Zug öffnet diverse Datensätze für Bevölkerung

Tolle Antworten auf Fragen, die du nie gestellt hast

Neu sind auf der Website des Kantons Zug diverse Datensätze frei zugänglich. (Bild: Andreas Busslinger)

Seit dieser Woche erhalten Zugerinnen Einsicht in eine Vielzahl neuer Daten, die sich um Zug und seine Bewohner drehen. Ein genauer Blick darauf zeigt: Hier lernt man den Kanton definitiv nicht nur von seiner Schokoladenseite kennen.

Wie viele Jugendliche schliessen in Zug die Matura ab? An welchem Tag bewegen wir Zugerinnen uns am meisten? Wie oft wurde 2023 eine Straftat begangen? Wie viele Zuger gehören keiner Religion an? Und wohin ziehen Zuger, wenn sie aus dem Kanton auswandern? Wer Zahlen, Daten, und «Fun Facts» über den Kanton Zug und seine Menschen mag, der darf sich freuen. Der Kanton Zug hat diese Woche ein Portal für alle zugänglichen, maschinenlesbaren Daten lanciert, die sich um Zug drehen.

Darunter entdeckt man nicht selten Erstaunliches, wie zentralplus beim Durchforsten der knapp 450 Datensätze herausfand.

Beispielsweise: Im Kanton Zug mögen Jugendliche den Ausbildungsweg via Gymnasium besonders. Nur in fünf von 26 Kantonen ist die Zahl der Maturandinnen höher als bei uns. Nach Basel-Stadt mit einer Maturitätsquote von 30,56 Prozent ist Zug mit 25,49 Prozent der Deutschschweizer Kanton mit der höchsten Quote. Oder war es zumindest im Jahr 2020, aus dem die Zahlen stammen.

Eine weitere Erkenntnis betrifft die Sozialhilfequote nach Haushaltszusammensetzung. Während 1,8 Prozent der gesamten Privathaushalte Sozialhilfe beziehen, sind es bei Haushalten, in denen eine alleinerziehende Person mit minderjährigen Kindern lebt, 12,8 Prozent. Anders gesagt: Jede achte Alleinerziehende ist in Zug von der Sozialhilfe abhängig. Hier stammen die Zahlen, welche vom Bundesamt für Statistik kommen, aus dem Jahr 2022.

Fehlender Selbstwert ist bei Schülern ein immer grösseres Thema

Eine weitere Statistik, die nachdenklich stimmt, betrifft die Schulsozialarbeit. Diese zeigt für den Zeitraum zwischen 2017 und 2023 auf, aus welchem Grund die Anmeldung für ein Kind erfolgte. Auffällig ist insbesondere die Entwicklung der Zahlen beim Grund «Selbstwert/Selbstvertrauen». Im Jahr 2017 wurden fünf Schüler deshalb bei der Schulsozialarbeit angemeldet. 2018 waren es 24. 2019 bereits 38, 2020 ganze 51, 2021 waren es 59 Schülerinnen, ein Jahr später 76. Im Jahr 2023 wurden ganze 90 Kinder mit dem Grund Selbstwert/Selbstvertrauen angemeldet. Meistgenannter Grund im gesamten Zeitraum lautet übrigens «Sozialverhalten». 2023 fielen 155 Fälle in diesen Bereich.

Das steckt hinter dem neuen Open-Data-Portal

Hintergrund für das neue Open-Data-Portal ist gemäss Reto Wick von der Fachstelle für Statistik des Kantons Zug folgender: «Basierend auf der Smart City Strategie der Stadt Zug und der Digitalstrategie des Kantons Zug wurde 2022 die Open-Government-Data-Strategie als Gemeinschaftswerk erarbeitet.» Darin sei die kantonale Fachstelle für Statistik mit der Umsetzung betraut worden.

Zwar sind bislang mehrheitlich Datensätze publiziert, welche in einer Form bereits öffentlich waren; zumeist Diagramme oder Berichte auf Webseiten oder in Jahresberichten. «Neu ist, dass die Daten alle in maschinenlesbaren Formaten und mit klar geregelter Nutzungslizenz auf einem zentralen Katalog veröffentlicht werden», so Wick. «Diese steigert die Auffindbarkeit und erleichtert die Nutzung. Es sind jedoch auch Stand jetzt bereits diverse bisher nicht öffentliche Datensätze zu finden.»

Wegzüger bleiben so nahe an Zug, wie möglich

Spannend ist auch die Statistik über die Umzüge aus dem Kanton Zug zwischen 2018 und 2021. Diese veranschaulichen sehr gut, dass Zugerinnen oft gar nicht weit weg, sondern bloss in die günstigeren Gemeinden just ennet der Kantonsgrenze ziehen. Dies dürfte der schwierigen Wohnraumsituation in Zug geschuldet sein.

Zwar zogen die meisten Zugerinnen in die Stadt Zürich (318) und in die Stadt Luzern (128). Das dürfte jedoch dem Umstand geschuldet sein, dass viele Junge nach dem Umzug in die Ortschaften ziehen, in denen sie studieren.

Auf Platz 3 steht Küssnacht am Rigi mit 101 Umzügen, gefolgt von Arth (72), Knonau (64) und Meierskappel (59). Danach kommen die Gemeinden Obfelden (49) sowie Sins und Mettmenstetten mit je 43 Zuzügern. Bis auf Mettmenstetten grenzen alle genannten Gemeinden an den Kanton Zug.

Nicht berücksichtigt sind bei der Auflistung die Umzüge ins Ausland. In den besagten vier Jahren waren das 1974. Viele von ihnen dürften Expats gewesen sein, die Zug verlassen haben.

Die meist vermissten Haustiere sind Katzen

Eine weitere neu zugängliche Statistik dreht sich um Findeltiere im Kanton Zug und zeigt die Anzahl der entlaufenen, verlorenen oder vom Eigentümer entzogenen Tiere, die von einer anderen Person gefunden wurden.

Hier zeigt sich eine kuriose Tendenz. Während die Zahl in den Jahren zwischen 2009 bis 2018 zwischen rund 400 und 250 variierte, nahm sie ab 2019 drastisch ab. In den letzten fünf Jahren bewegte sie sich auf tiefem Niveau bei durchschnittlich etwas mehr als 100 gefundenen Tieren pro Jahr.

Der Zuger Kantonstierarzt Ramon Bucher äussert sich dazu wie folgt: «Dass es zwischen dem Jahr 2018 und 2019 einen Knick in der Statistik gibt, dürfte damit zusammenhängen, dass die Zahl der Findeltiere seit 2019 nur noch über die Schweizerische Tiermeldezentrale läuft.» Oft habe eine Veränderung bei den Datenquellen auch eine Veränderung im Datensatz zur Folge, da beispielsweise die Methodik der Datenerfassung eine andere sei.

Weiter gibt Bucher zu bedenken: «Die grundsätzliche Tendenz, dass die Zahlen der Findeltiere sinkt, dürfte damit zu tun haben, dass Tiere heute meist gechipt sind und die Behörden über mehr Lesegeräte verfügen, um diese Chips zu überprüfen.» Und weiter: «Somit werden Hunde häufiger direkt von der Zuger Polizei zurückgebracht, bevor überhaupt eine Fundmeldung gemacht wurde.»

Übrigens: Grossmehrheitlich werden in Zug herrenlose Katzen gefunden. Im Jahr 2023 waren es 104 Stück. Hunde wurden im letzten Jahr nur gerade sechs gefunden. Im Jahr 2009 waren es noch ganze 68.

Mit diesen Fakten wirst du zum Partyhelden

Tolle Statistiken, welche sich auch gut als Eisbrecher-Themen an verklemmten Partys eignen, betreffen die Tagesdistanz pro Person im Kanton Zug. So eignet sich etwa die folgende, ganz unverfängliche Frage prima: Wusstet ihr, an welchem Wochentag sich Zuger am meisten bewegen? Damit ist nicht nur die Fussdistanz, sondern die gesamte zurückgelegte Strecke an besagtem Tag gemeint.

Die Antwort, und zwar mit Abstand: Am Samstag. An diesem Tag legen Zugerinnen knapp 50'000 Meter, also 50 Kilometer zurück. Dies schätzungsweise zum Shoppen, im Rahmen von Bergausflügen, fürs Konzert oder Theater. Am zweitweitesten kommen Zuger übrigens am Sonntag, an dem die Durchschnittsdistanz rund 35'000 Meter beträgt.

Wie weit reisen die Zuger?

Eine weitere tolle Eisbrecher-Frage, um dem Small Talk zu entfliehen: In welchem Monat legen Zuger die weiteste Durchschnittsstrecke pro Tag zurück? Auch hier ist der Fall klar: Im August. In diesem Monat bewegen wir uns per Auto, zu Fuss, im Zug oder Bus durchschnittlich 44,6 Kilometer pro Tag. Im Januar bleiben wir übrigens gern UHU, also «ums Huus ume». Mit nur 20,6 Kilometern pro Tag ist dann die Tagesdistanz am geringsten.

Die Frage, bei welchem Wetter wir täglich am weitesten reisen, birgt die wohl überraschendste Antwort. Ganz klar: Bei Nebel (44 Kilometer). Am zweit weitesten reisen wir bei Regen (36 Kilometer). Bei Schnee bleiben wir erneut gerne «UHU» mit nur 15,5 zurückgelegten Kilometern täglich.

Für die Freizeit bewegen wir uns übrigens deutlich mehr als für die Arbeit. Während wir aus geschäftlichen Gründen rund 7400 Meter pro Tag zurücklegen, sind es für Freizeitaktivitäten über 16000 Meter. Den grössten Teil unserer Tagesdistanz, nämlich 22,5 Kilometer, legen wir mit dem Auto zurück. Für 7 Kilometer verwenden wir durchschnittlich die öffentlichen Verkehrsmittel, 2,7 Kilometer legen wir zu Fuss oder mit dem Velo zurück.

Zahl der Englischsprachigen verdoppelte sich innert zehn Jahren

Der Kanton Zug entwickelt sich seit Jahren ziemlich drastisch. Das ist auch den gesprochenen Sprachen in der Öffentlichkeit anzumerken. Die Statistik über die Entwicklung der Hauptsprachen bestätigt dieses Gefühl.

Während 2010 noch 86 Prozent der Bevölkerung Deutsch oder Schweizerdeutsch als Hauptsprache angaben, waren es 2021 nur noch 79.3 Prozent. Über 14 Prozent gaben indes Englisch als Hauptsprache an. Im Jahr 2010 sprachen «nur» 7,53 Prozent hauptsprachlich Englisch.

Verwendete Quellen
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