25-jährige Tambourmajorin

Sie regiert die Guuggenmusig mit dem Taktstock

Für sie bedeutet Fasnacht mehr als nur feiern und trinken: Chiara Theiler. (Bild: zvg)

Seit ihrer Kindheit ist Chiara Theiler mit der Luzerner Fasnacht verbunden. Mit 25 Jahren leitet sie als Tambourmajorin die Guuggenmusig «Ratteschwänz Lozärn» – und gibt damit den Takt an.

Schon bevor Chiara Theiler das Licht der Welt erblickte, war sie Teil der Luzerner Fasnacht. Ihre Eltern waren selbst jahrelang aktive Mitglieder der «Ratteschwänz Lozärn». Und so kam es, dass ihre Mutter sie bereits während der Schwangerschaft an die Fasnacht mitnahm. Die Pauke, die sie damals bei den «Ratteschwänz» spielte, musste dafür auf einem eigens umgebauten Kinderwagen ihren Platz finden.

Der Rhythmus der Pauken und Trompeten war ihr also von Anfang an vertraut. Heute sind auch ihre jüngere Schwester und ihr jüngerer Bruder Teil der Guuggenmusig – die Schwester an der Posaune, der Bruder am Euphonium.

Seit einem Jahr steht Chiara nun an der Spitze der «Ratteschwänz Lozärn» – als Tambourmajorin. Sie dirigiert die Gruppe, gibt das Tempo vor und sorgt dafür, dass Musik und Marsch harmonieren.

Die «Ratteschwänz Lozärn». (Bild: zvg)

Eine musikalische Führungspersönlichkeit

Musikalisch hat Chiara Theiler einen vielseitigen Hintergrund. Sie spielte neun Jahre Akkordeon, bevor sie sich dem Gesang widmete. Das Trompetenspiel brachte sie sich selbst in der Guuggenmusig bei. Früh begann sie ausserdem, Lieder zu arrangieren. Sie half also dabei, ein Lied für verschiedene Stimmen spielbar zu machen, indem sie Noten für jedes Register schrieb.

Dass sie einmal Tambourmajorin werden wollte, wusste sie schon lange. Als sie zur Leiterin gewählt wurde, spürte sie viel Wertschätzung, aber auch eine gewisse Nervosität. Die Position ist anspruchsvoll – sowohl musikalisch als auch organisatorisch. Sie muss immer einen Schritt vorausdenken, die Stimmung der Gruppe aufnehmen und spontan darauf eingehen. Doch Chiara hat gelernt, sich und ihrem Gespür zu vertrauen. «Ich kann mich in diesem Amt zum Glück stark auf meine musikalischen Vorkenntnisse stützen. Das haben auch die Mitglieder gemerkt und respektieren mich dafür», sagt sie.

Fasnacht bedeutet mehr als nur Feiern

Von Herbst bis kurz vor der Fasnacht im Februar wird geprobt, gebastelt und genäht. Ab dem neuen Jahr stehen auch externe Auftritte auf dem Programm – dieses Jahr unter anderem in Chur. Das erste Jahr als Leiterin war für Chiara eine Herausforderung. Im vergangenen Jahr durfte sie ihren Vorgänger begleiten, doch nun trägt sie nicht nur bei den Proben die alleinige Verantwortung, sondern auch bei den Fasnachtsauftritten.

Als Tambourmajorin braucht es nicht nur musikalisches Können, sondern auch Führungsstärke und Durchhaltevermögen. «Ich muss den Kopf immer bei der Sache haben», sagt sie. Und natürlich versucht sie, auch möglichst nüchtern zu bleiben. Auch wenn es sicher das eine oder andere Bier gibt. «Fasnacht ist auch ohne Alkohol toll und die Stimmung reisst einen einfach mit», betont sie – eine Einstellung, die sie schon als 14-Jährige hatte, als sie zum ersten Mal mit der Trompete an der gesamten Fasnacht dabei war.

Chiara Theiler in Aktion. (Bild: zvg)

Ein neuer Stil für die «Ratteschwänz»

Chiara Theiler will als Tambourmajorin keine Kopie ihres Vorgängers sein. Sie beobachtet andere Leiterinnen, nimmt Anregungen mit, bleibt aber ihrem eigenen Stil treu. Ihr Führungsansatz ist nicht ganz so autoritär wie der ihres Vorgängers. Auch wenn eine gewisse Autorität natürlich dazugehört – sie setzt aber vor allem auch auf Gespräche und musikalisches Feingefühl.

«Der ‹Tambigrind› ist zum Glück nicht so schwer.»

Chiara Theiler

Seit ihrem Amtsantritt bringt sie neue Impulse in die Guuggenmusig. Die Lieder werden nun mit mehr Dynamik gespielt, es gibt strukturierte Einspielphasen und gezielte Technikübungen. Jede und jeder soll gefördert und gefordert werden. Welche Stücke an der nächsten Fasnacht gespielt werden, entscheidet die Musikkommission gemeinsam. Anschliessend werden die Stücke intern arrangiert – so entsteht ein individueller, an die Ratteschwänz angepasster Stil.

Ihr Motto? «Ein sicheres Auftreten vermitteln – bei totaler Ahnungslosigkeit.» Natürlich sagt sie das mit einem Augenzwinkern. Denn ahnungslos ist Chiara ganz sicher nicht.

Mit Stolz in die Zukunft

Ob sie so lange im Amt bleibt wie ihr Vorgänger, der die «Ratteschwänz» zwölf Jahre lang führte, weiss sie noch nicht. Aber sie hofft, noch einige Jahre die Leitung übernehmen zu dürfen. Sie geniesst die Verantwortung und das Vertrauen ihrer Gruppe.

Um den Überblick an der diesjährigen Fasnacht zu behalten, arbeitet sie mit Listen und Spickzetteln – für Lieder, Routen und Abläufe. Denn auch wenn Fasnacht nach purem Chaos aussieht, steckt dahinter eine durchdachte Organisation.

Und was ist mit dem «Tambigrind», den sie stundenlang durch die Strassen trägt? «Er ist zum Glück nicht so schwer. Ich hoffe, dass ich nach der Fasnacht keine Rückenschmerzen bekomme», sagt sie und lacht. Eine Herausforderung bleibt es trotzdem – eine, die sie mit Leidenschaft und Präzision meistert.

Verwendete Quellen

0 Kommentare
Aktuelle Artikel
Apple Store IconGoogle Play Store Icon