Parkplatzabbau beim Geissmattpark verärgert Wirtepaar
Dem Wirtepaar Corinna und Ralf Thomas spielt die geplante Umgestaltung des Geissmattparks nicht in die Hände – Grund dafür sind Parkplätze. (Bild: asc / zvg)
Weil die Stadt Luzern den Geissmattpark verschönern will, müssen die Gäste des Restaurants Reussbad chez Thomas in Zukunft auf mehrere Gästeparkplätze verzichten. Das sorgt für Unmut.
Der Stadtluzerner Geissmattpark ist seit Jahren Politikum. Viele Ideen wurden diskutiert und viele wieder verworfen. Kürzlich präsentierte die Stadt Luzern erstmals einen konkreten Plan, wie sie den Geissmattpark aufwerten will (zentralplus berichtete). Neben dem eigentlichen Park plant die Stadt auch für den angrenzenden Strassenraum.
Während es viele Luzerner freuen dürfte, dass es im Geissmattpark vorwärtsgeht, gibt es auch Leidtragende. Im Rahmen der geplanten Bauarbeiten werden Gästeparkplätze des Restaurants Reussbad chez Thomas abgebaut – wie ein von der Stadt Luzern eingereichtes Baugesuch zeigt.
Parkplätze müssen der Verkehrssicherheit weichen
Zurzeit verfügt das Restaurant über drei Gästeparkplätze sowie Parkmöglichkeiten in und vor der Garagenbox, wie den entsprechenden Baugesuchsunterlagen zu entnehmen ist. Autofahrerinnen müssen rückwärts auf die Strasse ausparkieren, zum Wenden ist auf dem Grundstück kein Platz.
So sieht die Situation vor Ort aus:
Zudem liefern Lieferanten dort auch Getränke und Lebensmittel an. Sie halten auf dem Trottoir oder bei der Bushaltestelle und laden ab. In dieser Parkplatz- und Anlieferungssituation sieht die Stadt Luzern allerdings ein Sicherheitsproblem. Ihre simple Lösung: Alle Parkmöglichkeiten bis auf einen Gästeparkplatz und den Platz in der Garagenbox müssen verschwinden – zum Unmut der Restaurantbesitzer.
Das sind die konkreten Pläne der Stadt:
Corinna Thomas, Gastgeberin des Restaurants Reussbad chez Thomas, kommentiert die Situation gegenüber zentralplus: «Das ist für uns keine schöne Geschichte.» Natürlich sei das Baugesuch nicht aus heiterem Himmel gekommen, das Wirtepaar habe sich im Vorfeld mit dem Verantwortlichen der Stadt ausgetauscht.
Dieser habe sich für das Paar eingesetzt. «Er konnte aber nichts an der Situation ändern.» Von einer Einsprache gegen das Bauvorhaben habe das Paar abgesehen, es wäre «sinnlos» gewesen. Die Stimmung im Restaurant ist nun schlecht, man sei «resigniert». Ein einziger Gästeparkplatz sei wie keiner, findet die Gastgeberin.
Velofahrer sollen weitaus gefährlicher sein als Autofahrerinnen
Doch wieso ist der Abbau von Parkplätzen beim Restaurant überhaupt notwendig? Wo sieht die Stadt das? Aus den Baugesuchsunterlagen geht hervor, dass aufgrund der herrschenden Sichtverhältnisse die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer nicht garantiert sei.
Für Thomas unverständlich: «Meines Wissens ist es bisher aufgrund der jetzigen Parksituation zu keinem Unfall oder einer gefährlichen Situation gekommen.» Man müsse aufpassen, aber die Ausfahrt aus den Gästeparkplätzen sei problemlos machbar.
Die Gastgeberin sieht das Gefahrenpotenzial an anderer Stelle: «Velofahrer, die vom St. Karliquai auf die St. Karlistrasse oder die Geissmattbrücke schiessen, sind weitaus gefährlicher.» Diese hätten an der Stelle nämlich keinen Vortritt. Mit dieser Auffassung ist sie nicht alleine – in der Umgebung des Geissmattparks sind Velofahrer des Öfteren Diskussionspunkt (zentralplus berichtete).
Ohne die Parkplätze könnten Gäste ausbleiben
Die geplante Reduktion der Parkplätze stellt das Restaurant vor ein Problem. «Wir haben viele ältere Stammgäste, diese sind auf eine kurze Gehdistanz zum Restaurant angewiesen», erklärt Thomas. 75 Prozent weniger Gästeparkplätze könnten dazu führen, dass diese Gäste zu Hause bleiben. «Gerade nach der harten Pandemie-Zeit nerven solche bürokratischen Hindernisse doppelt», ärgert sich Thomas.
Auch bei der Anlieferung entstehen Reibungspunkte. Denn Folgendes steht in den Baugesuchsunterlagen: 3,5-Tonnen-Lieferwagen dürfen nicht mehr rückwärts auf die Strasse fahren und bei der Anlieferung dürfen diese Fahrzeuge nicht auf dem Trottoir oder parallel zur Strasse stehen.
Gastgeberin zweifelt an Umsetzbarkeit der Auflagen
Zudem heisst es weiter: «Für eine Anlieferung mittels Lastwagen gibt es vor Ort keine sichere Möglichkeit und diese ist deshalb zu vermeiden.» Ausserdem dürfen – wie bisher gängige Praxis – weder 3,5-Tonnen-Fahrzeuge noch LKW zum Warenumschlag die Bushaltestelle nutzen.
Die Gastgeberin habe schmunzeln müssen, als sie diese Auflagen zum ersten Mal las. Sie zweifle stark daran, dass die Einhaltung dieser Auflagen möglich sei. Wie die geplanten Änderungen in der Praxis umsetzbar sind, wird sich also zeigen müssen. Ab 2026 sollen die Baumaschinen auffahren. Bis ins Frühjahr 2027 will die Stadt das Aufwertungsprojekt abgeschlossen haben.
ist seit Sommer 2024 als Praktikant für zentralplus tätig. Der gebürtige Luzerner schrieb in seiner Zeit als Geschichtsstudent vorwiegend über Vergangenes in fernen Ländern. Bei zentralplus findet er die zeitliche und geographische Nähe zur Heimat wieder und berichtet am liebsten über lokale Kuriositäten.
Die Stadt findet immer läppische Argument, um Parkplätze abzubauen. Vieleicht schaft man dafür noch mehr Beamtenstellen. Wann wehrt sich endlich der Grossteil der Bevölkerung, nämlisch die Autofahrerinnen und die Autofahrewr.
laurin-lu, 17.12.2024, 20:52 Uhr
Die Autofahrer in der Stadt sind längst in der Minderheit.
Die Alten wissen nicht mehr wie sie ins Restaurant kommen? Die Bushaltestelle ist zwei Meter neben der Eingangstür. Und dann kann man erst noch ein, zwei Gläsli mehr trinken. Weil man ja nicht mehr selbst heimfahren muss.
Kommentarschreiber, 17.10.2024, 17:17 Uhr
Klar doch, die "Velofahrer, die vom St. Karliquai auf die St. Karlistrasse oder die Geissmattbrücke schiessen", sind das Hinderniss und die grösste Gefahr. Dass die auf dem St. Karliquai vom Mühlenplatz herkommenden Autos auf der rechten Spur die auf der linken Spur geparkten Autos mit z.T. Höchstgeschwindigkeit, trotz korrekt entgegenkommenden Velos, in gefährlicher Weise überholen und so auf die St. Karlistrasse und über die Geissmattbrücke "schiessen", um dort auch noch die korrekt von der Geissmattbrücke herkommenden Velos in Gefahr zu bringen, hat das Wirtepaar grosszügig übersehen.
Und überhaupt, "die vielen ältere Stammgäste, die auf eine kurze Gehdistanz zum Restaurant angewiesen" sind, können ihre Autos problemlos im Parkhaus Altstadt parken, das liegt auch in relativ kurzer Gehdistanz zum Restaurant Reussbad.
Also, Problem gelöst.
SAS, 16.10.2024, 20:54 Uhr
warum wird keine 20 Tempo Zone realisiert? Das wäre doch für die „Sicherheit“ am schlausten!!!!!!!!!!
martin.vonrotz, 17.10.2024, 10:37 Uhr
Es wird ja schon auf 30 reduziert und die Velofahrer*Innen würden bei einer 20er Zone erst recht zum Hinderniss.