Eine Firma will in Unterägeri drei neue Wohnblöcke mit Gewerbefläche bauen. Dies sorgt für Unmut und Fragezeichen. Unter anderem, weil auf dem Areal ein traditionsreiches Restaurant steht.
«Leblosi Blöck für Millionäre. Wämmer das?», «Adieu schös Ägeri, isch mal so äs schös Dorf gsi, Trurig Trurig» oder «Im Ägerital gibts nur ein Weg und der muss betoniert sein» – der Tenor auf Facebook ist eindeutig. In der Kommentarspalte zur neuen Überbauung in Unterägeri zeigt sich eine Welle der Empörung. Hitzig werden die Pläne dort mit ungewohnt zahlreichen Wortmeldungen diskutiert.
Gegenstand der Empörung sind drei Gebäude an der Seestrasse. Die Lika Group mit Sitz in Rotkreuz will dort Mehrfamilienhäuser mit Gewerbefläche bauen. «Die grosszügigen Wohnungen bieten zeitgemässen Komfort und verwöhnen die Bewohner mit einem atemberaubenden Ausblick auf die umgebende Landschaft. Dies ist der ideale Ort für all jene, die eine ruhige Oase der Erholung suchen», schreibt das Unternehmen auf seiner Website.
Muss Restaurant schliessen?
Entstehen soll die Überbauung auf einer Fläche von 3500 Quadratmetern. Laut Website befindet sich das Projekt im Entwicklungsstadium. Noch offen ist, wie viele Wohnungen auf wie vielen Etagen gebaut werden. Die verärgerten Kommentatorinnen fürchten aber bereits, dass lieb gewonnene Gebäude abgerissen werden.
Eines davon ist das Hotel Schiff in Gehdistanz zum Ägerisee. Das Restaurant hat 100 Jahre Geschichte und ist äusserst beliebt. Die Rezensionen sind durchgehend positiv. Beim Restauranttest bezeichnete zentralplus das «Schiff» einst als «nicht alltägliche Kombination aus gepflegtem Speiserestaurant und Pizzeria». Seit vielen Jahrzehnten steht dieselbe Familie am Herd – und hat kürzlich Renovationsarbeiten abgeschlossen.
Bauherrin schweigt bisher
Muss das beliebte «Schiff» nun wegen der Überbauung weichen? So einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten. Am Telefon gibt sich die Wirtin der Traditionsbeiz wortkarg. Es sei noch ausstehend, ob und wann das «Schiff» den Betrieb schliessen werde. Mehr sagt sie nicht.
Auch bei der Lika lässt sich nicht mehr in Erfahrung bringen. Die schweizweit tätige Immobiliengruppe schreibt auf Anfrage, mit den «Grundeigentümern, die dem Grundbuchauszug zu entnehmen sind, in Kontakt zu stehen». Fragen zum Verhandlungsstand lässt das Unternehmen unbeantwortet.
Weiter schreibt Lika, das Projekt befinde sich in der Phase der Projektentwicklung. Verschiedene Varianten stünden zur Debatte. Erst in der anschliessenden Projektphase käme es zu Vorprojekten, die dann zum Bauprojekt führen würden. Wann es so weit sei, sei wegen des noch nicht rechtskräftigen Zonenplans aber nicht bekannt.
Gerüchteküche brodelt
Neben dem «Schiff» stehen auf dem Areal eine Tankstelle sowie zwei weitere Liegenschaften. Wenn man sich im Dorf umhört, sind sich viele sicher, dass alle abgerissen würden. Einige der Liegenschaften stünden schon leer. Gerüchten zufolge seien bereits alle Grundstücke verkauft worden. Verifizieren lässt sich das aber nicht.
Wennschon, dennschon sollten die neuen Wohnungen erschwinglich sein, finden die Kommentarschreiber auf Facebook. Ein User schreibt: «Bin dafür, dass ein Prozentsatz dieser Wohnungen preisgünstig sein soll. Wir dürfen nicht nur für die Superreichen bauen, sondern müssen auch an Hiesige denken, welche nicht so viel verdienen.»
- Gespräche mit Anwohnern
- Website Lika Group
- Facebook-Eintrag in der Gruppe «Du bisch vo Unterägeri wenn…»
- Anfrage bei Lika Group