befindet, ist unbekannt. Auf dem Inseli hat es seit gut einem Jahr ausgedient. (Bild: uus)

Hingegen hatte die damalige Kampagne der Juso Erfolg. Als die Stadt Luzern 2017 über die auf der Petition basierende Volksinitiative abstimmte, gelang der Jungpartei ein Coup: Die Bevölkerung bekannte sich zu einem Inseli ganz ohne Cars. Damit eröffneten sich für die Belebung des Inselis ganz neue Möglichkeiten.

Von der Blechlawine zur belebten Betonwüste

So wird der einstige Car-Parkplatz auf dem Inseli seit einem Jahr über die Sommermonate hinweg unter dem Namen «Universum» zwischengenutzt. Was jüngst für Nebengeräusche sorgte (zentralplus berichtete).

Grossstadtrat Yannick Gauch, der damals für die Juso-Initiative weibelte, kann der Zwischennutzung Universum auf dem Inseli durchaus Positives abgewinnen. «Dass die Fläche mit einer Zwischennutzung belebt wird, begrüssen wir», sagt er gegenüber zentralplus. Doch ist für ihn klar, dass die Initiative noch nicht fertig umgesetzt ist. Auch nicht nach dem verflixten siebten Jahr.

SP-Grossstadtrat Yannick Gauch setzte sich vor für ein Car-freies Inseli ein. (Bild: zvg)

Zwischennutzung Universum zieht Bilanz

Die Betreiber der Zwischennutzung Universum scheinen mit den ersten zwei Sommern zufrieden zu sein – trotz zeitweise üblem Wetterpech. Künftig will Projektleiter Silvan Setz noch stärker auf Angebote für Familien und Kinder setzen. Mehr Veranstaltungen wird es wohl aber nicht geben. «Rein ressourcentechnisch sind wir mit dem, was wir diesen Sommer veranstaltet haben, wohl am Limit angelangt», sagt er – sowohl finanziell als auch personell.

Auf der Zwischennutzung Universum fanden diesen Sommer kleinere und grössere Veranstaltungen statt. (Bild: Elias Röösli)

Gemäss einer Umfrage der Stadt Luzern kommt das neue Angebot auf dem Inseli bei der Bevölkerung gut an, sagt Setz. Die Umfrage dürfte wohl auch zum Schluss kommen, dass die Zwischennutzung Universum beliebter ist, als der Car-Parkplatz es einst war.

So will die Stadt Luzern die Inseli-Initiative umsetzen

Sechs Jahre mussten sich die Juso und etwas mehr als die Hälfte der damaligen Stimmbevölkerung gedulden, bis ihr Traum eines Car-freien Inseli Realität wurde (zentralplus berichtete). Dass die Fläche dereinst begrünt wird, wie die Initiantinnen dies einst forderten, scheint hingegen unrealistisch. Denn die ebenfalls angenommene Määs-Initiative steht diesem Anliegen diametral entgegen. Ohne festen Boden keine Määs auf dem Inseli. Ein möglicher Kompromiss: Schotter (zentralplus berichtete).

Wie lange es dauern wird, bis der Asphalt entsiegelt ist, ist derweil unklar. Die Stadt Luzern will bis im Frühling nächsten Jahres Pläne für die Umgestaltung des einstigen Car-Parkplatzes auf dem Inseli präsentieren. Dafür entwickeln momentan mehrere externe Planungsbüros parallel Ideen.

Ende 2027 soll das Parlament über die konkrete Umsetzung informiert werden und darüber abstimmen. Es wird sich zeigen, ob die Umgestaltung des Inseli danach nochmal vors Volk kommt. Frühestens im Laufe des Jahres 2028 rechnet die Stadt Luzern mit dem Beginn der Bauarbeiten. Ob bis dahin auch Google die Veränderungen beim Inseli bemerkt, bleibt unklar.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit der Kommunikationsabteilung der Stadt Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Yanick Gauch, Grosstadtrat der SP Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Silvan Setz, Projektleiter der Zwischennutzung Universum
  • Stadtmagazin vom 15. Oktober 2024
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