Die Reussbrücke bei der Fluhmühle in Luzern lernte am Samstag kurzzeitig fliegen. Die enorme Baustelle lockte zahlreiche Schaulustige an. Mehr dazu im Video.
Das schöne Sommerwetter lockt viele Leute raus. In die Stadt, an die Seeufer – und an den Xylophonweg in Luzern. Manch einer mag sich fragen, warum sich hier zahlreiche Leute die Beine in den Bauch stehen und aufgeregt miteinander sprechen, warum gar Leute Klappstühle am Ufer aufgestellt haben. Folgt man den erhobenen Handys, wird sogleich klar, was es hier zu sehen gibt.
Ein Teil der Reussbrücke bei der Fluhmühle lernt nämlich gerade fliegen. Mithilfe eines gigantischen Krans, der es in die Höhe hebt und Meter für Meter ans rechte Reussufer schwenkt. Hier steht ein Tieflader bereit, um das 47 Meter lange und rund 185 Tonnen schwere Brückenstück abzutransportieren. Doch wozu das Ganze?
Bahnverkehr nimmt zu
Totalsanierung lautet das Zauberwort. Die denkmalgeschützte Stahlbrücke bei der Fluhmühle wurde 1921 erbaut und ist seither im Einsatz. Sie ist ein wichtiger Bestandteil für die Zuglinie Zürich–Zug–Luzern. Über die eingleisige Brücke rollen jeden Tag rund 200 Züge. Tendenz: steigend.
Die SBB gehen davon aus, dass der Bahnverkehr auf dieser Strecke in den nächsten Jahren um etwa 18 Prozent zunehmen dürfte. Bis 2035 sollen voraussichtlich rund 240 Züge täglich über die Brücke fahren. Das sorgt für ziemlich viel Abnutzung. Zuletzt wurde der Korrosionsschutz der Brücke 1987 erneuert – jetzt ist es wieder so weit.
Nun ist es aber eine ziemliche Herausforderung, eine derart wichtige Brücke zu sanieren. Denn der Zugverkehr soll weiterhin über die Brücke fahren können. Diese also für mehrere Jahre zu sperren, liegt nicht drin. Darum werden die Brückenelemente eines nach dem anderen herausgehoben und am Ufer saniert.
Riesenbaustelle in Luzern
Dazu haben die SBB beim Areal Lochhof nahe dem Reussporttunnel einen Installationsplatz eingerichtet, um die Korrosionsschutzarbeiten an den einzelnen Brückenteilen vorzunehmen. In der Zwischenzeit wird das fehlende Brückenstück jeweils durch eine Hilfsbrücke ersetzt, damit die Züge trotzdem fahren können. Damit der gewaltige Raupenkran einen guten Stand hat, haben die SBB auf dem rechten Reussufer eine Fläche aufgeschüttet.
Es ist ein Mammutprojekt, das die SBB hier in Luzern stemmen. Nach langer Planung sind die Bauarbeiten an der historischen Brücke seit März 2024 im Gange. Die Arbeiten seien bisher gut vorangegangen, sagt Projektleiter Stefan Wassmer von den SBB vor Ort. Auch an diesem Samstag. Einzig der Föhn könnte für kleinere Verzögerungen beim Einbau der Hilfsbrücke sorgen, bislang lief allerdings alles nach Plan.
Sanierungsarbeiten dauern noch zwei Jahre
Am frühen Samstagnachmittag hat der Kran nun das erste von drei Brückenteilen herausgehoben und verladen. Am späteren Nachmittag oder Abend – je nachdem, wann der Föhnwind nachlässt, wird das provisorische Brückenteil eingesetzt, damit ab Montag die Züge wieder verkehren können. Bis dahin fahren Shuttlebusse zwischen Ebikon und dem Bahnhof Luzern.
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Insgesamt koste das Bauprojekt rund 15 Millionen Franken – und sei damit fünf bis zehn Millionen günstiger, als eine komplett neue Brücke zu bauen, wie Wassmer vor Ort erklärt. Ebenfalls darf sich die Luzerner Bevölkerung auf eine neue Farbe freuen, wenn die Arbeiten an der Brücke abgeschlossen sind. Statt grün soll die Reussbrücke bei der Fluhmühle später in einem Grauton daherkommen.
Bis es so weit ist, dauert es allerdings noch rund zwei Jahre. Die Bauarbeiten dauern bis voraussichtlich Oktober 2027. Das nächste Brückenteil wird gemäss Wassmer im Herbst ausgehoben und saniert. Später dann das dritte Teil. Ist die Brücke wieder komplett, tragen die SBB als letzten Schritt den aufgeschütteten Bereich wieder ab. Der massive Raupenkran bleibt indes nur für jeweils kurze Zeit stehen. Zwischen den einzelnen Schritten wird das rote Ungetüm jeweils wieder demontiert.
- Augenschein vor Ort
- Gespräche mit Projektleiter Stefan Wassmer und Mediensprecher Reto Schärli vor Ort
- Informationen der SBB
- zentralplus-Medienarchiv