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V.l.n.r.: Joshua Armstrong, Aaron Willits und Timothy Meeks in ihrer Brauerei. Es fehlt: Pierino Bonetti.
(Bild: zentralplus/bas)Vier Amerikaner brauen in Edlibach am perfekten Craft Beer, dem Bier aus ihrer Heimat, das sie so sehr vermissten. Offenbar haben sie damit auch den Geschmack der Zuger getroffen. Denn aus den anfänglich 20 Litern wurden bald 500 Liter Bier pro Woche. Die Liebe für’s Bier soll bald auch essbar sein.
Ihre Geschichte kann man in der Kategorie «erfolgreich» verbuchen: Timothy Meeks, Joshua Armstrong, Pierino Bonetti und Aaron Willits brauten 2013 ihre ersten 20 Liter Bier in Edlibach. Hobbymässig. Jetzt, Anfangs Oktober eröffnen zwei von ihnen zusammen das «Grain» in Zürich: Ein Bistro, in dem es nur Produkte aus Bier oder zumindest aus Getreide gibt – auch zum Essen. Pro Woche wollen sie künftig 500 Liter Bier produzieren. Doch von vorne.
Heimweh nach amerikanischem Bier
Angefangen hat alles mit dem Heimweh nach amerikanischen Bier. «Wir hatten keine Ahnung, wie das mit dem Brauen geht, haben uns ein Rezept gesucht und dann einfach mal losgelegt», sagt der Amerikaner Timothy Meeks. Das Ziel sei gewesen, selbst das Bier zu brauen, dass sie zuhause in Nordamerika jeweils getrunken hätten.
(Bild: zentralplus/bas)
Kein Lager also, sondern Craft Beer (siehe Box). Die ersten Biere seien aber «nicht so gut» gewesen, fügt Meeks an und lacht. Doch sie hätten neue Rezepte gesucht, sich über Foren ausgetauscht und weiter gepröbelt, bis das Bier gut schmeckte und Freunde ihnen die wenigen Flaschen jeweils fast aus den Fingern gerissen hätten. Sein Kollege Joshua Armstrong, ein Kanadier, fügt an: «Zudem ist das Craft-Bier hier auf dem Vormarsch.» In Amerika sei das schon ein riesiger Trend, an jeder Ecke gäbe es Craft-Beer. «Da haben wir beschlossen, dass wir uns grössere Tanks zulegen.»
Vom Milch- zum Biertank
Doch das sei nicht leicht gewesen, denn gutes Bierbrau-Equipment sei ganz schön teuer, sagt Armstrong. Für Hobbybrauer wie es die vier Bachweg-Brauer sind, sowieso. So mussten die Nordamerikaner in die Trickkiste greifen. So kauften sie etwa einem Bauer einen alten Milchtank ab – für 700 Franken. «Wir mussten lange putzen», sagt Meeks und lacht. Jetzt glänzt der grosse, runde Tank stolz zwischen anderem Bier-Equipment. Und ein paar tausend Franken waren gespart.
(Bild: zentralplus/bas)
Mit Kürbisbier an an die Spitze
Craft Beer, was übersetzt handwerklich gebrautes Bier bedeutet, ist ein hopfenbetontes und oftmals fruchtiges Bier. Eigenschaften eines IPA (India Pale Ale), eigentlich. Aber es ist etwas komplizierter: Ein stark gehopftes Bier ist nicht automatisch ein Craft Beer und ein schwach gehopftes Bier ist nicht unbedingt kein Craft Beer. Es geht viel mehr um die Unterscheidbarkeit eines Bieres von anderen Bieren. Ein Craft Beer hat sich seinen Namen verdient, wenn es einen eigenen Charakter hat und sich von der Masse abhebt.
Konkret bedeutete das: Auf Auszeichnung folgte Interesse, auf Interesse folgte eine grössere Absatzmenge und diese erforderte eine grössere Produktion. Das Bier-Angebot stieg. Heute zählen die Edlibacher Brauer stolze neun Biere zu ihren Eigenkreationen. Nebst dem preisgekrönten Kürbisbier und den klassischen Pale Ales bieten die Edlibacher Brauer auch Porter und saisonale Biere an. Im Frühling zum Beispiel ein Aprikosenbier, aber auch Blaubeere oder Vanille sind im Angebot.
Ein Labor für kreative Genies
Diese Vielfalt wiederspiegelt sich in der Brauerei. Sie ähnelt ein wenig einem kleinen, vollgestopften Labor kreativer Genies: Zwei grosse Gär-Tanks liegen übereinander, jede Menge Schläuche verbinden die mannigfaltigen Instrumente und stehenden Edelstahlbehälter mit dem Stromnetz. Da gerade Abfülltag ist, stehen zusätzlich Flaschen und Harassen herum. Auch die Etikettiermaschine ist bereit für den Einsatz.
(Bild: zentralplus/bas)
Dazwischen liegen grosse Säcke gefüllt mit Hopfen für das nächste Gebräu. Denn das muss schon bald gebraut werden, soll dem Restaurant nicht schon vor der Eröffnung das Bier ausgehen. «Das wird aber sowieso schwierig», sagt Meeks und zuckt dabei entschuldigend die Schultern. Weil sie erst diesen Frühling einige Tanks durch noch grössere ersetzt haben, sind sie im Produktionsrückstand.
Schwimmend zum Erfolg
Die Zeit, welche die Vier für die Brauerei aufwenden, geht längst über den Aufwand eines Hobby hinaus. Gerade jetzt, kurz vor der Eröffnung des Restaurants, sei es manchmal schwierig, den Kopf über Wasser zu halten, sagt Armstrong. «Der Aufwand ist gross und wir alle haben zusätzlich einen Job.» Das habe aber auch mit ihrer Mentalität zu tun. «Wir überlegen uns weniger als die Schweizer, sondern machen einfach. Hätten wir immer alles bis ins letzte Detail durchgedacht, wären wir heute wohl nicht kurz davor, ein Restaurant zu eröffnen», sagt Armstrong schmunzelnd.
(Bild: zVg)
Der Antrieb der vier Brauer aus Edlibach ist klar: «Hier hat es noch viel Potential für unser Bier. Und weil die Nachfrage so gross ist, machen wir weiter», sagt Meeks. Es scheint, als hätte man in Zug ein wenig auf die vier Amerikaner mit ihrem Craft-Bier gewartet.
Weitere Impressionen aus der Bachweg-Brauerei finden Sie in der Slideshow:
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Joshua Armstrong in der Mikro-Brauerei in Edlibach.
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Schläuche, Motore, Tanks: Bierbrauen technischer Art.
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Die Ettikettiermaschine ist bereit für den Einsatz.
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