Schmuckes Geschäft in der Luzerner Altstadt

Sie hoffen auf eine goldene Zukunft – trotz schwierigem Start

Stefan Studer und seine Nichte Anita Lampart im im Laden am Werklaubengässli 6 in Luzern. (Bild: zar)

Anita Lampart (24) führt seit Januar zusammen mit ihrem Grossvater Stefan Studer (73) mitten in Luzerns Altstadt die Schmuckwerkstatt 1983. Ein Unternehmen, das schon wenige Wochen nach seiner Eröffnung wieder schliessen musste – und doch auf Kurs ist.

Es ist ein Freitagmorgen, kurz nach 9 Uhr. In der frisch renovierten Schmuckwerkstatt 1983, unweit des Kornmarkts, mitten in der Luzerner Altstadt, stehen bereit:

Anita Lampart, 24, aus Buttisholz. Edle Schmuckstücke zieren Ohren und Hals, im Gesicht ruhen wache Augen und ein aufrichtiges Lächeln. Die sympathische Jungunternehmerin war schon als Kind ein grosser Fan von Edelsteinen und «Chnübliarbeiten». So war es naheliegend, den Beruf Goldschmiedin zu wählen.

Ebenfalls anwesend: Grossvater Stefan Studer aus Hergiswil am See. In einer akkurat gebügelten Hemd-Gilet-Kombination stellt er sich mit einem freundlichen Lächeln vor. Er ist ein begnadeter Berggänger, Velotourenfahrer und Aufbauer des Swiss Lauftreffs. Ein Unruheständler aus dem Bilderbuch, der auch mit 73 Jahren nicht auf der faulen Haut rumfläzen, sondern über Jahrzehnte angesammelte Erfahrung als selbstständiger Kommunikationsexperte nach Möglichkeit einbringen will.

Schon bald sitzt man gemeinsam am Beratungstisch – das anfänglich sachte Frage-Antworte-Pingpong hat sich zu einer angeregten Diskussion entwickelt.

Schnell geklärt hat sich Grundlegendes, wie etwa die Frage nach dem Angebot. In der Schmuckwerkstatt 1983 wird laut Kommunikationsprofi Studer «hochstehende Handwerkskunst vom Feinsten». Schmuck in all seinen Formen und Facetten. Ringe, Ohrschmuck, Colliers aber auch Anhänger, Bracelets sowie vieles mehr. Alles gefertigt mit grösster Sorgfalt, in echter Handarbeit. Amboss, Hämmer, Punzen und andere Werkzeuge, die sich vor der Ladentheke präsentieren – sie sind hier nicht bloss Deko, sondern finden auch tatsächlich Verwendung.

Produziert wird für Einheimische

Weil diese Arbeit dauert und in der Regel auf Auftragsbasis geschieht, verirrt sich auch kaum ein Tourist in Lamparts Geschäft. «Unser Zielpublikum besteht aus Einheimischen», bestätigt er. Hier tritt ein, wer einen Ehering angefertigt haben will – die grosse Spezialität der Schmuckwerkstatt. Aber auch jene, die ein altes Familienerbstück auffrischen, einen Ring vergrössern – oder sich schlicht und einfach «mal etwas gönnen» wollen. Lamparts grösster Trumpf: ihr fundiertes Fachwissen, das persönliche Beratungsgespräch, Angesicht zu Angesicht. «Das wird sich nie komplett digitalisieren lassen.»

Klar ist auch: Diese Art von Handarbeit hat ihren Preis. Wer bloss eine Zehnernote locker hat, ist hier fehl am Platz. Ein paar Ohrenstecker schlagen schnell mal mit mehreren Hundert Franken zu Buche. Sie sollen aus Weissgold sein, mit graviertem Jade und Brillanten besetzt? Kein Problem: Für schlappe 5660 Franken darfst du sie dein Eigen nennen. Allerdings: Ein schlichtes Ringli gebe es auch schon ab 100 bis 200 Franken zu kaufen, relativiert Lampart.

Der Weissgold-Jade-Ohrschmuck mit 29 Brillanten geht für 5'660 Franken über den Ladentisch.

Geht es ums Handwerk, ums Hämmern, Schleifen von Blech oder Draht, ums Giessen von der Wachsform zum Goldmodell, dann lauscht Grossvater Studer seiner Enkelin, wie der Gläubige dem Pfarrer. Dreht sich das Gespräch allerdings um Internetauftritt, Marketing und die allgemeine Ausrichtung des Geschäfts, dann kommt Studer zum Zug. Dann sprudelt es förmlich aus ihm heraus. Schnell zeigt sich: Wer für was zuständig ist, haben die beiden klar geregelt.

Warum aber wagt eine junge Frau mit nur gerade 24 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit? Die Antwort auf diese Frage fällt komplexer aus.

Unbestritten ist, dass Lampart ihr Handwerk versteht. Sie hat nicht nur die vierjährige Lehre zur Goldschmiedin bei Bucherer in Luzern mit Ehrenmeldung abgeschlossen, sondern 2016 auch einen Goldschmied-Schweizermeistertitel in der Sparte «Technik» eingeheimst. Als wäre das alles noch nicht genug, hat sie zudem kurzerhand auch das Handelsdiplom erworben. Wiederum mit Bestnoten.

«Nichts ist besser, als sein eigener Chef zu sein.»

Der Entscheid zur Selbstständigkeit hat aber auch mit Grossvater Studer zu tun. «Ich habe meine Enkel immer darin bestärkt, den eigenen Weg zu gehen.» Trotz Risiko und weniger Ferien. Denn Studer ist überzeugt: «Es gibt nichts Besseres, als sein eigener Chef zu sein.» Allerdings wolle dieser Schritt gut überlegt sein.

Und genau das haben Studer und Lampart gemacht. Sie haben etwa gesehen, dass es zwar in Luzern mehrere Schmuckläden gibt. «Aber wenige, die mit der Schmuckwerkstatt vergleichbar sind», so Studer. Nicht entgangen ist Grossvater und Enkelin auch, dass Vorgänger Kurt Schedler ein funktionierendes Geschäft und einen treuen Kundenstamm aufgebaut hatte. Und nicht zuletzt haben die beiden bemerkt, dass das Jobangebot für Goldschmiede in der Region begrenzt ist. Warum also nicht das eigene Ding durchziehen?

Ungeplante Schliessung und verständnisvoller Vermieter

So kam es, dass die Schmuckwerkstatt nach kleineren kosmetischen Umbauarbeiten am 15. Januar offiziell eröffnete. Allerdings nur, um wenige Wochen später darauf wegen des Coronavirus wieder zu schliessen. Nichts genutzt hat die «viele positive Resonanz». Und trotzdem findet Lampart: «Zum Glück befinden wir uns noch in einer Aufbauphase. Es hätte schlimmer sein können.» Die Einbussen haben sich auch deshalb im Rahmen gehalten, weil der Vermieter auf einen Teil der Miete verzichtet habe.

Das ungewöhnliche Geschäftsduo Lampart-Studer wird Ende Jahr noch keinen grossen Gewinn unter sich aufteilen können. Doch sie sind nach wie vor vom Erfolg der Schmuckwerkstatt 1983 überzeugt und träumen von einer goldenen Zukunft.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Hans Rudolf ("Rolf") Gleisner
    Hans Rudolf ("Rolf") Gleisner, 24.07.2020, 18:05 Uhr

    Sehr verehrte Frau Lampart
    Gratulation. Ich wünsche Ihnen alles erdenkliche Gute und Kraft in Ihrer neuen Aufgabe.

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  • Profilfoto von Stefan Hofmann
    Stefan Hofmann, 15.06.2020, 09:15 Uhr

    Eine Randnotiz zwar, aber diese Formulierung ist nervig: «Ein Unruheständler aus dem Bilderbuch, der auch mit 73 Jahren nicht auf der faulen Haut rumfläzen (will)»

    Ich mag es jeder Pensionärin, jedem Pensionär gönnen, der nach Erreichen des Rentenalters einfach «rumfläzt»! Es ist unsäglich, wie mit Aussagen wie der obigen versucht wird, auch noch das Rentenalter zu einer Lebensphase umzudeuten, in der man ums Verrecken produktiv sein muss.

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