Torbogen verschieben: Wie kommt man auf die verrückte Idee?

In einem neuen Postulat schlagen zwei Grüne-Grossstadträtinnen vor, den Torbogen auf dem Luzerner Bahnhofplatz zu verschieben. Wie bitte? Die Idee schreit nach harten Fragen von zentralplus.

Redaktion

Michelle Keller

Während der Bauarbeiten des Durchgangsbahnhofs müssen die Luzerner eine Weile auf den Torbogen verzichten. Die Grüne-Grossstadträtinnen Monika Weder und Judit Aregger nehmen das zum Anlass, den Bahnhofplatz ganz neu zu denken. Sie schlagen vor, den Torbogen zu verschieben (zentralplus berichtete).

Er dient als Belüftung der Parkhauses P1. Da dieses mit dem Bau des Tiefbahnhofs verschwinde, müsse auch das Luzerner Baudenkmal nicht mehr so zentral auf dem Platz stehen, finden die Politikerinnen. Eine brisante Idee – wir haben Postulantin Monika Weder dazu auf den Zahn gefühlt.

zentralplus: Monika Weder, den Torbogen verschieben – wie kommt man auf eine so verrückte Idee?

Monika Weder: Wenn man den Bahnhofplatz anschaut, ist das vor allem ein Verkehrsplatz. Wenn man den Verkehr wegnimmt, steht der Torbogen recht unvermittelt mitten drin. Im Rahmen der Abbauaktivitäten wird der Platz frisch gestaltet. Da liegt die Frage auf der Hand, ob der Torbogen wirklich da stehen muss. Vor allem, wenn er dann keine funktionale Bedeutung mehr hat. Er wird nicht länger für die Belüftung des Parkhauses benötigt.

zentralplus: Die Figurengruppe auf dem Torbogen ist denkmalgeschützt, der Torbogen im Inventar der schützenswerten Ortsbilder. Wie soll das gehen?

Weder: Es ist ja nicht so, dass man ein Kunstwerk zerstören würde. Die Frage ist, ob der Torbogen genau da stehen muss, wo er jetzt ist.

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zentralplus: Findet ihr den Torbogen hässlich an seinem jetzigen Standort?

Weder: Nein, aber unnötig. Lacht. Stellen Sie sich den Platz vor ohne Verkehr, mit Begrünung, mit anderen gestalterischen Elementen. Dann ist das eine Chance. Zudem kommt er während der Bauzeit sowieso weg.

zentralplus: Wollt ihr den Torbogen verstecken?

Weder: Verstecken … Er hat ja keine Funktion mehr. Ich denke nicht, dass man da verstecken sagen kann. Man kann sich einfach überlegen, ob er an einem anderen Ort besser aufgehoben wäre.

zentralplus: Wohin soll der Torbogen denn?

Weder: Dazu habe ich jetzt keine konkrete Vorstellung. Der Torbogen ist Eigentum der SBB. Sie werden massgeblich mitreden, wo sie denken, dass der Torbogen gut aufgehoben wäre.

zentralplus: Was soll denn stattdessen hin?

Weder: Grundsätzlich schwebt mir vor, dass der Bahnhofplatz sehr viel grüner wird. Dass die SBB mehr für Aufenthalts- und Begegnungsqualität machen. Wenn man jetzt auf dem Bahnhofplatz ist, geht man möglichst schnell durch, zum Bus, Schiff oder KKL. Hier hätte man sehr viel Platz zum Gestalten, mit Bäumen oder Bänken.

zentralplus: Wieso kann man das nicht rund um den Torbogen herum bauen?

Weder: Ich denke, das könnte man durchaus machen. Allerdings wäre man bei den gestalterischen Elementen eingeengt. Dann hätte man mitten auf dem Platz einfach einen Solitär, den man nicht infrage stellen kann. Und dann kann man auch nicht überlegen, ob es da nichts anderes geben könnte.

zentralplus: Als Architekten den Torbogen gegenüber zentralplus einst als «Megaunfall» bezeichneten, gab es einen riesigen Shitstorm. Das Projekt würde bei den Luzernern doch nie durchkommen.

Weder: Ich weiss es nicht. Wenn man den Platz jetzt anschaut, ist der Torbogen so dominant. Aber wenn man den ganzen Platz umgestaltet, dann gibt es auch bei den Vorstellungen und ästhetischen Überlegungen eine Bewegung.

zentralplus: Wie schätzen Sie Ihre Chancen im Parlament ein?

Weder: Ich gehe davon aus, dass wir sicher eine Mehrheit finden werden, die sich gern Gedanken darüber macht, ob das wirklich der richtige Ort für den Torbogen ist. Und dem Stadtrat den Auftrag dafür gibt.