So erging es Luzerner Autogaragen nach Schnee-Rekord
Den Reifenwechsel aufgeschoben und plötzlich fällt der erste Schnee. Auch dieses Jahr überraschte der Wintereinbruch viele Luzerner. Wie erlebten die Autogaragen den Jahreszeitenwechsel?
«Ich will keine Auskunft geben. Ich möchte jetzt nur Pneus wechseln», erklärt ein gestresster Stadtluzerner Garagist am Telefon. Nach dem Chaos auf den Zentralschweizer Strassen (zentralplus berichtete) dürfte der plötzliche Wintereinbruch Ende letzter Woche bei vielen Autogaragen zu vollen Terminkalendern geführt haben. Alleine am Donnerstag gingen bei der Luzerner Polizei über 600 Notrufe ein – davon über 30 Verkehrsunfälle.
Um in Erfahrung zu bringen, wie es den Luzerner Autogaragen seither erging, hat zentralplus sich umgehört. Das erste Bauchgefühl bestätigt sich nach einigen Telefonaten: Zahlreiche Luzerner Garagisten hatten keine Zeit für journalistische Fragen und verwiesen im Anschluss entschuldigend auf sich häufende Aufträge. Andere fanden Zeit, über ihre Erfahrung zu sprechen – diese gehen auseinander.
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Luzernern fehlt Eigeninitiative beim Reifenwechsel
Der Tribschen Garage Luzern sei es in den letzten Tage sehr gut ergangen, erzählt Geschäftsführer Adrian Mühlebach. Die Arbeitsauslastung lag im Rahmen, was er auf eine gute Planung zurückführt. Anfangs November sei sein Team intensiv mit Reifenwechseln beschäftigt gewesen – bis zu 70 Autos der Stammkundschaft habe die Garage täglich für den Winter fit gemacht.
Stammkundinnen, die noch mit Sommerreifen unterwegs waren, habe das Team proaktiv verständigt und so vor dem Schneetreiben mit der Winterbereifung ausstatten können. So sei es bei ihnen zu keinen Unfällen gekommen und es habe keine Notfalleinsätze gegeben.
Die Schneefälle blieben bei der Tribschen Garage Luzern jedoch nicht ohne Einfluss. Mühlebach habe rund 20 Anrufe bekommen, die nicht von der bekannten Kundschaft getätigt worden seien. Aufgrund fehlender Kapazitäten habe der Geschäftsleiter die nach Winterpneus verlangenden Luzerner weiter verweisen müssen.
Weswegen Luzerner Garagen in den letzten Tagen zuhauf solche Anrufe erhalten haben und sich das Chaos auf den Strassen breitmache, könne Mühlebach nicht nachvollziehen. Die Schneefälle seien seit Langem bekannt gewesen. «Die Allgemeinheit hat einmal mehr versagt», so sein Fazit. Dies führe er vor allem auf fehlende Eigeninitiative beim Reifenwechsel zurück.
In 35 Jahren Branchenerfahrung noch nie so erlebt
PneuMarks nahm sich während der verschneiten Tage auch der Laufkundschaft an. «Wir wurden letzte Woche überrannt», erzählt Geschäftsleiterin Christiane Marks. In 35 Jahren Arbeitstätigkeit in dieser Branche habe Marks dies noch nie so erlebt.
Obwohl ihr Team von frühmorgens bis abends um 22 Uhr durchackerte, habe die Garage viele Reifenwechselwillige auf einen anderen Tag vertrösten müssen oder erst nach Wartezeiten von bis zu 1,5 Stunden bedienen können. Seit Donnerstag habe PneuMarks rund 400 Autos für den Wintereinsatz vorbereitet – und allein am Donnerstag ganze 80 Reifenquartette ausgewechselt.
Die Leute sollen mit ihren Sommerreifen «regelrecht hergeschlittert» sein. Der Randstein sei zum Hindernis geworden. Mit der Sommerbereifung und dem vielen Schnee schafften viele Kundinnen die Zufahrt zur Garage nicht mehr. «Wir waren viel Zeit mit dem Anschieben von Autos beschäftigt», erinnert sich Marks mit einem Lachen.
Neben den viel gefragten Reifenwechseln erreichten die Luzerner Garage auch Anfragen zur Behebung von kleinen Blechschäden. Da sich PneuMarks jedoch nicht um die Carrosserien ihrer Kundschaft kümmere, habe Marks die Interessenten weiter verweisen müssen.
Blechschäden halten sich in Grenzen
Beispielsweise das Auto- und Pneuhaus Luzern nahm sich solchen Anfragen an. Die Lage zu Blechschäden sei in den letzten Tagen aber überschaubar gewesen, sagt Inhaber Bekim Zenuni gegenüber zentralplus. Sein Garagenteam habe vor allem «Bagatellschäden» und «Schönheitsfehler» ausbessern müssen. Vereinzelt seien Kunden aber auch mit etwas stärkeren Blechschäden in die Garage gerollt.
Grundsätzlich sei die Lage in den letzten Tagen beim Auto- und Pneuhaus Luzern nicht aussergewöhnlich gewesen. Zenuni schätzt die Auslastung als in etwa vergleichbar mit den Wintereinbrüchen aus dem Vorjahr ein. Der Grossteil der Kundschaft habe die Reifen bereits vor dem ersten Schnee gewechselt.
Das Auto- und Pneuhaus Luzern mache bereits im Oktober auf den anstehenden Reifenwechsel aufmerksam. Zenuni verweist auf das O bis O Prinzip – Oktober bis Ostern sollten Autos mit Winterbereifung unterwegs sein.
Natürlich habe es als Reaktion auf den vielen Schnee auch dringende Anfragen gegeben. Am Donnerstag und Freitag erreichten sie gut 50 Anfragen für Reifenwechsel. Mittlerweile seien bereits rund drei Viertel dieser Anfragen umgesetzt, so Zenuni. Dies habe die Auslastung während der Schneetage jedoch nicht beeinflusst, da die Kundschaft mit Sommerpneus sowieso nicht habe fahren können.
ist seit Sommer 2024 als Praktikant für zentralplus tätig. Der gebürtige Luzerner schrieb in seiner Zeit als Geschichtsstudent vorwiegend über Vergangenes in fernen Ländern. Bei zentralplus findet er die zeitliche und geographische Nähe zur Heimat wieder und berichtet am liebsten über lokale Kuriositäten.