Stadtrat beantragt Sonderkredit

Stadt Luzern gibt Jugendorganisationen «Karton-Geld»

Wegfall Kartonsammlung: Jugendorganisationen sollen weiterhin Unterstüt- zungsbeiträge erhalten (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Kartonsammlung war lange eine spezielle Möglichkeit für die Jugendorganisationen, Geld zu verdienen. Seit Sommer 2020 dürfen Jungwacht, Blauring und Pfadi dies aus Sicherheitsgründen nicht mehr. Der Stadtrat will nun den «Lohnausfall» kompensieren.

In der Stadt Luzern wurde die Kartonsammlung seit 1992 von der Jungwacht, Blauring und Pfadi gemacht. Das änderte sich im Jahr 2020. Der Grund lag darin, dass das Kartonsammeln der Jugendlichen «vor allem aus Sicherheitsgründen seit Längerem umstritten» war. Denn in der Schweiz sei es bereits zu mehreren Unfällen mit tragischem Ausgang gekommen (zentralplus berichtete).

Wegfall von Karton-Job bedeutete Geldverlust

Dass die Jugendorganisationen nicht mehr den Karton einsammeln dürfen, bedeutet einen finanziellen Verlust. Für die Stadtluzerner Jugendvereine kam damals der Entscheid «überraschend und ohne Vorankündigung», sagte Dominic Büttiker, Abteilungsleiter der Pfadi Schirmerturm. Damit fielen rund 12’000 Franken Einnahmen weg.

Zusammengerechnet entgehen den Luzerner Jugendorganisationen rund 196'000 Franken pro Jahr. Insgesamt gingen drei Vorstösse des Parlaments beim Stadtrat ein. Die Stadt wurde aufgefordert Grundlagen zu schaffen, um dieses Problem zu lösen.

Stadtrat beantragt einen Sonderkredit

Der Stadtrat legt nun dem Parlament ein entsprechendes Reglement vor und beantragt einen Sonderkredit. «Eine jährliche Ausgabe in der Höhe von 196'000 Franken erfordert eine Rechtsgrundlage. Diese wurde in Form eines Reglements geschaffen», schreibt die Stadt.

Der Unterstützungsbeitrag soll in der gleichen Höhe sein, wie der Verdienst bei den Kartonsammlungen gewesen ist. Diese variiert, denn: «Die Höhe des finanziellen Beitrags orientiert sich an der Anzahl der Mitglieder der Jugendorganisationen», schreibt die Stadt.

Die Jugendorganisationen wollen nicht einfach nur das Geld annehmen und nichts dafür machen. Das Ziel sei es, freiwillige, gemeinnützige Arbeit zu leisten. Mögliche Arbeiten seien beispielsweise die Reinigung der öffentlichen Sitzbänke auf Stadtgebiet oder auch die Durchführung von öffentlichen Spielanlässen im Rahmen eines Pilotprojektes.

Stadtrat unterstreicht die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Arbeit

Die freiwillige Arbeit sei wichtig. Dies betont auch Sozial- und Sicherheitsdirektor Martin Merki: «Es profitieren nämlich nicht nur die Kinder und Jugendlichen im Rahmen der Verbandsarbeit davon. Auch die Jugendlichen selber, die Verantwortung übernehmen, haben einen Gewinn. Sie können etwas Sinnvolles leisten, machen Erfahrungen und erwerben Kompetenzen, die ihre persönliche und berufliche Entwicklung fördern.»

Der Stadtrat legt nun dem Parlament ein entsprechendes Reglement vor. Zudem beantragt er einen Sonderkredit über 1,96 Mio. Franken für zehn Jahre. Das Stadtparlament wird diese Vorlage voraussichtlich am 9. Juni 2022 behandeln. Das Reglement soll am 1. Januar 2023 in Kraft treten. Im Sinne einer Überbrückung wurde 2022 die Finanzierung über den Margaretha-Binggeli-Fonds sichergestellt.

Information: In einer ersten Version hatten wir den Titel «Stadt Luzern gibt Jugendorganisationen Geld fürs Nichtstun». Wir haben dies geändert, da dies zu negativ geklungen hatte.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 03.05.2022, 13:42 Uhr

    Was gibt mir der Martheli-Binggeli-Fonds dafür, dass ich seit Jahren keine Kaffeerahmdeckeli mehr sammle?

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    • Profilfoto von Ein ehemaliger Pfadfinder
      Ein ehemaliger Pfadfinder, 04.05.2022, 08:13 Uhr

      Ach Herr Bitterli
      Leisten Sie doch bitte erstmal so viel unentgeltliche Freiwilligen Arbeit wie dies unsere Jugendverbände tagtäglich machen. Dann können Sie vielleicht auch eine Unterstützung dafür beantragen.
      Aber ohne Fleiss kein Preis!

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      • Profilfoto von Peter Bitterli
        Peter Bitterli, 04.05.2022, 13:22 Uhr

        Es ist mir etwas unheimlich, ehemaliger Pfadfinder, dass Sie so genau über den Grad meiner „Freiwilligen Arbeit“ Bescheid wissen und das auch noch so locker und humorvoll unter präziser Beobachtung der angesagten Textsorten kommunizieren können.

        In diesem Sinne:

        „D Museggpfadfender, die send eifach gross.
        Be dene esch halt emmer öppis los.
        En Fäld ond Wald ond Flur
        Do fent mer öisi Schpur.
        Mer hend fescht zäme, chöm was well.
        Mer förchtid nüd ond packed d Chatz am Stiel.“

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