Noch etwa 30 Schwäne schwimmen im Zugersee

Schwanenpaar brütet in Zug an prominenter Lage

Keine Scheu vor Menschen: Schwanennest direkt an der belebten Zuger Seepromenade. (Bild: Beat Holdener)

Die Stadtzuger Seepromenade ist um eine Attraktion reicher. Vor den Augen der Spazierenden, direkt neben der Schiffstation Bahnhofsteg, haben zwei Schwäne ein Nest gebaut. Der Nachwuchs dürfte schon bald schlüpfen. Generell ist der Schwanenbestand auf dem Zugersee in den letzten Jahren zurückgegangen. Mit anderen Wasservögeln gibt es immer wieder Probleme.

Sie lassen sich weder vom Trubel der Passantinnen und Passanten, von Kindergeschrei oder streunenden Hunden, noch von den an- und ablegenden Kursschiffen beeindrucken: Mitten in der steinverbauten Uferzone der Katastrophenbucht brütet seelenruhig ein Schwanenpaar beim Eingang zu den stark frequentierten WC-Anlagen. Sorgfältig dreht die Schwanenmutter regelmässig ihre Eier im Nest, auch wenn Menschen in der Nähe sind. Ansonsten verbirgt sie ihren Schnabel meist stoisch unter dem Flügel und reckt ihren Hals nur bei unbekannten Geräuschen in die Höhe.

Wenig natürliche Nistmöglichkeiten

Die beiden Tiere sind bei der kürzlich durchgeführten Erhebung des Schwanenbestandes durch das Amt für Wald und Wild bereits registriert worden. Sie haben ihr Revier seit einiger Zeit entlang der Seeuferpromenade vor der Stadt Zug bezogen. Für die Wildhüter ist die Wahl des Nistortes trotz exponierter Lage nicht überraschend: «Die Schwäne haben keine natürlichen Feinde, sie fühlen sich hier zuhause und sie haben sich an die Menschen gewöhnt», sagt der beim Kanton zuständige Wildhüter Adrian Zehnder. «Viele natürliche Nestmöglichkeiten haben sie in diesem Uferabschnitt zudem nicht.» Hier werden sie auch von den Menschen gefüttert, obwohl Brotnahrung für sie eigentlich nicht geeignet ist. Plakate der Stadt Zug machen zurzeit auf diese Problematik aufmerksam.

«Fremde Schwäne werden mit allen Mitteln vertrieben oder unter Wasser gedrückt, sogar Familienmitglieder werden ausgestossen.»

Adrian Zehnder, Wildhüter

Schwäne leben oft lebenslänglich in einer stabilen Paarbeziehung. Wie lange das brütende Paar in der Vorstadt schon zusammenspannt und wie alt sie sind, ist unbekannt. Das Muttertier hat jedoch kürzlich fünf Eier gelegt und bebrütet diese nun während rund fünf Wochen fast Tag und Nacht vor den Augen vieler Schaulustiger. Nur zur Nahrungssuche verlässt es kurz das Nest. Das Männchen kehrt sporadisch zurück und verteidigt den kommenden Nachwuchs gegen allfällige Gefahren. Taucht ein Eindringling auf, wird mit Fauchen und ausgebreiteten Flügeln Angst eingejagt und versucht, diesen in die Flucht zu schlagen.

Auch gegen Artgenossen werden territoriale Ansprüche geltend gemacht. «Wir müssen jedes Jahr ein paarmal ausrücken, weil Schwäne recht brutal aneinandergeraten», sagt Wildhüter Zehnder. «Fremde Schwäne werden mit allen Mitteln vertrieben oder unter Wasser gedrückt, sogar Familienmitglieder werden ausgestossen.» Gutmeinende Menschen nehmen in solchen Situationen oft die schwächeren Tiere in Schutz. «Es ist schwierig, den Leuten klarzumachen, dass dies ein natürliches Verhalten ist», so Zehnder.

Nur noch etwa 30 Zugersee-Schwäne

Die Anzahl Schwäne, die im See leben, hängt vorwiegend von der zur Verfügung stehenden Nahrungsmenge ab. Der Bestand an Höckerschwänen ist laut Adrian Zehnder in den letzten drei Jahren auf natürliche Weise von rund 60 auf etwa 30 Exemplare zurückgegangen. Der Bestand wurde also nicht aktiv reduziert, wie viele Leute vermuten. Durch das immer sauber werdende Seewasser finden die Gründeltiere immer weniger geeignete Nahrung am Boden. In Spitzenzeiten sollen auf dem Zugersee bis zu 300 Schwäne anzutreffen gewesen sein. Im Gebiet der Gemeinde Zug nisten zurzeit weitere Schwanenpaare auf den Inseln Eiola, im Brüggli und im Gebiet des alten Lorzendeltas.

Höckerschwäne sind nicht jagdbar und grundsätzlich geschützt. Das Nest in der Vorstadt wurde deshalb von der Stadt Zug mit Absperrgittern vor allzu Neugierigen etwas abgeschirmt. Die Initiative kam von Stadträtin Eliane Birchmeier, nachdem sie am See unterwegs war und die Situation gesehen hatte. In Absprache mit dem Amt für Wald und Wild realisierte der Werkhof schliesslich die Lösung mit den beiden Gittern. Eine andere Form von Zaun oder ein blosses Absperrband hätten gemäss Angaben der Stadt Zug nicht wirklich geholfen. Die beiden Schwäne können also in der Vorstadt vorläufig ihr Familienglück weiter geniessen – beobachtet, aber unbehelligt.

Graugänse werden dezimiert

Auch bei den Graugänsen hat die Brutsaison begonnen. Am Zugersee lebten laut Amt für Wald und Wild des Kantons Zug vor ein paar Jahren rund 130 Exemplare. Gemäss Verfügung müssen diese bis 2024 auf 20 bis 40 Tiere reduziert werden. Die Graugänse können erhebliche Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen anrichten. Auch der Schilfbestand wird durch Gänsefrass in Mitleidenschaft gezogen. In Zusammenarbeit mit dem Vogelschutz werden deshalb zurzeit den eigentlich geschützten Tieren Eier aus dem Gelege entnommen. Teilweise wurden auch schon Tiere abgeschossen. Die Graugänse haben sich aber gemäss den Erfahrungen von Adrian Zehnder schnell an die Situation angepasst. Sie verhalten sich jetzt vorsichtiger und treten weniger in Schwärmen auf. Abschüsse sind deshalb nicht mehr vorgesehen.

Andere Vögel, andere Probleme

Wilde Schwäne bereiten den kantonalen Wildhütern in der Regel wenig Arbeit. «Fast zur Tagesordnung» gehört laut Adrian Zehnder dagegen das Versetzen von Stockenten. Diese brüten im bewohntem Gebiet auch auf Balkonen, auf Flachdächern oder in Blumentöpfen. Können die Muttertiere an diesen exponierten Orten zusammen mit den Jungen eingefangen werden, wird die ganze Familie in der Natur am See ausgesetzt. Wenn nur die Jungenten erwischt werden, kommen diese in einen Aussenzwinger in der Reussebene. Sie bleiben dort wild und ernähren sich natürlich, bis sie selber in die Freiheit fliegen können.

Problematisch sind im Kanton Zug beispielsweise Nilgänse. Diese gehören nicht zur einheimischen Fauna, sondern sind aus Tiergärten entwichen oder wurden unerlaubterweise ausgesetzt. Sie verhalten sich sehr aggressiv gegen einheimische Vögel und werden deshalb von den Wildhütern abgeschossen. «Anfang Jahr ist etwa ein halbes Dutzend Nilgänse im Kanton Zug aufgetaucht», erzählt Adrian Zehnder, «eines der nicht willkommenen Tiere habe ich bereits erwischt.»

Wachsam wegen Vogelgrippe

Fälle der als Vogelgrippe bekannten aviären Influenza sind im Kanton Zug seit längerer Zeit keine aufgetaucht. Die über Vögel übertragene Viruserkrankung könnte jedoch aus Deutschland aktuell wieder zu uns eingeschleppt werden. «Wir sind dafür sensibilisiert und müssen ein Auge darauf haben», so Adrian Zehnder «aber im Moment ist die Krankheit nicht akut.» Wenn Kadaver von toten Wasservögeln gefunden werden, ist die Todesursache meist banaler: Die meisten wurden auf der Strasse von Fahrzeugen überfahren.

Die Schwanenmutter wendet ihre fünf Eier regelmässig. Oben links ist die Schiffsanlegestelle Zug-Bahnhofsteg. (Bild: Beat Holdener)
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