Veloboom in Luzern

Velomech: «Was die Luzerner alles aus ihren Kellern holen, überrascht mich»

Carlo Caviglia in seiner Velowerkstatt im Luzerner Bruchquartier. (Bild: Léon Huesler)

Von Verunsicherung bis Überforderung: Die Corona-Pandemie verlangt den Velomechanikern einiges ab. Ein Besuch in der Werkstatt von Carlo Caviglia in Luzern.

«Das muss halt so sein», sagt Carlo Caviglia mit einem Lachen über den Schmutz auf seiner Werkbank und legt zuvorkommend eine Zeitung unter mein Mikrofon. Ein bisschen «Dreck» gehört, genauso wie Kettenöl, Kompressorpumpe und abgefahrene Reifen, seit jeher zu einer echten Velowerkstatt, wie die Touristen vors Löwendenkmal. Doch die Zeiten sind andere.

Neu gehört die Maske zum Inventar. Mit ihr wird gearbeitet, mit ihr wird das Interview gegeben, mit ihr wird bedient. Glücklicherweise verstehe dies ein Grossteil seiner Kundschaft, meint Caviglia, der im Luzerner Bruchquartier seine Werkstatt betreibt. So verliert er nur selten Energie in Diskussionen mit uneinsichtigen Kunden und kann sie umso mehr in seine Arbeit investieren: das Reparieren von Velos.

Mit Nachhaltigkeit im Trend

Seit 1983 repariert Caviglia alles, was in seinen Laden geschoben, getragen oder gezogen wird. Das ist während der Corona-Pandemie so einiges. Caviglia und Mitarbeiter hatten stets zu tun: «Zu Beginn waren wir überrascht von der vielen Arbeit», erzählt der Chef und fügt an, dass die Werkstatt das ganze Jahr 2020 gut ausgelastet gewesen sei. Um auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu verzichten, hätten sich viele Menschen an ihre alten Fahrräder im Keller erinnert, spekuliert Caviglia. Zudem hätten finanzielle Unsicherheiten wohl eher dazu geführt, dass nun wieder vermehrt repariert werde.

Ein Trend, der zu Caviglias Grundphilosophie passt. «Auch bei den Velos, die wir verkaufen, versuchen wir langfristig zu denken», erzählt der Luzerner. Heisst: Gute Qualität vor aktuellem Modetrend.

Die wichtigsten Tipps, wie du dein Velo für die warme Jahreszeit bereit machen kannst, gibt der Experte im Video gleich selbst:

Ersatzteile sind teilweise Mangelware

Doch auch der Velomechaniker verspürt die negativen Auswirkungen von Corona. Hie und da fehlen Ersatzteile, da die Werke mit der Produktion stoppen mussten oder der grossen Nachfrage hinterherlaufen (zentralplus berichtete). Da kann es besonders eng werden, wenn viele Menschen ihre Fahrräder nun wieder frühlingstauglich machen wollen. Kommt dazu, dass es vor allem im sportlichen Bereich einen stetigen Zuwachs gebe, so Caviglia. Die Zahl derer, die das Velo für den täglichen Arbeitsweg brauchen, sei hingegen konstant geblieben, meint er.

Einer von ihnen ist Caviglia selbst. 3'000 Kilometer spult er jährlich ab, wenn er viermal am Tag die Strecke zwischen Werkstatt und Zuhause absolviert. Egal bei welchem Wetter. Denn: «Es ist zwar ein alter Spruch, aber es gibt halt nur schlechte Kleidung», meint Caviglia schmunzelnd. Auf die Frage, ob es denn auch schlechte Velos gibt, kommt die Antwort sofort: «Oh ja!» Caviglia mit einem Lachen und auch der Mitarbeiter schaltet sich scherzend ins Interview ein: «Wie lange soll der Beitrag werden?»

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