Besonderes Haus auf der Rigi

Überraschende Solidarität sichert Überleben des Klanghotels Bergsonne

Das Klanghotel Bergsonne liegt über Rigi Kaltbad in der Gemeinde Weggis. (Bild: Elia Saeed)

Kurz vor der Coronakrise hat der Luzerner Kantonsrat und Kulturfreund Urban Frye das Hotel Bergsonne auf der Rigi gepachtet und mit Musikstudenten in ein «Klanghotel» umgewandelt. Nachdem die Krise das Projekt an den Rand des Abgrunds getrieben hat, schafft jetzt eine unerwartete Solidarität Sicherheit – zumindest bis im Herbst.

Der grüne Luzerner Kantonsrat und Musikproduzent Urban Frye hat im vergangenen Frühjahr das wunderschön gelegene Hotel Bergsonne auf Rigi-Kaltbad gepachtet, um darin ein spezielles Projekt zu verwirklichen. Zusammen mit jungen Musikstudenten und verschiedenen Helfern bietet er eine andere Art der Erlebnisgastronomie. Tagsüber schmeissen die jungen Musikanten den Hotelbetrieb und am Abend tauschen sie dann die Kochlöffel und Staubwedel gegen ihre Instrumente und geben für die Gäste ein klassisches Konzert (zentralplus berichtete).

Das war der Plan. Doch dann kam die weltweit bekannte Spassbremse Corona und sorgte nur wenige Wochen nach der Eröffnung für geschlossene Türen. Seither war der Betrieb ein stetiges Auf und Ab. Weil die Betriebsgründung knapp nach der gesetzten Frist für die Beanspruchung von kantonalen Härtefallgeldern erfolgte, ging das Berghotel vorerst leer aus. Kein Geld, kaum Gäste – musste die Idee schon zu Grabe getragen werden, bevor sie überhaupt richtig realisiert werden konnte?

Breite Unterstützung erfahren

Mitnichten. «Ich bin überwältigt von der Solidarität, die wir im vergangenen Jahr erhalten haben», sagt Urban Frye auf Anfrage. Sei es durch Stiftungen, Beiträge aus dem Lotteriefonds oder von unzähligen Privatpersonen: Das Hotel konnte auf breite Unterstützung zählen. «Ein grosser Dank gebührt dabei Rosmarie Hohler, die über Jahre hinweg für die Luzerner Musikfestwochen die Mäzene und Sponsoren betreut hat.» Sie habe mit unermüdlicher Energie unzählige Persönlichkeiten für die Unterstützung des Klanghotels gewinnen können. Ohne das «wären wir längst im Konkurs», ist sich Frye sicher.

«Ich hatte noch nie eine solche Herausforderung in meinem beruflichen Leben. Das ging weit über meine Grenzen hinaus.»

Urban Frye, Initiator «Klanghotel Bergsonne»

Einfach war es trotz der finanziellen Unterstützung nicht. «Rein ökonomisch wäre es natürlich günstiger gewesen, das Hotel dichtzumachen», stellt Frye klar. Aber aufgeben kam für den Kulturvermittler und sein Team nicht infrage. «Weil wir offen blieben, konnten sich die jungen Leute über Wasser halten und an ihren musikalischen Fähigkeiten feilen.» Wenn nämlich Hotelgäste kamen, spielten die Musiker und Musikerinnen klassische Intermezzi – sehr zur Freude der Besucher. «Wir haben überschwängliches und sehr emotionales Feedback bekommen», sagt Frye stolz.

Der Luzerner Kulturmanager Urban Frye (rechts) hat das Klanghotel Bergsonne gegründet und kommt seither für dessen Betrieb auf. (Bild: Elia Saeed)

Wie ein Sportler ohne Training

Auf diese Weise konnten die Musikstudenten in einem intimen Rahmen rund 200 Konzerte spielen. «Diese Übung war auch wichtig. Viele der jungen Künstlerinnen und Künstler stehen vor dem Solistendiplom.» Ein Musiker, der nicht üben kann, sei wie ein Profisportler, dem man das Training verweigere.

Für Urban Frye selbst war das Projekt Klanghotel jedoch auch eine grosse Belastung – in vielerlei Hinsicht. «Ich hatte noch nie eine solche Herausforderung in meinem beruflichen Leben. Das ging weit über meine Grenzen hinaus. Kräftemässig und finanziell», gibt er unumwunden zu. Motiviert hat ihn schliesslich die stetige positive Resonanz aus der Bevölkerung. «Offenbar haben wir etwas richtig gemacht.»

«Dass es uns jetzt noch gibt, grenzt schon fast an ein Naturwunder.»

Urban Frye, Initiator «Klanghotel Bergsonne»

Jetzt, da sich die Krise langsam einem Ende zu nahen scheint, steigt auch der Optimismus beim Berghotel. «Wir freuen uns sehr auf die nächsten Lockerungen», sagt Urban Frye. Bis Ende Monat finden noch jedes Wochenende kleine Konzerte statt. Ab Juni soll das Hotel dann wieder durchgehend geöffnet sein.

Die Auftritte der Solisten vermögen auch Kinder zu fesseln. (Bild: zVg)

Hoffen auf den guten Sommer – und eine definitive Lösung

Und danach? «Je mehr Besucher kommen, desto grösser die Chance, dass es das Hotel weiterhin gibt», sagt Frye und fügt lachend an: «Dass es uns jetzt noch gibt, grenzt schon fast an ein Naturwunder.» Auch wenn die Planung aufgrund von Quarantänefällen und Einreisebeschränkungen schwierig war, ist das Programm intern schon bis Juli gemacht. «Ich bin zuversichtlich, dass wir einen guten Sommer haben.» Der sei auch nötig, nachdem der April und Mai grossflächig verregnet gewesen sei und dementsprechend wenig Leute auf den Berg gelockt habe.

Beim aktuellen Stand der Dinge ist gemäss Urban Frye ein Betrieb bis mindestens September möglich. Aber selbst darüber hinaus soll das Projekt in dieser Form weitergeführt werden. «Wir versuchen, eine nachhaltige und definitive Lösung zu finden, wenn möglich im Hotel Bergsonne – oder einem anderen geeigneten Objekt in der Innerschweiz, das käuflich zu erwerben ist.»

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 20.05.2021, 10:03 Uhr

    Wie schon gesagt, aber leider wegzensiert: Es lohnt sich, bei Herrn Fryes Projekten stets zwei mal hinzuschauen. Irgendwas falsch an der Empfehlung?

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  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 18.05.2021, 16:16 Uhr

    Bravo, dieses Projekt gilt es am Leben zu erhalten

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