Fazit zum Zuger «MyShuttle»

Selbstfahrender Bus schlug sich wacker – ohne Chauffeur ging es aber nicht

Der Pilotversuch mit dem Selbsfahrenden Bus ist beendet. (Bild: SBB/Jan Pegoraro)

Klein und gemächlich: Letztes Jahr tuckerte ein selbstfahrender Minibus durch die Strassen Zugs. Nun sagen die SBB, was sie aus dem Pilotprojekt gelernt haben.

Mit einigem Brimborium wurde der knapp vier Meter lange Bus, genannt «MyShuttle», der Öffentlichkeit vorgestellt. Erste Testfahrten fanden bereits 2018 statt (zentralplus berichtete). Vergangenes Jahr drehte er seine Runden dann auch mit Passagieren.

Der Minibus verfügt über sechs Sitz- und vier Stehplätze. Und er nahm es eher gemütlich. Erreichte Spitzengeschwindigkeit: 15 Stundenkilometer. Hinter dem Projekt standen die SBB in Zusammenarbeit mit Mobility, den Zugerland Verkehrsbetrieben (ZVB), dem Tech Cluster Zug und der Stadt Zug.

84 Prozent alleine gefahren

Das Bundesamt für Strassen (Astra) publizierte nun den Abschlussbericht zum Pilotprojekt. Auf fast 70 Seiten wird festgehalten, was der kleine Bus leistete und wo er an seine Grenzen stiess. Klar ist: ohne menschlichen «Aufpasser» geht es nicht. «Trotz des vergleichsweise hohen Automatisierungsgrades des Fahrzeugs ist ein Betrieb ohne Anwesenheit eines Fahrers derzeit nicht möglich», heisst es hierzu in der Mitteilung der SBB. Immerhin 84 Prozent der gefahrenen Kilometer konnte der Minibus selbst bewältigen.

Im Bericht heisst es weiter, dass die Technologie zwar imstande ist, ein solches Fahrzeug mit hoher Präzision zu manövrieren. Bei der Integration in den städtischen Fliessverkehr stosse die Technik aber noch an Grenzen. 

So führten beispielsweise Überholvorgänge anderer Verkehrsteilnehmer zu einer Geschwindigkeitsreduktion des Busses. Selbiges passierte, wenn Fussgänger dem Sensorbereich des Fahrzeugs zu nahe kamen.

Zu unpünktlich, zu viele Reparaturen

Dies wiederum dürfte zu einigen Verzögerungen auf der Fahrt geführt haben. Um ins ÖV-System eingebunden zu werden, kann man sich das jedoch nicht leisten: «Um dem Qualitätsanspruch des öffentlichen Verkehrs gerecht zu werden und die Ansprüche der Kundinnen und Kunden zu erfüllen, ist es notwendig, solche automatisierten Angebote in alle Echtzeit-Informationssysteme und Buchungssysteme des öffentlichen Verkehrs anzubinden», schreibt die SBB. Ihr Fazit:  «Noch sind die Systeme dafür nicht bereit.»

Auch der Bus selbst ist nicht über alle Zweifel erhaben: Er ging zu oft kaputt. Um ein zuverlässiges Angebot bieten zu können, müsste die Standzeit aufgrund Reparaturen deutlich verringert werden, so die SBB.

Passagiere waren begeistert

In absehbarer Zukunft wird wohl kein weiterer Minibus versuchen, sich alleine in der Stadt Zug zurechtzufinden. Insgesamt werten die SBB und die am Projekt beteiligten Partner das Pilotprojekt aber als Erfolg. 90 Prozent der Passagiere bei den Bevölkerungsfahrten gaben an, das Shuttle erneut nutzen zu wollen.

Das Projekt-Konsortium ist sich einig, dass für allfällige weitere Versuche zunächst das Kundenbedürfnis vertieft studiert werden müsste. Vorstellbar ist, dass ein neues Angebot geschaffen wird. Eines, das nicht einen bestehenden, etablierten, schnelleren Linienbus ersetzt oder zu ergänzen versucht.

Das  Pilotprojekt habe einen wichtigen Beitrag für die Akzeptanz von selbstfahrenden Fahrzeugen geleistet, hält der Bericht abschliessend fest. «Das Konsortium empfiehlt, selbstfahrende Fahrzeuge weiter zu fördern, um die Systemgrenzen noch besser kennenzulernen.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von I. Irgendeiner
    I. Irgendeiner, 06.05.2020, 19:44 Uhr

    Sowohl der Bus am Rheinfall wie auch derjenige in Zug sind lächerliche Versuche, mit eine völlig untauglichen Software ein hoch komplexes Problem zu lösen.
    Nur Waymo (Google) hat dafür das nötige KnowHow, aber dort anzufragen wäre ja echt zuu peinlich…

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