Nirgends in der Zentralschweiz ist mehr Lärm

So laut ist es in der Stadt Luzern

Mit dem Schallpegelmessgerät «Piccolo II» macht sich zentralplus auf den Weg herauszufinden, wie laut Luzern ist. (Bild: mik)

Wo es laut ist, will keiner wohnen. Und gemäss einer neuen Studie belegt die Stadt Luzern bezüglich Lärmbelastung schweizweit den vierten Platz. zentralplus hat sich mit einem Schallpegelmessgerät auf den Weg gemacht, um herauszufinden, wie viel Lärm die Luzernerinnen tatsächlich ertragen müssen.

Lärm ist derzeit wieder in aller Munde. Mit dem Titel «Viel Lärm um Lärm» hat die Zürcher Kantonalbank erneut die Lärmbelastung für Schweizer Mietwohnungen untersucht. Dabei stellte sich heraus: Luzern belegt im Ranking den vierten Platz – noch vor Basel und Zürich. Etwas mehr als 60 Prozent der Luzerner Wohnadressen sind demnach kontinuierlich Lärm von 50 bis 55 Dezibel ausgesetzt. Dies entspricht ungefähr dem Geräuschpegel eines Radios in Zimmerlautstärke.

Nicht nur nervig, sondern auch teuer

Basis der Auswertung der Kantonalbank sind die Lärmdaten für Strassenlärm des Bundesamts für Umwelt und dessen Lärmdatenbank «sonBase». Ein Blick auf die interaktive Karte zeigt: In Luzern sind vor allem Gelb-, Orange- und Rottöne dominant. Also Lärmemissionswerte von 45 bis 65 Dezibel.

Nebst viel Unmut für die anwohnenden Luzerner hat Strassenlärm noch andere negative Auswirkungen: die Wertzerstörung angrenzender Immobilien. Die Studie der Kantonalbank zeigt, dass Wohnungen an Lärmquellen wie Verkehrshauptachsen vier Prozent und mehr billiger sind als identische Wohnungen an ruhigeren Orten. Damit gehen Luzerner Vermieterinnen jährlich rund 6,2 Millionen Franken flöten, wie die Bank vorrechnet. Ausfälle wegen häufiger Mieterwechsel seien hierbei nicht einberechnet.

Der Ärger um den Lärm hat es in Luzern gleich mehrmals aufs politische Tapet geschafft. Mittels zweier Vorstösse fragt der Grünliberale Kantonsrat András Özvegyi die Luzerner Regierung nach ihrer Praxis zur Lärmsanierung. (zentralplus berichtete). Beide Anliegen sind derzeit noch hängig, die Beratungen im Kantonsrat sind für den 6. Dezember angesetzt.

In ihren Antworten zu den Vorstössen verweist die Luzerner Regierung auf die Dienststelle Verkehr und Infrastruktur. Bis Ende Jahr erstelle diese ein Konzept für lärmarme Beläge. Diese wurden von der Grüne-Kantonsrätin Korintha Bärtsch gefordert (zentralplus berichtete). Doch die neuen Beläge können nicht ohne weiteres eingesetzt werden, da sie weniger nachhaltig als die bisherigen sind. Weiter geht die Luzerner Regierung davon aus, dass Hauseigentümer und Investorinnen «die erhöhte Lärmbelastung in ihre wirtschaftlichen Überlegungen einbeziehen».

Von 50 bis fast 76 Dezibel

Aus Interesse hat die Autorin sich auf den Weg zur Umweltberatung Luzern gemacht, um der Stadt Luzern auf den Zahn zu fühlen. An vier Hauptachsen, der Zürich-, Tribschen-, Baselstrasse und dem Hirschengraben – hat zentralplus eigene Messungen getätigt. Zudem hat zentralplus überprüft, wie sehr der Geräuschpegel sinkt, wenn man sich von der Hauptlärmquelle entfernt.

Die eigenen Messungen zeigen: An den viel befahrenen Strassen ist es zwischen 68,4 und 75,8 Dezibel laut. Bereits eine Häuserreihe weiter misst man Werte von 50 bis 60,9 Dezibel – also passend zu den Studienwerten. Die Resultate sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen: Die Angaben entsprechen einer Momentaufnahme. Zudem nimmt der Lärm auch nochmals ab, wenn man sich in einer Wohnung befindet. Lärmmessungen werden jedoch grundsätzlich bei offenen Fenstern gemacht.

Lärmbelastung in Quartieren ein Thema

Die Lärmbelastung wird auch in den Quartiervereinen diskutiert: «Ein Thema ist natürlich: Wer lebt schon gerne an einer viel befahrenen Strasse», bestätigt Andrea Schultheiss, Co-Präsidentin des Quartiervereins Hochwacht, gegenüber zentralplus. Besonders an Hauptverkehrsachsen wie der Zürich-, der Spital-, der Friedentalstrasse und dem Löwenplatz sei der Lärm schlimm.

Bei der Einmündung der Spital- und Friedentalstrasse gab es bereits eine konkrete Anfrage bezüglich Lärmschutz. Fahrzeuge, die in der Kolonne stehen, würden jeweils den Motor nicht abstellen. Und auch die Busse seien vergleichsweise laut. «Vor allem im Hochsommer, wenn die Anwohnerinnen die Fenster geöffnet haben, ist die Lärmbelästigung sehr hoch», sagt Schultheiss. Nun seien jedoch bauliche Massnahmen geplant, die Abhilfe schaffen sollen.

Der Lärm sei für Anwohner eine Art zweischneidiges Schwert: «Wo gibt es ausser in den lärmbelasteten Gebieten noch relativ günstige Wohnungen für minderbemittelte Mieter? Doch sinkt der Lärmpegel, steigen die Mieten», gibt Schultheiss zu bedenken.

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