Trostloses Zentrum und keine Firmen? Stadtpräsidentin verteidigt Kriens
Bei einer Bevölkerungsumfrage in der Stadt Kriens haben die Punkte «wirtschaftliche Attraktivität» und «Ambiente» am schlechtesten abgeschnitten. Woran liegt das? Die Stadtpräsidentin nimmt Stellung.
Kriens hat die Ergebnisse einer umfangreiche Bevölkerungsumfrage öffentlich gemacht. Sie zeigen, wie die Krienserinnen ihre Stadt subjektiv wahrnehmen. Der Gesamteindruck könne mit gut bewertet werden, schreibt die Stadt in einer Mitteilung. Und präzisiert: «Gut, mit Luft nach oben.»
Die Umfrage basiert auf dem «Städtoskop», einem Modell der Transfer Plus AG, die schweizweit solche Erhebungen durchführt. Da die gleichen Befragungen auch in anderen Städten durchgeführt wurden, lassen sich die Ergebnisse von Kriens vergleichen.
Der Vergleich zeigt, dass Kriens mit 72 von 100 möglichen Punkten leicht unter dem schweizerischen Durchschnitt von 79 Punkten liegt. Die Stadtpräsidentin Christine Kaufmann-Wolf sagt dazu auf Anfrage: «Für mich ist die Studie interessant, weil sie zeigt, was die Bevölkerung beschäftigt.» Ausserdem wisse der Stadtrat nun, was er verbessern könne.
Zufrieden mit Sicherheit, Freizeit und Leben im Alter
Besonders zufrieden scheinen die Krienser mit den Themen «Werkdienst und Entsorgung», «Sicherheit», «Einkaufs- und Dienstleistungsangebot», «Freizeitaktivitäten», «Kommunikation» und «Leben im Alter» zu sein.
Weniger gut bewerteten die Einwohnerinnen die Punkte «Ambiente», «Familienfreundlichkeit», «Schulwesen», «Mobilität», «Kultur- und Unterhaltungsangebot», «Stadtrat» und «wirtschaftliche Attraktivität». Die Ergebnisse der Studie lassen sich hier abrufen.
Die Stadtpräsidentin hat bereits Vermutungen, warum einige Themenbereiche schlechter abgeschnitten haben als gewünscht. Zum Beispiel der Punkt «Ambiente».
Der Stadtplatz gefällt den Kriensern nicht
«Ich habe das Gefühl, dass die negativen Bewertungen auf den Stadtplatz abzielen. Die Krienser sehen den asphaltierten Platz und das gefällt den meisten nicht», sagt Kaufmann-Wolf. Erst diesen Frühling hatte «20 Minuten» die Betonflächen im Herzen von Kriens als den «vielleicht trostlosesten Stadtplatz der Schweiz» bezeichnet. Der Stadtrat plant, den Platz aufzuwerten (zentralplus berichtete).
Ausserdem habe die Stadt, eingebettet zwischen dem grünen Sonnenberg und dem mächtigen Pilatus, sehr viel mehr zu bieten, sagt die Stadtpräsidentin. «Den Menschen scheint es nicht bewusst zu sein, dass es verschiedene Grünflächen im Zentrum gibt.» Exemplarisch nennt sie das Kleinfeld, den Bellpark, die Langmatt, die Krauerwiese und die Fenkernwiese.
Kriens hat 1500 Firmen, sagt die Stadtpräsidentin
Auch beim Punkt Wirtschaft scheine die Bevölkerung gemäss Kaufmann-Wolf die Attraktivität der Stadt zu unterschätzen. «Wir sind bei der Ansiedlung von Firmen erfolgreich unterwegs. Die Bevölkerung ist sich gar nicht bewusst, wie viele Firmen in Kriens angesiedelt sind.» Insgesamt seien es über 1500.
Zudem glaubt sie, dass auch der Zeitpunkt der Befragung eine Rolle gespielt haben könnte. «Nach unserer positiven Hochrechnung von letzter Woche hätten einige den Punkt ‹wirtschaftliche Attraktivität› wohl besser bewertet.» Die Stadt Kriens hatte jüngst informiert, im Jahr 2023 unerwartet einen zweistelligen Millionenüberschuss zu machen (zentralplus berichtete).
Es gibt Tendenzen bei der Zufriedenheit
Besonders erinnert sich die Stadtpräsidentin an die Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die sich in der Umfrage gezeigt haben. «Bei der Zufriedenheit gibt es in Kriens Gruppierungen. Einige sind mir gleich aufgefallen», erklärt sie und nennt folgende Beispiele:
- Quartiere am Stadtrand sind weniger zufrieden als im Stadtzentrum.
- Haushalte ohne Kinder sind zufriedener als jene mit Kindern.
- Paare mit Kindern sind weniger zufrieden als Alleinerziehende.
- Je geringer das Haushaltseinkommen, desto zufriedener sind die Menschen.
Dabei betont sie, dass stets beide Gruppen zufrieden seien, allerdings kleine Unterschiede festgestellt werden konnten. Der Stadtrat müsse sich nun vertieft mit den Ergebnissen auseinandersetzen: Die Regierung will die Resultate der Umfrage bei der Planung des Legislaturprogramms 2024-2028 berücksichtigen.
Die Methodik
Um die Krienser Bevölkerung repräsentativ abzubilden, wurden 6000 Personen über 16 Jahren zufällig ausgewählt und angeschrieben. Sie erhielten einen Fragebogen mit 14 Themenbereichen, die von jeweils mehreren Fragen abgedeckt wurden. Ebenfalls gemessen wurde, wie sehr die einzelnen Themenbereiche in die Gesamtbeurteilung einfliessen.
1256 Personen haben den Fragebogen ausgefüllt. Die Bevölkerungsumfrage habe damit «einen beeindruckenden Rücklauf» von fast 20 Prozent erreicht, schreibt die Stadt.
- Website von Transfer Plus AG zur Bevölkerungsumfrage
- Medienmitteilung der Stadt Kriens
- Telefonat mit Christine Kaufmann-Wolf, Stadtpräsidentin Kriens
- Artikel in «20 Minuten»