Pläne auf dem Sonnenberg spalten Anwohner

VBL-Buslinie neben Spielplatz: Vereinsvorstand ruft zur Sachlichkeit auf

Die Quartiere Sonnenberg und Dattenberg werden durch eine neue Buslinie miteinander verbunden. (Bild: Stadt Kriens)

Am Krienser Sonnenberg soll das Busangebot auf das Jahr 2023 hin verbessert werden, indem die VBL-Linien 11 und 15 zusammengelegt werden. Der Umstand, dass die Pläne einen Spielplatz tangieren würden, hat einige Anwohner erzürnt. Andere sehen im Projekt jedoch eine gangbare Lösung und eine Chance zur Aufwertung des gesamten Quartiers.

Die ÖV-Situation am Krienser Sonneberg ist heute für kaum jemanden wirklich befriedigend. Zwei Linien steuern das grossflächige Quartier von Luzern (Linie 11) und Kriens (Linie 15) aus an. Mit dem Fahrplanwechsel 2022 sollen die beiden Linien verbunden werden. So würden alle Anwohner der Sonnebergflanke von einer direkten Verbindung in die Stadt Luzern profitieren (zentralplus berichtete).

Doch an den Plänen gibt es Kritik. Stein des Anstosses ist, dass die dafür vorgesehene Linienführung das Umfeld eines Spielplatzes tangieren würde. zentralplus hat dem Krienser Stadtrat dazu kritische Fragen gestellt (zentralplus berichtete). Ein Teil der Anwohner hat sich zur IG Spielplatz zusammengeschlossen, welche die geplante Linienführung ablehnt.

Im Gespräch mit zentralplus erklären Jo Hürlimann und Thomas Amsler vom ansässigen Quartierverein Obersteinhof-Dattenberg-Grossweid-Oberhusrain, weshalb die Pläne eine echte Chance verdient haben, warum die geplante Linienführung Sinn ergibt und wieso sie zu mehr Sachlichkeit in der Diskussion um das Projekt aufrufen.

Infoveranstaltung geriet aus dem Ruder

«Ich war schockiert, wie schnell die Veranstaltung ausartete», erinnert sich Thomas Amsler an die elektronische Infoveranstaltung, an der Anwohner sich erstmals zu den Plänen äussern konnten. An eine sachliche Diskussion sei nicht zu denken gewesen, der Umgangston im Chat war extrem rau und aggressiv. «Ich rechne es den Vertretern der Stadt hoch an, dass sie die Ruhe behielten.»

Der Tonfall einiger Teilnehmer sei weit über eine «Chropfleerete» hinausgegangen. «Die Tatsache, dass man sich anonym an der Veranstaltung einbringen konnte, hat einige Personen sichtlich enthemmt», fügt Jo Hürlimann, Präsident des Quartiervereins an. Die Chatfunktion sei von aggressiven Statements und einer Flut von kritischen Fragen praktisch gekapert worden. Andere Ansichten oder Statements kamen praktisch nicht mehr durch.

Die Visualisierung zeigt, wo die Busroute das Umfeld des Spielplatzes tangieren würde:

Visualisierung: Stadt Kriens.

Es gäbe aber gute Gründe, die für die vorgesehene Linienführung sprechen würden, die durch das lautstarke Auftreten der Gegnerschaft unterzugehen drohten. Hürlimann und Amsler, der sich als Aktuar im Quartierverein engagiert, betonen, dass sie nicht die Meinung des Quartiervereins als Ganzes wiedergeben können, der Vorstand sei sich in dieser Frage jedoch einig.

Riesiges Potenzial für den ÖV

Zunächst müsse man sich bewusst sein, wie gross das Quartier am Sonnenberg eigentlich ist. Es beinhaltet grössere Überbauungen in den Gebieten Steinhof, Dattenberg, Oberhusrain, Grossweid, dem Zumhof oder der Bergstrasse. «Es wäre eigentlich korrekter, von ‹Quartieren› zu sprechen», erklärt Hürlimann. Entsprechend gross sei das Potenzial für den öffentlichen Verkehr. «Allerdings muss dieser attraktiv gestaltet sein. Das ist er heute nicht, insbesondere auf der Krienser Seite.» Der Umstand, dass die Linie 15 zur Krienser Busschleife führt, wo man auf die Linie 1 umsteigen muss, um in die Stadt Luzern zu gelangen, bedeutet einen massiven Umweg für die Anwohner dieses Gebiets.

«Die Menschen haben sich mit der Istsituation arrangiert. Im Moment bedeutet dies, dass viele Anwohner primär auf das Auto setzen. Bei einer verbesserten Linienführung würde dieses Angebot selbstredend attraktiver werden.»

Thomas Amsler, Quartierverein Obersteinhof-Dattenberg-Grossweid-Oberhusrain

«Das Argument, dass keine Nachfrage für eine solche Linie bestehe, kann man genau deshalb nicht gelten lassen», fügt Thomas Amsler an. Die unattraktive Linienführung, insbesondere jene der Linie 15, führe dazu, dass das von Hürlimann angesprochene Potenzial nicht abgeholt werden kann. «Die Menschen haben sich mit der Istsituation arrangiert. Im Moment bedeutet dies, dass viele Anwohner primär auf das Auto setzen. Bei einer verbesserten Linienführung würde dieses Angebot selbstredend attraktiver werden.»

So würde die neue Linienführung aussehen:

«Sind an einer Verbesserung der Situation interessiert»

Hürlimann und Amsler wünschten sich einen sachlicheren, konstruktiven Diskurs, um somit die Möglichkeit wahrzunehmen, die Situation für alle verträglich zu gestalten. «Der Quartierverein will die sachlichen Anliegen ernst nehmen und diese auch gegenüber der Stadt Kriens und der VBL vertreten», sagt Amsler. «Wir sind insgesamt an einer Verbesserung der Situation für das gesamte Quartier interessiert», erklärt Hürlimann die Position des Quartiervereinsvorstands. «Wir sind an sachlichen, konstruktiven, aber auch an kritischen Diskussionen interessiert.»

Die Stadt Kriens sei wiederholt auf die Anliegen der Anwohner eingegangen. Bezüglich des Spielplatzes sind etwa weitere Abklärungen mit der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) getätigt worden. Mittels funkgesteuerter Senkpoller wird zusätzlicher Durchgangsverkehr ausser dem Linienbus verhindert. Die Stadt will den Spielplatz im Grundsatz erhalten, obwohl der ursprüngliche Gestaltungsplan von 1976 festhält, dass dieser «ausdrücklich als Provisorium zu verstehen» sei.

Suche nach dem Kompromiss

Unbestrittenermassen würde die geplante Linienführung das Quartier verändern – nicht nur im direkten Umfeld des Spielplatzes. Diese Veränderung sei aber nicht nur zumutbar, sondern sie könnte eine echte Aufwertung des Quartiers am Hang bedeuten, sind Hürlimann und Amsler überzeugt. «Die direkte Anbindung an den ÖV gehört zu den wichtigsten Kriterien bei der Bewertung von Liegenschaften», sagt Jo Hürlimann. «Auch hier sehe ich grosses Potenzial für unser Quartier.»

Der Quartierverein suche keine Konfrontation mit den Gegnern der neuen Linienführung, sondern eine sachliche Diskussion mit Vertretern aller «Unter-Quartieren» und Interessensgruppen ihres grossen Quartiers, positionieren sich Amsler und Hürlimann. «Es gilt, mit einem auszuarbeitenden Kompromiss zu einer für alle tragbaren Lösung zu kommen.» Noch bleibt Zeit dafür: Die öffentliche Auflage des Projekts hat noch nicht stattgefunden.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


8 Kommentare
  • Profilfoto von Müller
    Müller, 12.07.2021, 16:26 Uhr

    Da die Buse ständig leer rumfahren ist es Fraglich, das kommt 20 jahre zu spät heute haben fas alle ein gar 2 Autos, auch die Linie 5 immer mehr oder weniger Leer, nun man könnte überlegen vor und nach dem Spielplatz Schwellen anzubringen das der Bus quasi zum Langsam Fahren gezwungen wird. oder den Bus unten durch eine Bus Unter Führung mehr als all die VBL Verbreiterungen Spuren kann es wohl kaum kosten,

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Hans Durchblick
    Hans Durchblick, 11.07.2021, 12:21 Uhr

    Bitte einfach genau so umsetzen, ist schon seit mindestens 30 Jahren überfällig!

    Die, die aktuell Ausrasten sind vorallem die, die direkt am neuen Durchgang wohnen. Die brauchen ja auch keine Verbesserung, sie wohnen ja direkt zwischen den Stationen der Linie 11 und 15 und sind bereits bestens versorgt.

    Für alle anderen ist das Projekt ein Segen…

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von René Stalder
    René Stalder, 11.07.2021, 09:06 Uhr

    Sehr geehrter Herr Jo Hürlimann
    Sehr geehrter Herr Thomas Amsler

    Vielen Dank für Ihre Erläuterungen. Ich finde es sehr gewinnbringend für die Stadt Kriens, wenn die neue Buslinie zukünftig über die Obere Datenbergstrasse führt. Somit bekommt die Obere Datenbergstrasse endlich Ihre gewünschte Buslinie und der Spielplatz an der Sonnenbergstrasse kann gerettet werden. Eine win-win Situation für alle Beteilgten.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von madtax
      madtax, 12.07.2021, 18:23 Uhr

      Der Spielplatz wird ja «gerettet».
      Gemäss Vorbehalt in der Baubewilligung könnte er ganz abgebaut werden. Aber die Stadt Kriens macht einen Kompromiss.

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Hans Muller
    Hans Muller, 10.07.2021, 21:04 Uhr

    Es gibt eine sachlich gut vertretbare Lösung: die Linienführung über die Obere Dattenbergstrasse. Dort können Kinder bereits heute nicht spielen. Ein Bus brächte keine zusätzlichen Gefahren. Kostet halt einfach ein wenig mehr…

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von madtax
      madtax, 12.07.2021, 18:27 Uhr

      Auch an der oberen Dattenbergstrasse hat es spielende Kinder, auf den Vorplätzen zur Strasse. Nur ist diese Problemzone nicht 20 m sondern 200 – 300 m lang.

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Hans Müller
      Hans Müller, 13.07.2021, 11:02 Uhr

      Lieber Madtax

      Vielleicht sollten Sie sich die Situation einmal vor Ort anschauen. Es kommen sogar die Kinder der Oberen Dattenbergstrasse auf diesen Spielplatz zum Spielen.

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Little Bobo
    Little Bobo, 10.07.2021, 19:44 Uhr

    Es hat also doch noch einen Erwachsenen im Quartier 😂!

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon