Tödliche Augenkrankheit

Unheilbare Gämsblindheit breitet sich am Pilatus aus

Die Gämsblindheit ist bisher noch nicht heilbar. (Bild: Natur- und Tierpark Goldau)

Die häufig tödlich verlaufende Gämsblindheit hat grosse Teile des Pilatusgebiets erfasst. Auch Luzerner Gebiete sind davon betroffen. Lokal sind die erkrankten Bestände weiterhin sehr hoch.

Es ist ein stetig wiederkehrendes Problem, das immer wieder auch epidemische Ausmasse annimmt: die Gämsblindheit. Seit März dieses Jahres sind Gämsen im Pilatusgebiet wieder von der tödlichen Augenkrankheit betroffen (zentralplus berichtete). Das hat im Kanton Luzern schon vereinzelt zu Abschüssen geführt (zentralplus berichtete).

Aktuell sind in Luzern noch die Regionen Pilatus und Beichlen betroffen. Während die umliegenden Kantone Nid- und Obwalden regionale Jagdverbote verhängt haben, ist der Kanton Luzern zurückhaltender.

Unheilbar, ansteckend, hartnäckig

Die Gämsblindheit ist noch immer nicht heilbar. Da sie hoch ansteckend ist, springt sie immer wieder von Schafen auf Gämsen und Steinböcke über, und teilweise auch auf andere Wildtiere. «Die Krankheit betrifft vor allem Schafe, Gämsen und Steinböcke und ist in vielen Fällen tödlich», sagt Christian Hüsler, Fachbereichsleiter Jagd und Wildhüter beim Kanton Luzern.

In seltenen Fällen kommt es bei erkrankten Tieren nur zu einer Rötung der Bindehaut und einem wässrigen und schleimigen Augensekret. In den meisten Fällen führt die Ansteckung allerdings zu einer Trübung der Hornhaut oder zu einer kompletten Erblindung. Nur wenige Tiere überleben die Krankheit und erholen sich wieder. Bei vielen hat die Erkrankung zur Folge, dass die Tiere keine Nahrung mehr finden können und entweder am Hungertod sterben oder abstürzen. Deswegen werden sie nach Möglichkeit präventiv abgeschossen.

Hinzu kommt, dass Erreger in Schafen überleben können und so über längere Zeit mitgetragen werden. In solchen Fällen kann der Ausbruch nur mit einer Durchseuchung gestoppt werden. Anders ist das bei Gämsen und Steinböcken. Aus ihren Beständen verschwindet der Erreger nach einer Weile wieder.

Luzerner Steinböcke sind bisher verschont geblieben

Beim Kanton Luzern beobachtet man die Lage genau: «Im Kanton Luzern sind momentan die Gämsen in den Regionen Pilatus und Beichlen von der Gämsblindheit betroffen», erklärt Christian Hüsler. «Die Steinböcke blieben bisher von einer Ansteckung verschont», fügt er an.

Im Kanton wird das Abschusskontingent jährlich für jedes einzelne Jagdrevier erteilt. So könnten abhängig von der Präsenz der Gämsblindheit jeweils kleinräumig unterschiedliche Einschränkungen gemacht werden, so Hüsler. In Luzern werde es aber kein generelles Jagdverbot geben, da die Gämsen nur in gewissen Gebieten betroffen seien.

«In lokalen Gebieten im Kanton Luzern sind die betroffenen Gämsbestände weiterhin sehr hoch und müssen reguliert werden», erklärt Hüsler.

Möglichst wenige Störungen

Die einzelnen Jagdreviere regulieren ihren Bestand also selbständig. Denn es sei auch in ihrem Interesse, den Gämsbestand mit Vorsicht zu bejagen. «Regional dürfte in diesem Jahr vor allem im Pilatusgebiet mehrheitlich auf die Gämsbejagung verzichtet werden», sagt Christian Hüsler.

In stark betroffenen Regionen müsse man je nach Verlauf allerdings eingreifen. «Innerhalb der Gämsregion Beichlen wird die Gämsjagd vermutlich auf erkrankte Tiere reduziert werden müssen, sofern sich die aktuelle Lage nicht merklich verbessert.»

Daneben sei es wichtig, zusätzliche Ruhestörungen zu vermeiden. Man habe daher in den betroffenen Gebieten die Bevölkerung auf die Situation aufmerksam gemacht. Das betreffe sowohl Wanderer, Hundehalterinnen als auch Freizeitsportlerinnen. Sie sollen sich in der Natur zurückhaltend und ruhig verhalten.

Verwendete Quellen
  • Mailkontakt mit Christian Hüsler, Fachbereichsleiter Jagd und Wildhüter beim Kanton Luzern
  • Merkblatt Schafalpung, Veterinärdienst des Kantons Luzern
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Renggloch Böög
    Renggloch Böög, 23.08.2022, 10:10 Uhr

    Dieses Jahr wohl kein Gämspfeffer vom Pilatus 😢

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