Optimismus beim Stoos, Vorbehalte im Sörenberg

Skigebiete starten neue Saison mit gemischten Gefühlen

Alles ist bereit für die neue Skisaison am Stoos. Doch die Lage ist fragil. (Bild: zvg)

Die 15 Zentralschweizer Skigebiete geben sich vor dem anstehenden Saisonstart optimistisch. Gleichzeitig schielen sie mit einem besorgten Auge nach Bundesbern. zentralplus hat den beiden Skigebieten Sörenberg und Stoos den Puls gefühlt.

Am Wochenende gibt es gemäss Prognosen die erste Ladung Schnee in den Bergen. Während Wintermuffel die Wollsocken aus dem Schrank hervorkramen, kann dies für Schneefans nur eines bedeuten: Die Skisaison steht vor der Tür. Während die Pisten auf dem Titlis schon seit einigen Wochen offen sind, werden auch die weiteren Skigebiete der Zentralschweiz demnächst ihre Skilifte in Betrieb nehmen.

An einer Medienkonferenz der Skigebiete des Schneepasses ist den Verantwortlichen vor allem etwas anzumerken: die Hoffnung auf einen möglichst normalen, nicht von Corona geprägten Winter. So sagt Sandro Widmer vom Marketing des Skigebiets Stoos: «Wir hoffen, dass wir eine normale und ruhige Wintersaison erleben.»

Denn die vergangene Wintersaison war für die Skigebiete turbulent. Einerseits veranlasste der Bund aufgrund der Pandemie einschneidende Massnahmen, wie beispielsweise limitierte Kapazitäten für die Bergbahnen. Anderseits entwickelte sich im Laufe des Winters ein kantonaler Flickenteppich an Corona-Bestimmungen für die Skigebiete. An manchen Orten blieben die Pisten länger geschlossen als an anderen, hier waren die Restaurant-Terrassen offen, dort zu. Chaotische Zustände durch und durch.

«Brutal ungerecht behandelt»

Schlechte Erinnerung an diese Zeit hat René Koller, Direktor bei den Sörenberg-Bergbahnen: «Wir wurden durch die Bestimmungen des Kantons Luzern brutal ungerecht behandelt.» Er spricht damit die sonderbaren Regeln des Kantons an. Die Luzerner Skigebiete durften als letzte ihre Pisten öffnen und als es so weit war, nur jeweils von Donnerstag bis Sonntag. Im Gegensatz zu anderen Kantonen blieben die Restaurant-Terrassen den ganzen Winter zu (zentralplus berichtete).

«Ein erneuter Lockdown wäre für uns das Schlimmste. Das ginge an die Existenz.

René Koller, Direktor Sörenberg-Bergbahnen

Koller blickt der kommenden Wintersaison darum mit gemischten Gefühlen entgegen: «Wir freuen uns sehr auf den Winter. Aber wir haben den Verlauf der Saison letztlich nicht in der eigenen Hand.» Zwar haben die Sörenberg-Bahnen den vergangenen Winter trotz Einschränkungen gut gemeistert. Und der Umsatz aus der diesjährigen Sommersaison übertraf sogar die Werte vor der Pandemie. Trotzdem schwebt Corona wie ein Damokles-Schwert über dem Sörenberg: «Ein erneuter Lockdown wäre für uns das Schlimmste. Das ginge an die Existenz», erklärt Koller seine Besorgnis.

Zuversicht am Stoos

So weit mag man beim Stoos gar nicht denken. «Wir gehen mit einem sehr guten Gefühl in die kommende Saison», sagt Sandor Widmer optimistisch. Die bisherigen Abo-Vorverkäufe sähen gut aus. Und mit zwei Ski-Wettkämpfen der Winteruniversiade stehe ein erstes Saison-Highlight im Dezember unmittelbar bevor.

«Einer Zertifikatspflicht im Skigebiet blicken wir besorgt entgegen. Aber wir haben Vorkehrungen getroffen, sollte es so weit kommen.»

Sandro Widmer, Marketing Stoos-Bergbahnen

Die steigenden Corona-Fallzahlen verursachen jedoch auch bei Widmer dezente Sorgenfalten. «Einer Zertifikatspflicht im Skigebiet blicken wir besorgt entgegen. Aber wir haben Vorkehrungen getroffen, sollte es tatsächlich so weit kommen.»

Sandro Widmer (links) und René Koller freuen sich auf die Wintersaison, doch beide haben Vorbehalte. (Bild: ewi)

So können Besitzerinnen von Abonnements diese bei allfälliger Einführung von 3G zurückgeben und erhalten dafür Wertgutscheine zurückerstattet. Zudem klären die Stoos-Bahnen ab, ob das Zertifikat auf dem Skipass hinterlegt werden kann. Dadurch müssten die Skifahrer nicht ständig ihre ID und das Smartphone hervorkramen. Widmer ergänzt aber: «Wir wollen nicht alles auf die 3G-Regel vorbereiten. Sonst stecken wir zu viel Energie in etwas, das unter Umständen gar nicht kommt.»

Keine Bedenken bei Umsetzung der Schutzkonzepte

Im Hinblick auf die Umsetzung der Schutzkonzepte zeigen sich sowohl Widmer als auch Koller zuversichtlich. Die kürzlich im «Tages-Anzeiger» geäusserten Bedenken, dass das Corona-Risiko in den Skigebieten aufgrund der lascheren Massnahmen steige, wimmeln sie ab. Im Stoos habe sich im Sommer gezeigt, dass sich die Passagiere in den Bahnen an die Maskenpflicht halten. Zusätzlich setzen die Bergbahnen sogenannte Covid-Angels als Kontrolleure ein. Die Sörenberg-Bahnen wiederum reduzieren freiwillig die Kapazitäten der Gondeln. Und auch die Kontrolle der Covid-Zertifikate in der Gastronomie sei überhaupt kein Problem, bekräftigen beide.

Der Erfahrungsbericht des «Tages Anzeigers» aus dem Bündnerland behauptet jedoch etwas anderes. Dort hielten sich die Skifahrer am vergangenen Wochenende offenbar kaum an die bestehenden Schutzkonzepte. So oder so dürfte dies weder beim Stoos noch im Sörenberg grössere Sorgen bereiten, als die wöchentlichen Sitzungen des Bundesrats. Die Situation ist fragil und auf den Optimismus der Bergbahnen könnte bald schon Frust wie im vergangenen Winter folgen.

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